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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 5/6
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Kutzbach, Friedrich: Das kurfürstliche Trier nach den originalen Stadtansichten
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Fremersdorf, Fritz: Das römische Köln: gekürzte Wiedergabe des Vortrages am Sonntag, den 17. Juni 1928, im Foyer des Stadtverordneten-Sitzungssaales
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0121
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97

sondern ist ganz mittelalterlich. Rechts davon sehen wir das noch heute bestehende Wassertor von St. Martin, davor
Schiffskahne, noch weiter rechts das kleine runde Türmchen, das noch heute im Fundament als Ausweitung der
Böschungsmauer besteht. Beachten wir die Weingärten hinter diesem Türmchen und rechts davon bis in die Stadt,
wo „Dorum Rout" -- deutsches Haus steht. Hier (am Martinstor) erscheint auch die Deutschordenskirche, dann sehen
wir links im Zuge der Stadtmauer die wehrhaften Türme der mittelalterlichen Mauer und die Grabenböschung,
wo heute die Nußbäume stehen. Das Turmgewirre im Hintergrund ist Pie nüttelalterlich eingebaute „Ni^ra portM,
wie angeschrieben steht; wir dürfen nicht vergessen, daß man für gelehrte Kreise diese Stadtansicht gefertigt hat.
,,8imson" steht aber auch dabei, denn die Porta war damals Kirche des Stiftes S. Simeon. Auffallend turmlos
erscheint St. Maximin, nur die Torkirche von St. Maximin, St. Michael, mit zwei runden Ecktürmen und links davon
die Hospitalkirche St. Elisabeth, beide heute zerstört, sind zu erkennen. Wir müssen aber wissen, daß bei der Sickingen-
schen Fehde die Kirche zugrunde ging und damals noch nicht wieder erstanden war. Anders St. Paulin, zwei mittel-
alterliche Fronttürme, erst 1674 zerstört, und einige weitere turmartige Bauten des Stiftes erscheinen mit aller
Deutlichkeit. Zwischen St. Paulin und St. Martin liegen die Häuser der Maarstraße, Acker und Buschwerk herrschen
hier im übrigen vor, während im Innern der Stadt auch auf diesem Bildausschnitt zahlreiche Bäume erscheinen.
Haben wir so uns in das Bild des mittelalterlichen Trier von 1548 versenken können, so wollen wir jetzt —
indem wir noch einmal betonen, daß im folgenden 17. Jahrhundert originale Ansichten der Stadt Trier von dem
Werte der ersten Stadtansicht nicht geschaffen wurden — die wohl beste Ansicht des 18. Jahrhunderts folgen
lassen, ebenfalls eine Originalansicht. Nördlich der Stadt geht dieselbe bis nach Maximin, die um 1680 nach einer
erneuten Zerstörung wiedererstandene Abtei zeigend. Südlich sehen wir nur einen Teil der Moselbrücke und hier
das Brückentor, wie dasselbe die 1715 neuerstandene Moselbrücke zierte. St. Matthias im Hintergründe hat Zwiebel-
türme, die es um dieselbe Zeit erhalten hat. Solche Turmform zeigt dann auch St. Simeon, der Dom, St. Jrminen,
der rote Turm am Palast und manches kleine Kirchlein, nicht aber die offenbar konservativen Pfarrkirchen, die ihre
mittelalterlichen Formen behalten. Der Dom erscheint überhaupt in der neuen Gestalt, die er nach dem Brande
(1717) bis 1723 erhalten hatte, und Liebfrauen zeigt das heutige niedrige Turmdach. Interessant ist, daß sowohl
das alte vordere Simeonstor (der Ramsdonck) uns das alte Neutor noch als Ruinen bestehen, daß auf der Mosel-
insel der Turm verschwunden ist, das St.-Martins-Kloster die heutigen Giebel zeigt, die mittelalterliche Stadtmauer
mit ihren Türmen fast ganz beseitigt ist, und daß an der Mosel der alte Krahnen nahezu seine heutige Gestalt
angenommen hat. Darunter steht: „Ist die Haupt-Statt in dem Ertz-Stifft gleichen Nahmens an der Mosel, wor-
durch das kleine Wasser so Weberbach genennet wird, rinnet." Auch dies ein Beweis für den kleinlichen Charakter dieser
Ansicht, die in der Staffage gut genannt werden kann, im Architektonischen aber durch enorme Stelzung der Türme
auffällt. Aber sie beweist uns, daß die Modernisierung der kurfürstlichen Stadt schon damals auf dem Wege war,
um dann seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durch neue Veränderungen des Bildes endgültig zu der neuen Er-
scheinung, dem heutigen Trier, zu führen.

Das römische Köln.
Gekürzte Wiedergabe des Vortrages am Sonntag, den 1?. Juni 1928/ im Foyer des Stadtverordneten-Sihungssaales.
Von Or. Fritz Fremersdorf.
pwohl in Köln schon im frühen Mittelalter das Interesse für die römischen Denkmäler erwachte, be-
gegnet doch noch heute eine Darstellung des römischen Köln recht erheblichen Schwierigkeiten. Es
ist besonders bezeichnend, daß man in unseren Tagen in Trier nicht etwa einen, sondern eine ganz
große Reihe römischer Tempel wie auch anderer öffentlicher Gebäude systematisch ausgraben kann,
während vom römischen Köln bis zur Stunde nicht eine einzige Tempelanlage in gesichertem Grund-
riß vorliegt. Ja, wir kennen bis heute keines der großen öffentlichen Gebäude; wir wissen nichts von den Bädern
und Thermen, nichts von einem Theater, nichts von einer Arena, obwohl es gar keinem Zweifel unterliegen kann,
daß diese und noch andere öffentliche Gebäude hier bestanden haben müssen. Das kommt natürlich nicht von un-
gefähr, sondern hat sehr seinen Grund. Wenn wir den Vergleich mit Trier noch weiter fortsetzen, so muß vor allem
gesagt werden, daß das mittelalterliche Trier nur einen kleinen bescheidenen Bruchteil der Römerstadt ausgesüllt
hat, daß große Flächen von ihr im Mittelälter Obst- und Weingärten waren, daß der Bering des römischen Trier
noch heute nicht durch die moderne Bebauung ausgesüllt ist. Gerade umgekehrt liegen die Verhältnisse in Köln.
Um 1200 schon wächst die mittelalterliche Stadt über die römische weit hinaus. In Köln ist die profaire und ganz
besonders die kirchliche Bautätigkeit bis zum höchsten Grade gesteigert worden. Mit anderen Worten: Schon im
Mittelalter war ein großer Teil des römischen Köln völlig überbaut.
Indessen brauchen wir nicht ganz hoffnungslos zu sein. Denn die moderne Bautätigkeit greift noch tiefer,
als es im Mittelalter geschah, in die Erdschichten hinab und fördert so vor allem die frühesten und ältesten Anlagen
aus der Zeit um Christi Geburt zutage. Und wenn erst einmal die unumgänglich notwendig gewordene Verbrei-
terung vieler Straßenzüge der Altstadt zur Wirklichkeit wird, haben wir noch einmal eine überaus günstige Ge-
 
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