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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0450

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schichte siiiil auf Ähnliche Weise r/uf's Lächerlichste von der an-
dächtigen Einfalt in Bild- und Sehnitzwerken (ravestirt worden-
Man denke nur an die vom Lichtstrahl aufgespiefste Taube und
das Euipfängnifsei in der Kirche zu Koslnitz *).

Wie manche Betrachtung Heise' sich noch an ilieseu unseren
Jupilerlräger knüpfen! Ungebeugt und rüstig' vorschreitend trügt
Hercules den Donnerer davon, von dessen bewegten Augenwim-
pern der Olymp erzittert. Doch ein kleiner Buhe springt ihm au»
den Nacken, dem Gott, dessen Heldeutbaten und Anstrengungc«
uns den Kampf der irdischen Natur geg-en die menschliche ver-
sinnhilden **), und gebrochen ist die Muskel- und Sehnenkraft des
unbesiegbaren Ungeheuerbändigers. Wer denkt hierbei nicht au
jene deütuugsreieheu Allegorieen auf eiuigen der schönsten geschnit-
tenen Steine aus dem Alterthume ***), wo der Herrscher über
Menschen und Gölter, Amor, auf den Schultern des Hercules kuie-
end, ihm die Löwenhaut abreifst. Vergeblich wehrt sich der Gott
mit der gediegenen Knobbeukeule. Schon ist er mit dem einen
Knie auf die Erde gesunken. — Er unterliegt und dreht, von den
Mädchen der Omphnle geputzt, die silberne Kunkel. Aber auch
dem Uebermafse des Trunkes beugt der Heros zuweilen sein Haupt.
Fürwahr als Lysipp die schon im Alterthume besungene Statue
dieses von Bacchus überwältigten Löwenbändigers verfertigte f),
schwebte dem begeisterten Künstler vielleicht ein Bild vor Augen,
wo Hercules der Jupiterträgor auf unserem Vasengeinalde ist. We-
nigstens hebt sich durch diesen Gegensatz auch jene Bildung- des
Besiegten nocii sinnreicher hervor. .

Sollte es nitu bei unserem Jupiterträger auch noch einer he-

*) Erinnerungen von Fr. v. Mattliison. Tli. I. S. 183.

**) S, Buttmann's Vorlesung über den Mythos des Herakles, be-
sonders S. 34 ff.

***) Der Carniol im Museo Florentino T. I. tab. 38, 6, Der Jaspis
in der kaiserl. französischen Sammlung- bei Mariette, Pierres
grayees T. I. pl. 81. Vergl. Lippert's Daktyliptlvek I, 603 — 6.
f) Ueber Lysipp's Bild, wo der trunkene Heroldes als vom Bacchus
bezwungen-dargestellt wurde, läfst uns das griechische Epigramm,
Analect. T. III. ähza*. P- 211. CCLXXXVII. noch immer in Un-
gewißheit. S. Miliin zu den Monumons inedits T. I, p. 247.
Aber es war höchstwahrscheinlich auch ein vom Amor beraubter
uiid besiegter Hercules unter den Bronzen des Lysipp, (der den
Hercules in allen Stellungen und Verhältnissen durchbildete, s.
Heyne, priscae artis opera ex epigr. Gr. Comment. I. in den
Commentat. Gotting, T. X. p. 87.) die uns die Epigrammntisten
Philippos und Tullius Geminus beschreiben, Analect. T. II. p. 220.
LH. p. 280. IV., vergl. Jacobs, Tempo I, 166, f.
 
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