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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0443

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373

Rücken fortzutragen? Eine solche Ausfordermig vWäricfst uatiir-
lich Niemand mehr als den stets schlag- und tragfertigen Hercules.
Hat er doch einst, als er noch keinen Nektar schlürfte, die ganze
Himmelskiigel mit allen Göttern, den alten Atlas ablösend, rü-
stig auf seine Schultern genommen. Und er sollte den Zeus al-
lein nicht auf seinen Rücken laden und die Olympier so aufs Uu-
Avidersprechlichste durch den Augenschein belehren können, dafs er
nicht blos einen ganzeu Stier, die gewöhnliche Aufgabe eines
thessalischen Stierbändigers mit eiserner Schnellkraft *), sondern
auch den, dessen Slierabenteuer einem ganzen Erdtheil den Namen
gab, sogleich davon tragen könne'? Der Augenblick also, wo Her-
cules dieser Aufforderung Genüge leistet, witre der Gegenstand un-
serer Vasenzeichuiing.

Oder wie, wenn man sagte, es hätten die Olympier einmal
bei einer Anwandlung außerordentlicher Lustigkeit allerlei kurz-
Aveilige Spiele getrieben. Unter diesen befand sich nun auch un-
streitig das Anfhoekespiel oder das Hnckeback - Tragen (jouer h,
cheval l'ondu), welches bei den Alten sehr gewöhnlich war **)

Die bekannte forza d'Ercole, die Bändigung des cretensisclien
Stieres, bestand, wie Yis conti zum Pio-Clementino T. IV. p.
86. sehr wohl bemerkt, eigentlich darin, dafs er Kraft genug hat-
te, ihn von Greta bis Argos zum Eurystheus lebendig fortzu-
schleppen, Hercules ist hier nun das Vorbild und der Schutzpa-
tron jener alten Athleten, deren Riesenkraft so weit ging, den im
Laufe eingefangenen Stier lebendig auf dem, Rücken über das
Stadium zu tragen, wie es Milon zu Olympia that. S. Athenäus
X. p. 412. und Jacobs, Animadv. ad Analect. Vol. II. P. I. p,
190. S. die Abhandlung über die Stierkämpfe im Go-
thaischen Taschenkalender von 1804. S. 52. und die
daraus von Miliin gezogene Vergleichung der thessalischen Tliier-
kämpfe mit den sogenannten Ferrades der Kuhhirten in. der Land-
schaft Camargue in der Provence im Magazin encyclopedüpie 1803
No. VIII.

Das Spiel, welches der Römer mit dem allgemeinen Wort vehere
bezeichnet, der Grieche durch "xxa;, hatte nach und nach eine
Menge künstlicher Erweiterungen und neuer Benennungen erhalten,
die Meursius, de ludis Graeciae p. 3. und 20. nur mangelhaft an-
führt. Die Hauptstelle ist beim Pollux IX, 118. 119. 122., vergl.
mit Dan. Heinse's Anmerkung zum Hesychius T. I. c, 1541,
18. Es tigurirt auch unter den Faünorum ludibriis (PliniusXXV,
4.) im Gespensterglauben des Altertluims, wodurch die hochkomi-
sche Parodie der drohenden Hexe Canidia in Horaz Epoden 17,
74.: Vectabor humeris tunc inimicis eques erst ganz deutlich
wird. Auch das' Aeschyleischo xa^iTrs-a^iv im Sinne des Ver-
 
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