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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0424

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Ich wende mich mm zn den am Nieolauslage gewöhnlichen
Kränzein. Schon aus ilcm Namen wird man die Gestalt dieses
Backwerks leicht ermthen können. Es ist ein rundes, gefloehle-
lies Gebackenes, das allerdings eine sehr grol'se Aehnlichkcit mit
den auch noch unter uns in den niederen Stünden gewöhnlichen
Brautkränzen hat. Aher was hat der züchtige und enthaltsame
heilige Nicölaus, der schon als Windelkind die Ahstineuz der Kir-
che so streng üble, dafs er an den gewöhnlichen Fastenlagcn
(feria qnarta et sexfa) nur Abends die Milch an der Brust seiner
Amme genol's, mit einer so profanen Sache, als ein Jungfernkiiiiiz-
cneii ist, zu "schaffen? Wurde er etwa durch eine schiine, ans
dem Stegreife herdeclamirle Strohkranzrede Bischof zu Myra, wie
der selige Doetor Bahrdf, nach der Aussage seines berühmten oder
berüchtigten Sohnes, Superintendent in Leipzig? Diese Hypothese
möchte in der That etwas schwer zu erweisen sein. Zum Glücke
hilft uns hier die Hciligenlegende, die mancher christgläubigen Seele
schon so oft eine Helferin aus allen Nölhen war, auch hier aus
unserer Verlegenheit. Das Geschichtchen ist so schön und em-
pfindsam , dafs ich mir das Vergnügen nicht versagen kann, es
auch hier anzuführen und damit die Ehre jener ehrwürdigen Le-
genden zu retten , die in diesen ruchlosen und ungläubigen Zeilen
so manchen bittereu Spott und unverdiente Anfechtungen erdulden
müssen. Nicolans, so erzählt die heilige Sag'e, war ein frommer
Jüngling zu Patara in Kleinasien , der durch den Tod seiner Ael-
tern zu dem frühen Besitze grofser Beichthümer gekommen' war.
Diese unter die Armen zu vcrlueileu und dadurch Glück und Wohl-



Ringel, ein Ringelgehackenes. Auch von dem bei uns gewöhn-
lichen Worte Brezel, welches Koch Bretsel geschrieben haben will
und von Brechsei (der Teig wird nämlich wahrend der Zubereit-
ung gebrochen)- ableitet, liefse sich vielleicht noch ein anderer
Ursprung angeben, den ich bei Koch nicht bemerkt linde. Während
der Fasten nämlich gingen die Priester und Mönche in den Häu-
sern und Dorfschulen herum, liefsen Kinder und Erwachsene be-
ten und gaben pro pr-eciuneula ein solches Gebackenes, das daher
den Namen Brezel erhielt." Daraus liefse sich's denn auch erklä-
ren, warum an vielen Orten noch jetzt der Gebrauch herrscht,
dafs gerade um diese Zeit, besonders bei dem Gregoriussingen,
Brezeln an die Schulknaben vertheilt werden. Mir scheint wenig-
stens diese Ableitung noch genugthuender als eine andere, die
auch vor einigen Jahren in dem Magazin zur sächsischen Ge-
schichte 'von Hasche wieder vorgetragen wurde, nach welcher Pre-
zel soviel als pretiolum sein soll. Am Ende scheint doch die
Kochi die Ableitung von Brechsei die natürlichste zusein, S,
Martini Lexicon Btym, s, v. brisare et spira, —
 
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