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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0402

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Zahl von 20 bis 30,000 Zuschauern auch völlig befriedigte Zu-
hörer wurden. Nach Allem, was auch in den neuesten Zeiten
üher die befstmöglichste Erreichung dieses Zweckes in unserer frei-
lich durch ganz andere Bedürfnisse in Bedachung und Beleuchtung
sehr verschiedenen Schaubühne gesagt worden ist, bleibt hier noch
Vieles aufzuklären. Reine oder elliptische [Ialhcirkel in den Sitz-
reihen der Seher sind durch unsere Calels, Langeihanse, Wein-
brenn er n. s. w. nur noch streitiger und verwickelter geworden.
Aber wären auch keine Theater weiter übrig gebliehen als die Trüm-
mern von den Theater zu Taormina und JVlorviedro (Sagunt), so
wäre es doch schon dadurch II rl Widersprechlieh bewiesen, dafs die
Sehallstrahlcn in jeder Richtung und Ausbreitung ihre vollkommene
Wirkung (baten und überall Alles ohne Anstrengung vernommen wur-
de. Doch, wie gesagt, hiervon kann unserer Absicht gcmäfs hier
nicht die Rede sein. Es liegt mir hier nur ob, die Behauptung
gilt zu machen, dafs hei der Strnctur der alten Theater das lact-
luäl'sigeBeifallklatschen den Klatschenden selbst noch durch Verstärk-
ung und Wiederholung jedes einzelnen donnernden Unisonos mit den
Händen (der Brite nennt es ein Glockengeläute, peal of applause,)
eine eigene Unterhaltung, ja einen Genufs gewährte, von welchem
wir uns jetzt selbst mit allem Aufwände ausmalender Phantasie
kaum eine Vorstellung zu machen vermögen. Man mufs hierbei nur
die bekannte Erfahrung in Erinnerung bringen, dafs man im Al-
terthume, wo es nur sein konnte, die Theater allezeit am Abhänge
eines Berges oder Felsens so anbrachte, dafs man die Sitzreihen
der Zuschauer in lebendigen Felsen nusgeliauen über einander au-
legen konnte. Diefs bezeugen die Trümmer aller anderen Theater
an den Küsten des Archipelagus und Sicilieus, und seihst Vitniv,
der freilich in Rom selbst darauf keine Rücksicht nehmen konnte,
sagt doch (Buch V. Kap. IIl. S. 211., übers, von Rode): „wird
das Theater an Gebirgen angelegt, so macht der Grund keine
Schwierigkeit." So sehr nun auch selbst nach Vitruv's Vorschrif-
ten alle verwirrenden, vom Austofse zurückprallenden Wellen kreise
<lcs Schalles schon durch die Bauart vermieden werden müssen,
so schliefst diefs doch die wahre Resonanz, die Fortpflanzung des
verstärkten Sehalles bis zu der obersten Galerie der Sitzreihen kei-
neswegs aus, und Vitniv verlangt ausdrücklich, man müsse genau
darauf sehen, dafs diese Resonanz nicht verhindert werde und über-
haupt dafs der Ort nicht dumpf sei. Die Dcclamation der Schauspie-
ler, der Klang der geblasenen und besaiteten Instrumente war hierbei
gewifs so abgemessen und berechnet, dafs, was die Griechen her-
um seh al 1 e n d e und en tge ge n b rech ende Klangbrechuug
nannten, nie vorkommen konnte. Diese Neckereien der muthwil-
ligen Nymphe Echo hätten die Alten gewifs eben so störend und ver-
drießlich gefunden, als sie die Bewohner einer uns benachbarten
grofsen Hauptstadt in jenem neuerbaiilen Theater fanden, welche
 
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