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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0447

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zur Ruhe zu bringen *). Vater Zens, iu den Zustand versetzt,
wo man zwei Sonnen sieht, glaubt den sechsfach gezackten Don-
nerkeil gepackt zu haben und trägt — das UEermefsliche Trink-
born **).

-Aber durfte sich auch der lachende Maler einen so profanen
Scherz mit der himmlischen Majestät erlauben? Warum nicht?
Dann dürften auch keine Aristophancsse und Luciane gespottet ha-
ben. Mit demselhen Rechte, womit der alte epische Dichter Eu-
lnelns in seiner Tilanomachie vom Jupiter singen konnte:

. Mittenin tanzt der Erzeuger der Götter und Menschen den Rei*

gen ***),

konnte ihn eiu Maler auch berauscht vorstellen, da nach den
Begriffen des Alterthums ein tanzender Zeus noch weit mehr
Aergernifs geben mußte als eiu taumelnder, und beides nur ans
derselben Quelle entspringen konnte.

Ueberhaupt imifs man, um au dergleichen Scherz und Mnth-
willen in den Darstellungen der alten Götterwelt kein Aergernifs
zu nehmen, selbst ei"st ein Grieche werden. Mau kann nichts
Bündigeres und Treffenderes darüber sagen; als wie es in einer
Abhandlung üb-er die Erziehung der Griechen zur
Sittlichkeit von dem einsichtsvollsten Kenuer des Hellenismus
Jacobs neulich gesagt worden ist f): „Dafs die hellenische Re-
ligion in ihren einzelnen Elementen keine Muster der Sittlichkeit
darbot, fallt in die Augen ; doch haften alle sittlichen Gebrechen
der Götter an ihrer Verkörperung. Die in die Schranken der
menschlichen Natur nun einmal gefesselten Götter konnten'von dem
Zwanggesetze der Menschheit nur dadurch entbunden werden, dafs

*} Was hier Hercules dem Zeus thut, leisten, nur nicht durch Dar-
leihung ihres Rückens, sondern Mos als Schildknappen und Waf-
fenträger , dem Hercules, als Urahn, die vergötterten macedo-
nischen Könige Alexander und Ptolemäos Lagu bei'm Theokrit
XVII, 28 — 33. Den bei'm Götterschmaus benebelten und vom
duftenden Nektar vollen Zecher leiten die Söhne zum Schlafge-
mach der Hebe. Die ganze Stelle ist darum merkwürdig, weil sie
uns in die Speisesäle und Kammern des Olymps vertraulich ein-
führt.
**) (Jupiter könnte schwerlich in seinem Rausche jenes Hörn halten;
denn den Blitz scheint er nicht zum Schmause mitgenommen zu
haben. Der Maler aber mufste ihm das Hörn in die Hand geben,
um seine Absicht deutlich zu machen. Beck.)
***) Athenäus I. 22. C. oder T. I. p. 85. Schweigh,
•J-) In den Denkschriften der königlichen Academie der
Wissenschaften in München für's Jahr 1809. S. 43. f. '
 
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