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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0075
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73

Bücherschau.
Tie Wartburg. Ein Wegweiser durch ihre Geschichte und Bauten
von Hans von der Gabelentz, vr. pbil., Burghauptmann und
Kommandant der Wartburg. Mit 80 Abbildungen, 255 Seiten
Wortlaut. Preis RM. 3.—.
Das äußerlich kleine Buch, das der neue Burghauptmann der
Wartburg verfaßt hat, muß als eine für die Baugeschichte der Wart-
burg und für die Burgenkunde an sich als eine hochbedeutsame
Arbeit anerkannt werden.
Eine ganz umfassende Durchforschung des gesamten Stoffes
war nötig, um die Baugeschichte für jeden einzelnen Bauteil grund-
legend klarzustellen. Der bescheidene Titel verrät also nicht die Größe
der Leistung, die zum erstenmal eine handliche, zuverlässige Über-
sicht über die gesamten geschichtlichen und baugeschichtlichen Schick-
sale der Wartburg gibt. Selbstverständlich ist dabei besonders wert-
voll die Anführung aller erreichbaren alten Baunachrichten aus
Rechnungen und Akten, über jeden Bauteil getrennt und kritisch
gewürdigt.
Ebenso wertvoll sind die zahlreichen Bilder aller Zeiten, die
hier nach ihren: urkundlichen Werte zum ersten Male überzeugend
zusammengestellt sind. Wir sehen hier eine Fülle fast oder ganz un-
bekannter alter Pläne und malerischer Darstellungen. Wichtig
z. B. für das Aussehen der Burg ist deren Wiedergabe auf einen:
Bildnis des Herzogs Johann Ernst (1. Drittel des 17. Jahrhunderts)
und nach der Zeichnung von 1717 (Abb. 7 und 8).
Nur ein guter, vollständiger neuer Grundriß des Ganzen fehlt noch.
Für den Forscher höchst wertvoll ist ferner der Quellennachweis
und das Verzeichnis des Schrifttums (S. 234fs.>, in dem zugleich die
Ansicht der Verfasser über Entstehung der Burg kurz angegeben ist.
Das sorgfältig zusammengestellte Namen- und Sachregister <S. 242
bis 247) erleichtert die Benutzung des Bandes bedeutend.
Wohltuend wirkt die Zurückhaltung in der kritischen Würdigung
der Neubauten, die Beurteilung der Malereien scheint mitunter
hart, ist aber sachlich gerecht. Die Annahme von „Marienglas", die
v. d. Gabelentz vertritt, ist nicht zwingend, anderes, z. B. venetianisches
Glas gab es bereits zu romanischer Zeit (s. auch die ältesten Kirchen-
fenster).
Zusammenfassend muß nochmals gesagt werden, daß v. d. Gabe-
lentz mit seinem Wartburgbuch für lange Sicht seinen Gegenstand
erschöpfend dargestellt und zugleich einen sehr wertvollen Beitrag
zur Burgenkunde geliefert hat. Meisterhaft ist auch die Sprache,
die Klarheit der Anordnung und deutlich fühlbar die Liebe zu den:
edlen Bauwerk, die aus den: ganzen spricht. Man kann den Ver-
fasser zu seiner gelungenen Arbeit aufrichtig beglückwünschen. B. E.
Thüringer Burgen. Burgenkundlicher und geschichtlicher Überblick,
Chronik der einzelnen Burgen von Paul Wehnemann und
St.-R. Max Muth. Mit 117 Bildern von Günther Beyer
und anderen und mit einer Übersichtskarte. 48 Seiten Wortlaut.
Alexander Duncker Verlag, Weimar. Preis geb. RM. 5.80.
Das vorliegende Buch ist aus echter Heimatliebe, aus Liebe
zum Thüringer Land, dem „grünen Herz Deutschlands" geboren,
von diesem Gesichtspunkt will und muß es betrachtet werden.
In einem Abschnitt „Baukundlicher Überblick" wird die bauliche
Form der Burgen durch Klarlegung ihres jeweiligen Zweckes, den
sie in der Geschichte zu erfüllen hatten, zu erklären versucht. Daran
anschließt sich ein Überblick über die verworrene Geschichte der
thüringischen Herrschergeschlechter, allen voran der Wettiner; der
Kampf zwischen ihnen, anderen großen Volksstämmen wie den
Franken u. a. und den mächtigen Grafengeschlechtern bedingte an
den strategisch wichtigen Plätzen Befestigungen, die sich im Laufe
der Jahrhunderte zu mächtigen Festungen auswuchsen, einige von
ihnen verfielen infolge Verlegung wichtiger Heerstraßen usw. früh-
zeitig, andere wieder hielten sich bis in jüngste Zeit in alter baulicher
Herrlichkeit, und wenigen von ihnen wurde sogar das seltene Geschick
zuteil, aus einer einstigen Veste der Waffen und Kämpen zu einer
Veste des Geistes zu werden wie die Wartburg.
Die geschichtlichen Daten sind in der „Burgenchronik" für jede
einzelne Thüringische Burg knapp zusammengesaßt. Eine Über-
sichtskarte verzeichnet trefflich die thüringischen Burgen, deren
Fülle überwältigend ist.

Das Beste jedoch am ganzen Buch sind die fast 100 Abbildungen
von Burgen nach meist sehr guten photographischen Aufnahmen.
Bei dem, der diese Burgen schon kennt, müssen diese Abbildungen
Freude erregen, und bei dem, der sie noch nicht schaute, die Sehn-
sucht, bald persönliche Bekanntschaft mit den alten Mauern zu machen.
So kann zusammenfassend gesagt werden, daß das vorliegende
sympathische Buch ein Heimatbuch im besten Sinne ist und als
solches ohne besondere Empfehlung seine Berechtigung hat. M. H.
Maricnburg und Maricnwerdcr. Ausgenommen von der staat-
lichen Bildstelle. Beschrieben vonKarlHeinzClasen. Deutscher
Kunstverlag, Berlin 1931. 32 Seiten Wortlaut, 3 Grundrisse und
56 Abbildungen. Brosch. RM. 3.50, geb. RM. 5.50.
Die Beschreibung von Clasen legt an Hand der geschichtlichen
Ereignisse in und um Marienburg und Marienwerder die Bau-
geschichte dieser beiden trutzigen Ordensfestungen dar, weist auf die
Bedeutung von Christburg, Schönberg, Riesenburg, Rosenberg,
das Schloß Finkenstein hin und gibt dann Erläuterungen zu den
Abbildungen, 56 an der Zahl, die auf der Höhe stehen, die wir von
der Staatlichen Bildstelle gewohnt sind. Neben guten Außenauf-
nahmen sind die Aufnahmen von Einzelheiten wie Altarskulpturen,
Säulenschmuck u. dgl. besonders gelungen. Den Teilnehmern an
der Burgenfahrt nach Ost-, Westpreußen und Danzig wird die
schöne Arbeit zugleich eine anregende Erinnerungsschrift sein.
M. H.
Tic Ganerbenschaft vom Rothenberg in ihrer politischen, juri-
stischen und wirtschaftlichen Bedeutung. Von vr. Martin
Schütz. Lorenz Spindler Verlag, Nürnberg 1924. 111 Seiten
Wortlaut, 9 Abbildungen.
Die vorliegende Arbeit befaßt sich eingehend und gründlichst mit
der Ganerbenschaft vom Rothenberg und gibt damit, über dieses
Gebiet hinausgehend, einen wertvollen Beitrag zur Geschichte und
Art der Ganerbenschaft überhaupt.
Das Hallesche Stadtbild. Seine künstlerische Wiedergabe in Ver-
gangenheit und Gegenwart. Von Prof. vr. Alois I. Scherdt.
64 Seiten mit 28 Abbildungen. Kl.-8°. Verlag Gebauer-
Schwetschke, Halle a. d. S. Preis RM. 2.—.
Mit Recht betont der Verfasser die große Bedeutung der Kennt-
nis der bildlichen Darstellungen unserer Städte und der Baudenk-
male im allgemeinen von der Frühzeit solcher Abbildungen bis auf
unsere Tage. Die genannte Arbeit bringt daher auch eine höchst
dankenswerte Zusammenstellung von Ansichten der Stadt Halle,
beginnend mit einer Darstellung des Siegels vom Kloster Neumerk
aus dem Jahre 1517, sodann Stadtbilder durch die Jahrhunderte
bis zu unseren Tagen.
Ganz ausgezeichnet ist die Gegenüberstellung des Grundplanes
des Johann Kost und Nikolaus Keyser <vor 1637) mit einer moder-
nen Flugbildaufnahme von demselben Blickpunkt gesehen. Sie zeigt
in ganz überraschender Weise, wie wertvoll und bedingterweise
zuverlässig solche alten Stadtpläne sind. Es folgen dann eine Reihe
von Gesamtansichten und Plänen, auch einzelne malerische und künst-
lerisch reizvolle Teilbilder,die wir gern etwas größer wiedergegeben
sehen würden, als es die Notzeit heute erlaubt. Die liebevolle Sorg-
falt, mit der die alten Meister solche Darstellungen durcharbeiteten,
sticht allerdings erschreckend ab von der Wiedergabe der ganz
törichten gewollt-modernen „Gemälde" vom Roten Turme und
der Marktkirche, die den ganzen Tiefstand unserer heutigen „Kunst"
beweisen.
Dem Verfasser ist für die wertvolle ausführliche Würdigung der
Stadtbilder aufrichtig zu danken. B. E.
Das Burgcnbuch Von Graubiindcn. Von Erwin Poeschel.
310 Seiten Text, 449 Bilder und Tafeln. Großquartformat, in
Leinen RM. 25,60. Orell Füßli Verlag, Zürich und Leipzig.
Dieses Werk ist ein ganz vortreffliches Buch, dessen Inhalt
auf seinem engeren Bezirk fast erschöpfend genannt werden darf.
Es ist ein großer Fortschritt unserer Zeit, daß in der Burgen-
kunde immer mehr wertvolle Einzelarbeit geleistet wird. Ist in
solchem Fall natürlich der Gesichtskreis nicht so umfassend wie
zur Beurteilung des Gesamtstoffes nötig ist, so werden doch ganz
vortreffliche Grundlagen dafür geschaffen.
 
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