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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Wenzel, Ernst: Die Burgen Hanstein, Ludwigstein, Berlepsch, Ziegenberg, Arnstein, Trendelburg, Krukenburg und Sababurg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0072
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Schloß Berlepsch,
1:2000.

Lageplan

dem

leuten in unglaublich kurzer Zeit die Burg wiederhergestellt. Schon am 1. Juli
war der Bau so weit, daß er des Schutzes eines Heerlagers nicht mehr bedurfte'
und dieses in die Heimat entlassen werden konnte. Was Landau über die
Erbauung der neuen Burg sagt, beruht auf einer Hornberger Rechnung vom
Jahre 1415, worin es heißt: „Item uffen Donrstag noch Sente Peters vnd
Paulsztag, da zcoch men usz zu buwende de Ludewygesteyn — Item uffen
Donrstag: uffe dy selben nacht, quam der foyd usz dem Here von Ludewygesteyne
myd den burgkeschen (Leuten von Borken) uffe husz (das Schloß Homburg); -
ohne Angabe des Tages: Item VI phund zu bruche von den von Werswyg
(Wernswig) ge nomen ome vir sumenifse dinstes wegin gen Ludewigesteyn."
Diese Schnelligkeit in der Bauausführung war schon immer verdächtig,
ohne daß bis jetzt jemand eine genügende Erklärung geben konnte. Der Vorgang
gab Veranlassung zu einer Sage, daß der Teufel dem Landgrafen beim Bnrgen-
ban geholfen habe, zu deren Stütze auch ein großer Neidkopf nach dem nördlichen
Eichsfeld und ein kleinerer nach dem Haustein an einer Mauerecke dient,


Abb. 34. Krukenburg bei Karlshafen,
Lageplan 1:3000.

gegenüber am Haustein auch eine Fratze angebracht ist.
Der Verfasser der hessischen Zeitrechnung und der Chronist Winkelmann sowie in neuerer Zeit Michel, der eine
gute Baubeschreibung in der Zeitschrift für Bauwesen veröffentlicht hat, bemühen sich vergeblich, den Bauvorgang
in so kurzer Zeit zu erklären.
Nachdem die Burg in oerteidigungsfähigen Zustand versetzt worden war, ernannte der Landgraf am 28. April
1416 in der Person des Junkers Hans v. Dörnberg einen Amtmann für dieselbe, dem der Schutz des Amtes Witzen-
hausen allvertrant wurde. Zn dieser Zeit war die Burg schon vollständig wohnlich hergerichtet und der große Turm
fertiggestellt. Ein Inventar vom gleichen Jahre verzeichnet das Hausgerät und
zur Verteidigung: thusint Phile und drißig Phile, czwo hantbüssen der halt eyne
funft schossze, eynen budel mit Pulver". Das kann natürlich nur eine Ergänzung
des Bestandes für die Armbrüste und Handfeuerwaffen gewesen sein.
Die Hansteiner, die vielleicht die Wiedererrichtung des Zwinghansteins Lud-
wigstein mit gemischten Gefühlen betrachtet hatten, ohne zu Feindseligkeiten
überzugehen, schlossen am 24. April 1430 mit den Landgrafen ein Schutz- und
Trutzbündnis.
Voll 1430 ab beginnen Verpfändungen an hessische Ritter, wie die Meifenburg,
v. Buttlar, v. Dörnberg, v. Berlepsch, v. Herda, v. Boynburg, v. Haustein, Curt
Rommel, v. Steinberg. 1545 erhielt die Burg mit allen: Zubehör Christoph Hül-
sing, der Schwager voll Philipps des Großmütigen „linker Landgräfin", von dem sie
1573 durch den Sohn des Landgrafen zurückerworben wurde. Damals faßen wieder
Amtleute auf der Burg. Nach dem Tode des Landgrafen Moritz 1628 kam die Burg all die Rotenburger hessischen
Landgrafen, in deren Besitz sie bis 1835 blieb.
Zuletzt diente die Burg nur noch ökonomischen Zwecken, es gehörten dazu außer den Waldungen l?Z Acker
Gürten, 84 Acker Wiesen und 457^ Acker Ländereien. Die umfangreiche Vorburg enthielt die erforderlichen Ställe
und Scheunen, während die Hochburg als Wohnung diente. In ihr wurde auch eine Brauerei betrieben. Schließlich
aber wurde das Schloß verlassen und die Bewirtschaftung des Gutes geschah voll dem ehemakgen Vorwerk Wenders-
hausen aus. Der letzte Bewohner verließ das Schloß im Jahre 1870. Das Wiedererwachen des Lebens auf der Burg
nach der Erwerbung derselben durch die Jugendverbünde und die Umgestaltung zu Wohn- und Aufenthaltsräumen für
die wandernde Jugend kann ich übergehen, da derselben von berufe-
neren Federn ausführlicher und oft gedacht worden ist. Ich möchte hier
nur eine kurze Beschreibung des Bauwerks geben und eine eingehende
Schilderung wie auch die Geschichte der Burg und des Amtes einer-
besonderen Monographie Vorbehalten.
Die ursprüngliche Anlage der Burg bestand ans einem Mauer-
rechteck mit einem an einer Schmalseite stehenden Pallas- oder Wohn-
bau. Auf den Mauern der Hofeinfriedigung befanden sich Wehrgänge
hinter Schlitzschießfcharten, zu denen steillerne Treppen hinaufführten.
Neben dem Spitzbogentor wurde 1415 der runde Turm angelegt, zu-
gleich das Tor durch ein Vortor verstärkt. 1537 wurde ein neues
Wohnhaus, 1545 Neubauten von Fachwerk und 1607 Ergänznngs-
banten aufgeführt. 1700 erfolgteil Ausbesserungen, 1702 wurde eine
Holzgalerie, 1735 eine breite Freitreppe im Hof angelegt, 1835 ein
massiver Giebel abgebrochen. Alle diese Gebäude wurden an die
Ringmauern angelehnt, die somit Außenmauern der Gebäude wurden.
Abb. 35. Trendelburg. Lageplnn 1:2000. Der Rnndturm ist 25 m hoch, enthält ein tiefes Verließ mit Kugel-
 
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