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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0002
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Einladung zur Dorausbestellung!
Burgverlag G. m. b. H.. Marksburg b. Braubach a. Rhein —
Professor Dodo Ebhardt hat über seine Durgenfahrt durch Spanien"

die er kurz vor der dortigen politischen Umwälzung mit Unterstützung der
Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft unternommen hat, unterwegs
einen Reisebericht abgefaßt, der demnächst in Buchform erscheinen soll.
Der Bericht zeigt die volle Frische des Eindruckes, da er während
der Fahrt an Ort und Stelle entstanden ist, und wird begleitet sein von
der künstlerischen Wiedergabe einer Reihe von Handzeichnungen des
Verfassers nach spanischen Burgen.,
Die Mitteilungen „Forschungen und Fortschritte« der
Aotgemeinschast der deutschen Wissenschaft brachten aus
der Feder des Verfassers folgende kurze Zusammenfassung des For-
schungsergebnisses:
Die mittelalterlichen Burgen Spaniens bilden unter den großen
Meisterwerken des Wehrbaues Europas eine sehr selbständige Gruppe.
Fremde Einflüsse haben zwar das Land erreicht, obgleich es durch das
Meer und die Pyrenäen vom übrigen Europa stark abgetrennt war,
aber doch nur bedingte Wirkung gehabt. Überwiegend war der Einfluß
des nahen Afrikas zur Zeit der Phönizier sowie unter der Herrschaft
der Mauren. Von Westen und über das Meer kamen die Römer und
mit dem Ende ihrer Herrschaft die Westgoten über Land.
Aus der Zeit der westgotisch-maurischen Kämpfe stammen die ersten
Nachrichten über Burgbauten. Die germanischen Eroberer des Landes
fanden zweifellos eine hochentwickelte Steinbaukunst und wohl auch
noch vereinzelte römisch durchgebildete Bauleute vor, so daß sie von
der germanischen Holzbaukunst zur Steinbaukunst übergehen konnten,
zu der das holzarme Land zwang.
Tie Burgen, von denen dann zuerst der arabische Geschichtsschreiber
der Frühzeit Abulcacino Taruffo Abentarico berichtet, wurden vor
' 711 vom letzten Gotenkönig Roderich selbst zerstört, um seine unrecht-
mäßige Herrschaft gegen seine eigenen Untertanen zu befestigen; diese
Zerstörungen entwaffneten das Land so weit, daß die einbrechenden
Mauren unglaublich schnell fast ganz Spanien erobern konnten.
Zu den ältesten Nachrichten über die maurischen Burgen in Spanien
gehört ein Bericht über die Erbauung des Kastells von Gibraltar durch
die Mauren. Ein Engländer, Franz Carter, der vor 1775 in Gibraltar
15 Monate lebte, gibt darüber eine eingehende Untersuchung.
Im westgotisch bleibenden Asturien finden wir dann die frühesten
erhaltenen steinernen Königshallen und Kirchen, Santa Maria de
Narranco, San Miguel de Lino usw., errichtet nach 800.
Von hier erfolgten nun die Gegenstöße der Christen gegen die Mauren;
die fast 800 Jahre dauernden Kämpfe haben ihre monumentalsten
Zeugnisse in den spanischen Burgen hinterlassen. Westgotische Kerb-
schnittechnik auf Stein übertragen finden wir noch vielfach an den
Burgen, z. B- Monzon oder Olerdola usw.
Der Technik des Orients, mit Lehmbeton zu bauen (tspis), die im
Süden in Andalusien, Murcia usw. noch heute angewandt wird, steht
die Steinbautechnik (Quader- und Bruchsteinbauten) des Nordens
(Kastiliens, Aragons, Kataloniens u. a.) gegenüber. (Siehe die Mischung
an der Burg Escalona.)
Wie die Technik ist auch die Formenwelt maurisch, arabisch im
Süden (Almeria, Granada, Antequerra u. a.), und romanisch, gotisch
im Norden (Loarre, Cardona, Alcaniz, Olite usw.). Dazwischen stehen
dann Mischformen, die romanisch-gotischen Gesamtaufbau mit nament-
lich im Innern arabischen Schmuckformen verbinden.
Burgbauten, deren Kern noch auf die Römer zurückgeht und die
daneben maurische und später romanisch-gotisch-christliche Um- und
Anbauten aufweisen, sind nicht selten (Carmona, Lerida u. a.). Auch
die Grundformen der burglichen Wohnbauten sind, namentlich in
der Frühzeit, in ähnlicher Art verschieden, große Hallen und Säle,
wie in den Burgen Loarre und Cardona oder Alcaniz, fehlen im arabisch
beeinflußten Teil der Halbinsel. Ihnen stehen die engen Wohnräume
in den massigen südlichen „Lehnstürmen" gegenüber, zwischen mächtigen

0 Ausgesührt mit Unterstützung der Notgemeinschast der Deutschen Wissenschaft.
Die Studien und die Kraftwagenfahrt in Spanien wurden sehr erleichtert durch eine
freundliche Förderung sowohl durch die örtlichen spanischen Behörden als auch ins-
besondere durch wertvolle Empfehlungen des königlich spanischen Botschafters in
Berlin, Grasen vr. Espinoza de los Monteroz, durch die Besitzer verschiedener Burgen,
wie u. a. den Grafen De Sastago Marques De Monistrol und Grasen Santa Maria
De La Sisla in Madrid. Den Genannten und dem deutschen Botschafter Grafen
von Welczek, Generalkonsul Bobrik, Barcelona, und Konsul Diehl, Sevilla, sei an
dieser Stelle mein Dank ausgesprochen.

Mauermassen absichtlich winklig angelegt (Antequerra, Aldeo usw.).
Ganz fehlen natürlich in den maurischen oder maurisch beeinflußten
Burgen die mächtigen romanischen Basiliken, die in Katalonien und
Aragon so häufig sind.
Die Unregelmäßigkeit der Grundrißgestaltung, die in der Frühzeit
allgemein war, geht im christlichen Baugebiet mehr und mehr zurück
auf die regelmäßige Palastform um einen viereckigen Hof (patio) — das
Atrium des römischen Hauses —, den wir dann im ausgehenden
1ö. Jahrhundert ganz allgemein angewendet sehen.
Die ungeheuren inneren Kämpfe zwangen die Burgenarchitekten,
auch in den bereits seit Jahrhunderten christlich beherrschten Gebieten,
den höchsten Ansprüchen der Sachlichkeit Rechnung zu tragen. Die
Veredlung, die trotzdem die mächtigen Baumassen durch meist sehr
sparsam, namentlich an den Toren angewendete Schmuckform fanden,
wirken daher desto glänzender.
Morgenländischem Einfluß begegnen wir übrigens vereinzelt auch
nördlich,;. B. bei dem märchenhaften Ziegelbau der Burg Coca. Unweit
davon ist dann die Burg Medina di Campo ganz in den uns geläufigen
Ziegelbauformen, Zinnen und Toren gebaut, so daß also die reizvollste
Abwechslung in allen Teilen des Landes dem Beobachter entgegentritt.
Die spanischen Burgen in ihrer Gesamtheit atmen einen ritterlichen
Geist und eine Größe der Baugesinnung, die sie mindestens gleich-
berechtigt neben die stolzesten Leistungen des Burgenbaues anderer
Länder stellen, und sie verbinden damit eine Eigenart der Erscheinung,
die nur zu erklären ist aus der Abgeschlossenheit des Landes und aus
der gegenseitigen Durchdringung und Befruchtung, welche das jahr-
hundertelange ungeheure Ringen zweier Rassen und zweier Welt-
anschauungen mit sich brachte.
Wir stehen also diesen Meisterwerken gegenüber mit Bewunderung
für die unerschöpfliche Gestaltungskraft der Erbauer, in schauernder
Erschütterung im Gedenken an die furchtbaren Schicksale, die sich in
diesen Mauern abgespielt haben, und mit immer neu angestachelter
Wißbegierde gegenüber den tieferen Quellen der künstlerischen Formen-
sprache, die aus der Schaffenskraft der Völker des Orients und des
Okzidents in ihnen zusammenströmen.
Sieger geblieben in den Rassenkämpfen sind nach achthundertjährigem
Ringen die Nachkommen und Erben der germanischen Westgoten, aber
in der jahrhundertelangen Mischung der Rassen bildeten sie sich ebenso
zu einem neuen spanischen Geschlecht um, wie die Werke des Wehrbaues,
und sie wurden so die Träger einer selbständigen neuen, großartigen Kultur.
Die Wehrbauten in allen ihren Erscheinungen spiegeln diese Ent-
wicklungsgeschichte deutlicher wider als der städtische Monumentalbau.
Tod und Leben standen auf dem Spiel, sobald sie ihre Stärke beweisen
sollten, und die eiserne Notwendigkeit des Krieges erzog dadurch die
Kriegsbaumeister zu der höchsten Entwicklung der Sachlichkeit, die so
sehr blutiger Ernst war, daß sie sich alle künstlerischen und sachlichen
Rücksichten unterordnete, ohne die Kunst und Schönheit zu verschmähen,
wo sie unbeschadet der Zweckerfüllung des Werkes die Seelen der
Schöpfer der Bauherren und der Bewohner erheben konnte.
Die spanische Wehrbaukunst zeigt also den spanischen Geist, die un-
geheure kriegerische Kraft und die gegenseitige Durchdringung der
beiden erbitterten Gegner und ihr Aufgehen in einem großen, stolzen,
eigenartigen Volke, das auf die größten kriegerischen und kulturellen
Taten zurückblicken kann und das nicht aus Zufall zur bekannten alten
Welt die Kenntnis und Eroberung einer neuen Welt hinzugefügt hat.
Die Veröffentlichung wird etwa 10V Seiten, zahlreiche Abbil-
dungen und 34 Kunsttafeln nach Rcisefkizzen Bodo Ebhardts «m-
faffen, Größe 15,5 x 23 cm. Das Buch dürfte eine wertvolle Be-
reicherung der Kenntnis bisher fast unbekannter spanischer Burgen und
Burgruinen bilden.
Allen Freunden eigenartiger und wertvoller Bücher werden die
numerierten und mit der Unterschrift des Verfassers versehenen Bände
einen besonderen Genuß bieten.
Die Arbeit kann nur erscheinen, falls vorher eine ge-
nügende Anzahl von Vorbestellungen vorliegt.
Der Preis des künstlerisch bedeutsamen Werkes beträgt für Mitglieder
der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen und bei Boraus-
zeichnung M. 2S.—. Lieferung erfolgt gegen Voreinsendung des Be-
trages oder Nachnahme ab Leipzig.

Wir bitten, zur Dorausbestellung die ankesende Voftkavte zu benutzen.
Die Unterstützung der Herausgabe dieser seltenen Veröffentlichung wird den Mitgliedern der Dereini-
gung zur Erhaltung deutscher Bürgen und allen Freunden der Durgenkunde dringend ans Herz gelegt.
 
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