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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Berchtold, Leopold von: Schloß Buchlau in Flammen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0046
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Schloß Buchlau in Flammen.

Von Leopold Graf Berchtold.


alte Herrenbmg Buchlau in Mähren, die kürzlich von einer schweren Brandkatastrvphe heimgesucht
wurde, krönte einen der höchsten Gipfel des waldreichen, das Marchtal weithin beherrschenden Mars-
gebirges. Ursprünglich Königliches Krongut, wurde die Domäne Buchlau durch mehrere — XI. bis

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XVI. — Jahrhunderte von landesfürstlichen Kastellanen verwaltet, unter denen die Burg — nament-
lich im XIII. und XIV. Jahrhundert — ihre noch heute sichtbare bauliche Ausgestaltung erhielt. Im
Jahre 1511 ging die Domäne durch Schenkung des Königs Wladislaw II. Jagello in Privatbesitz über, indem die-
selbe einem Sprossen des altadeligen mährischen Geschlechtes derer von Boskowitz für dessen Verdienste um König
und Vaterland ins freie Eigentum zugesprochen wurde. Durch Kauf gelangte das einstmalige Krongut bald nach-
her — 1520 — in den Besitz der illustren Familie Zierstin und von letzterer — 1544 — an das mit derselben
verschwägerte Haus Zastrzizl, welches 1644 im Mannesstamme erlosch. Kunigunde von Zastrzizl, vermählt mit
Bernhard Dionys Pterswaldsky von Peterswald, brachte Bnchlau in den Besitz dieses Geschlechtes, dessen letzter
männlicher einen Teil des
ürdÄlT ^b. 41. Schloß Buchlau nach dem Brande. Gesamtansicht. Fchtag'en^stark
hundert stets besucht.
Auf der obersten Altane des ausgedehnten Schindeldaches, wo sich eine herrliche Rundsicht darbietet, ist
das Feuer am Sonntag, den 9. August 1931, in den Nachmittagsstunden ausgebrochen. Eine Gruppe von 18 Be-
suchern hatte unter Führung des Burgvogtes die Altane, wo, wie in der ganzen Burg, striktes Rauchverbot
besteht, verlassen und war in den Burghof hinabgelangt, als von oben eine anfsteigende Rauchsäule sichtbar wurde.
Die sofort versuchten Löscharbeiten erwiesen sich als fruchtlos, da bei der herrschenden Hitze und dem gleichzeitig
wütenden Sturme das alte, trockene Schindeldach wie Zunder brannte und alsbald in lichterlohen Flammen auf-
ging. Erst als die Feuerwehren der näheren und ferneren Umgebung heranrückten und in Aktion traten, konnte
nach mehrstündiger harter Arbeit der Brand bewältigt und auf den Dachstuhl lokalisiert werden. Zahlreich sind
die durch die sengende Hitze verursachten Schäden an Fenstern und Manerwerk. Im großen und ganzen konnte
aber das denkwürdige historische Gebäude mit den darin befindlichen Sammlungen, hauptsächlich lokalen Inter-
esses, gerettet werden. Die Wiederherstellungsarbeiten sind bereits in vollem Zuge.
Über die Ursache des Brandes ist eine Untersuchung im Wege der Gendarmerie eingeleitet worden, die noch
nicht zum Abschlüsse gelangt ist. Die herrschende Ansicht geht dahin, daß trotz des bestehenden Rauchverbotes auf
der obersten Altane geraucht worden ist und eine weggeworsene glimmende Zigarette das Holzwerk in Brand ge-
steckt hat.
 
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