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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0446

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Die spätere griechische Sprache halte für die künstliche Nachahm-
ung dieses Trinkhorncs in Gold und Silber eine eigene Benenn-
ung, die, buchstäblich übersetzt, bei uns etwa ein Rinn ekänu-
chen oder A iis st r ömli n g heifseu würde *).

Wie nun , so dürfte es ja wohl erlaubt sein , noch weiter z«
fragen, wenn die sonderbare Lage, in welcher wir hier den Vater
Zeus erblicken, mit der yielfassciidcu Geräumigkeit dieses Trink-
geschirrs, die uns an das kolossale, 30 Ellen lange, goldene
Trinkhorn im Prunkaufzuge des Ptolemäos Philadelpbos zu Alexan-
dria **) erinnert, in genauem Zusammenhange stände, und1 wenn
die Leerheit dieses gewaltigen Pokals mit der Fülle im Haupte des
donnerlustigen, wolkeuversaniinelnden Aegidenscbütllers wie Ursa-
che zur Wirkung sich verhielte?- Sagen wir es muthig und ohne
Unischweif heraus. Zeus hatte zu tief in diesen Pokal geguckt
und bedurfte nun — zwei fremder Füfse. Man könnte sich den
Verlauf der Sache etwa so denken. Die Götter haben bei den
unsträflichen Aetliiopen ihren Jahrbesuch abgelegt. Monius allein,
der heillose Pasquino, war zu Hause geblieben. Da spendete Va-
ter Orcnnns vom ältesten Nektar ein Fajs. Die Tauben, welche
einst bei Jupiter's Geburt zur heiligen Grotte am Ida dem neuge-
borenen Göllersohne die erste Nahrung brachten, hatten mit ihren
Schnäbelu ans eben diesem Fasse geschöpft. Und den Allvater,

der mit gelass'ner Hand
segnende Blitze
aus rollenden Wolken'
über die Erde sä't,

berührte mit unwiderstehlicher Gewalt der ambrosische Duft, der
von diesem Nektar aufstieg und Himmel und Erde erfüllte, mit
dunkler Erinnerung der Süfsigkeit, die zuerst seine kindischen
Lippen sogen. Er schöpfte mit gewaltigem Pokale! Dem gött-
lich Berauschten lieh der fromme Sohn seine Schultern, um ihn

*3 Puto» vom veralteten gu'u, jus»,. Lenn ep, Etymolog, p. 848. Alles,
was über diese Beckerform gesagt werden kann, sammelte Miliin in
den Momimens inedits T.I. p. 170.11g., der aucs&F.II. pl. 12. p, 102.
eine Abbildung eines Trinkliorns in gebrannter Erde, das in einen
Gemsenlcopf endigt, gegeben hat. Einen goldenen Becher der Art
nimmt Agathokles, indem er sich seines Töpferhandwerks erin-
nert, bei'm Diodor T, II. p. 452, mit Wesseling's Anmerkung.
Ueber den Gebrauch der Trinkhörner überhaupt giebt schon J, A,
Fabriz in seiner Bibliographia antiquaria p. 877. eine Menge
Citate.

*'*) AÖienäns V. p. 202. E. oder T. II, p. 282, Scliweigu.
 
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