Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

DOI Heft:
Bücherschau
DOI Heft:
Mitteilungen der Vereinigung zur Erhaltungen deutscher Burgen e. V.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0076
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

Nicht allen volkspolitischen Anschauungen des Verfassers können
wir uns anschließen, auch nicht allen sachlichen Urteilen, das beein-
trächtigt aber nicht unsere Freude an der schönen Arbeit. Von
größter Schönheit sind die 200 Photographien (meist Neuauf-
nahmen erster Landschaftsphotographen). — Die mit größtem Fleiß
aufgenommenen über 250 geometrischen Zeichnungen (Ansichten,
Grundrisse, Schnitte) stellen allein eine große Leistung technischer
Art dar, die von keinem Bearbeiter des Gesamtstoffes übersehen
werden darf. Die Mitarbeiter des verdienstvollen Verfassers, Ar-
chitekt Könz in Zuoz, Geometer von Spreher, Chur, und Kreis-

förster Burkhardt, haben ein großes Werk gefördert. Der Verfasser
selbst hat uns insgesamt eine Arbeit geschenkt, die mustergültig und
meisterhaft genannt werden muß. Dem Mäzen, der die Druck-
legung des kostbaren Buches ermöglicht hat, nämlich der Direktion
der Rhätischen Bahn, insbesondere wohl Herrn Direktor
Bener, gebührt für diese seltene Opferfreudigkeit nicht nur der
Dank aller Burgensreunde, sondern vor allem der seiner engeren
Landsleute, um deren schöne Berge hier ein Ruhmeskranz geflochten
wurde, der den Ruf seiner Schönheit dauernd verbreiten wird.
B. E.

Mitteilungen der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen e. V.

Zur Ehrung Christian Krollmanns.
Am 1. April ist der Direktor der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs zu Königsberg, vr. Christian Krollmann, in den Ruhestand
getreten. Die Tagespresse widmete dem verdienten Gelehrten ehrende Ausführungen.
Die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen nimmt mit Dankbarkeit und Stolz Veranlassung, Christian Krollmanns bei dem
Eintritt in den Ruhestand zu gedenken, er ist einer der ersten Pioniere der Burgenkunde. Wie Bodo Ebhardt ist auch Chr. Krollmann in
Bremen geboren (11. Februar 1866), und beide Männer sollte frühzeitig in ihrem Leben die Liebe zu den deutschen Burgen zu
dauernder und fruchtbarer Freundschaft verbinden. Zunächst dem Studium alter Sprachen und der Philosophie zngewandt, erkannte
Krollmann bald die Geschichte und in ihr die Archivforschung als seine eigentliche Lebensaufgabe. Seine ersten Studien galten der
Stammburg Ulrichs von Hutten, der Burg Steckelberg, deren Geschichte er aus Urkunden im gräflich Degenfeldschen Archiv erhellte.
Im Jahre 1899 begründeten Krollmann und Bodo Ebhardt die Zeitschrift „Der Burgwart" und führten damit eine neue, glück-
liche und erfolgreiche Zeit für die Burgenkunde herauf. In langen gemeinsamen Reisen begründeten und vertieften die Forscher ihre
Kenntnisse des Wehrbaues. Krollmann hatte an der Herausgabe des „Burgwart" bis zum Jahre 1906 regsten Anteil. Die Jahrgänge
dieser Zeitspanne weisen zahlreiche Arbeiten aus seiner Feder aus.
Auch nach 1906 blieb Krollmann der Burgenkunde, dem Burgwart und der Burgenvereinigung, deren Ausschuß er seit langer Zeit
angehört, treu. 1902 war er einem Ruf des Fürsten zu Dohna nach Schlobitten gefolgt zur Neuordnung des dortigen Familienarchivs
und der Majoratsbibliothek. Neben dieser Aufgabe, die ihn 12 Jahre beanspruchte, lief die Veröffentlichung verschiedener wissenschaft-
lichen Arbeiten, wie „Das Defensionswerk im Herzogtum Preußen", die Herausgabe der Selbstbivgraphie des Burggrafen Fabian zu
Dohna u. a. Anfang 1915 erfolgte die Berufung als stellvertretender Direktor an die Stadtbibliothek in Königsberg, 1924 folgte die Er-
nennung zum Direktor dortselbst. 1929 ließ Krollmann die „Geschichte der Stadtbibliothek zu Königsberg" erscheinen, andere Werke
waren vorausgegangen, so u. a. (im Burgverlag) „Die Bau- und Kunstdenkmäler des Ordenslandes Preußen in den Schadenbüchern
1411—1419", im Verein mit Bodo Ebhardt der „Führer durch die Marksburg", „Der Wiederaufbau Ostpreußens durch anerkannte Meister
der Baukunst". Die Fülle amtlicher Obliegenheiten zwangen oft dazu, die wissenschaftlichen Pläne zurückzustellen. So konnte auch ein lange
gehegter Plan, die Anfassung der politischen Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, erst in diesem Jahre Wirklichkeit werden.
Das Arbeitsgebiet, das sich Chr. Krollmann selbst gewählt hat und das durch die obenerwähnten Arbeiten gekennzeichnet wurde,
berührte, ja deckte sich bisweilen mit dem der Burgenkunde. Auf der Burgenfahrt im Jahre 1929 nach West-, Ostpreußen und Danzig
war es, daß Krollmann als Teilnehmer aus dem schier unerschöpflichen Vorrat seines Wissens und seiner gründlichen Kenntnis des
Landes den Burgenfahrern reichlich spendete. Sein Vortrag im großen Mnschelsaal des Schlosses zu Schlobitten war einer der Höhe-
punkte der damaligen Fahrt.
Bei seinem Eintritt in den Ruhestand wünscht die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen ihrem treuen Mitkämpfer die
erforderliche Muße, um noch mehr als bisher die Früchte seines echt deutschen Forschergeistes zur Reife bringen zu können, ihm und dem
Deutschtum zur Ehre!

Burgenvortrage Bodo Ebhardts.
In der heutigen Zeit, wo der Alltag mit seinen nicht endenden Sorgen und Nöten die Kräfte jedes einzelnen völlig aufbraucht,
erscheint es mehr denn je erforderlich, weitere Kreise auf die Burgen und ihre Pflege hinzuweisen und dafür zu gewinnen. Diesem
Gedanken diente — wie er selbst bisher während seines ganzen reichen Lebens — der Vorsitzende unserer Bereinigung, Geh.-Rat Bodo
Ebhardt, als er auf der Marksburg einen Vortragsabend veranstaltete. Das Thema hieß „Italienische Burgen und deutsche Kaiser", ein
Gegenstand, der dem Burgenforscher Ebhardt durch seine grundlegenden Studien über die Burgen Italiens (erschienen in 5 Folio-
bänden bei Ernst Wasmuth, Berlin) vertraut ist.
Ein anderer Vortrag, der in Köln erfolgreich gehalten wurde, behandelte die Burgen des Tieflandes, ausgehend von ihrer ersten
Form, den Fliehburgen, weiterführend zu den Wasserburgen, die heute fast alle noch bewohnt sind. Der Vortragende erläuterte die typische
Grundrißform dieser Burgen und gab sodann einen kurzen Überblick über die Geschichte jeder einzelnen Burg. Lichtbilder aus der reich-
haltigen Sammlung Ebhardts begleiteten die mit viel Beifall aufgenommenen Ausführungen.
Weitere Vorträge hielt Ebhardt in Koblenz und Erlangen über Spanische Burgen, in Nürnberg über Fränkische Burgen, in Wies-
baden und St. Goarshausen über Deutsche Burgen und andere mehr.
Es wäre wünschenswert, daß derartige Vorträge öfter und vielerorts stattfinden würden. vr. M. H.

Der Burghauptmann der Wartburg 60 Jahre.
Am 10. April 1932 feierte vr. Hans von der Gabelentz seinen 60. Geburtstag, v. d. Gabelentz, seit Jahren Mitglied unserer
Vereinigung, ist seit 1929 Burghauptmann und Kommandant der Wartburg. Seine jüngsten Forschungen galten denn auch der ihm
anvertrauten Feste. Ihre Ergebnisse sind in dem neuem Wartburgsührer veröffentlicht, der in diesem Jahr eine besondere Würdigung
erfahren hat. Die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen wünscht dem verdienten Kunstforscher noch weitere Jahre ergebnisreicher
Tätigkeit zum Wohle der Wartburg, der Burgenkunde und der deutschen Kunst insgesamt.
 
Annotationen