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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0403

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bei'in Ausruf« seines Baumeisters die Sylbe Hans im ganzen Halb-
kreise hundertfach zurückgab und nicht eher ganz verstummte, als
bis sie mit diesem Theater selbst iu Schult und Asche unterging.
Ganz etwas Anderes aber war es mit den die Luft durchschnei-
denden und durch die Allgewalt des Schalls sogar dariibeihiii flie-
gende Vögel in Flug selbst lödtenden Sehallinasscn eines laut auf-
jauchzenden und aufklatschenden Zuschauerkrcises *). Denn es
mag wohl eine merkliche Luftveränderung hervorbringen, wenn in
demselben Moment aus 20,000 Kehlen ein Lebehoch erdonnerte und
niit 40,000 zusammengeschlagenen Hunden ein zweites Donner-
wetter darein schlug. Da trat der Fall ein, dafs die geschäftige
Echo ihre Verdoppelnngskiinsle nicht nur ohne alle Störung, son-
dern sogar zum wahren Genufs und zu erhöheler Zufriedenheit der
Rufer und Klatschet- nicht lebendig und kräftig genug treiben konn-
te. Mau bedenke, dafs wohl in mehreren Halbkreisen der Thea-
ter der Fall eintrat, welchen die neuen Reisenden in Sicilien von
den Trümmern des Tanromiuischen Theaters oder der Bühne von
Taormina berichten **). Der treffliche baierisebe Architect Gärt-
ner, dem wir die neueste verständig aufgefafste und meisterhaft
in München lilhographirle Ansicht von den Trümmern dieses Thea-

*) Man erinnert sich liier an jenes in Montaigne's Essais so sinn-
reich gedeutete Ereignifs, als der Sieger des Philippus von Mace-
donieh, der Proconsul Q. Flaminius, in den Istinnischen Spielen
zu Corinth den versammelten Panhellenen durch den Herold ganz
unerwartet das Freiheits - Edict ausrufen liefs, nach Plutarch's Er-
zählung in Flamin, c. 10. p. 482. Hutt. oder p, 375. A. Bei'm Ju-
belgeschrei der vom Freudentaumel ergriffenen Tausende stürzten
Ilaben, welche zufällig eben über den Reihensitzen des Theaters
flogen, sogleich herab, wo es nun, sagt Plutarch, durch die durch-
schneidenden Klangstrahlen einen luftleeren Raum hervorbrachte,
oder als ein Pfeil wirkte, oder einen Luftwirbel erregte. Plutarch
nennt es ein oft vorkommendes Ereignifs, Tö TroWiv.i; Xeyl/Jirjov
sU WttgßoXifJ TJ}; <?>i»i#s xai ^kytSo;. Bekanntlicli trug' sich bei
der Canonade von Valmy in der Champagne 1792. dasselbe zu.
Die Akustik der Alten unterschied sehr richtig, wie auch Chlad-
ni zu bemerken nicht unterlassen hat, die doppelte Brechung des
Schallstrahls, ivay.Xaai; und y.aräy.Xaai;. S. Aristoteles, Probleme
Sect. XL problem. 51. p. 812. E.

**) Noch bleibt d'Orville's Sicula die befste Quelle für diese
Untersuchung. Aber schon Rietesel hat in seiner Reise
durch Grofsgriechenland und Sicilien, im ersten Send-
schreiben S. 157, die akustischen Vortheile, die man auf den ober-
sten Stufen der in Felsen ausgehauenen Sitzreihen hier bemerkt,
genau bezeichnet,
 
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