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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Mühlmann, Ottogert: Burg Windberg auf dem Hausberge bei Jena
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Ebhardt, Bodo: Handelsgeschichtliche Einflüsse im Städtebau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0050
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die Säulen an einem Treppenaufgang vor dem Fuchsturmhause. Die moderne Inschrift irrt oder greift
zum mindesten vor, wenn sie von „Burgkapelle" spricht; auch wird die Jahreszahl wohl zu genau fixiert
sein. Es handelt sich um romanische Basen mit gotisierenden Kapitellen; daraus ergibt sich die Möglichkeit, daß
die Säulen und die romanischen Kapitelle bei der Zerstörung 1304 verloren gingen und beim Wiederaufbau dann
die gotischen Kapitelle und Säulen auf die noch vorhandenen Basen aufgesetzt wurden. (Ein Beispiel dafür bietet
noch Kloster Fulda.) Vielleicht wurde dabei auch der zweite Wulst der Basis zerstört oder entfernt. Den Übergang
von der Plinthe zum Wulst verdecken sehr schön gearbeitete Eckblätter, die bei beiden Säulen verschieden sind
Die gotischen Kapitelle sind ganz schmucklos, ähnliche kommen in Rothenburg bei Thaleben, Kreis Sonders-
hausen, vor. Kapitelle und Basen binden ein. Das Material lieferte der Muschelkalk, und zwar ist durch die
Brandwirkung eine Rötung der Kapitelle hervorgerufen worden, die auch teilweise ans die Säulen übergreift;
die Basen sind weißgrau. Da das rechte Kapitell und die linke Basis mit einem großen Stein, das linke Kapitell
und die rechte Basis mit einem kleinen Stein Zusammenhängen, möchte man kaum annehmen, daß die beiden
Säulen nicht zusammengestanden haben, vielleicht waren sie noch einem zweiten Paar gegenübergestellt und bil-
deten an bevorzugtem Platz ein Portal.
Wenn die erste den Windberg betreffende Urkunde auch erst 1279 ausgestellt worden ist, muß den Basen-
funden nach die Erbauung der Burg doch wesentlich früher angesetzt werden.
Hoffentlich werden uns weitere geplante Grabungen noch recht reiche Aufschlüsse über die romantische Burg
geben!
Bemerkung der Schriftleitung: Leider konnten mehrere Abbildungen, die der Verfasser bereit gestellt hatte, aus technischen
Gründen hier nicht wiedergegeben werden, wir behalten uns vor, dieselben später abzudrucken.

Handelsgeschichtliche Einslüfse im Städtebau.
Von Professor Bodo Ebhardt.
Nachstehende Arbeit soll mit 92 Abbildungen und er-
heblich erweitert als selbständiges Werk erscheinen,
wenn es gelingt, genügend Borausbesteltungen dafür
zu gewinnen. Wir erbitten die Hilfe des Lesers dazu.
reiweltbewegendeKräfte sind es, die seit grauester Vorzeit Städtegründung und Städtebau vor allem
gefördert haben, Herrschergewalt, Krieg und Handel. Die beiden letzten scheinen einander auszu-
schließen, beide scheinen Städtegründungen auf den ersten Blick nicht einmal zu begünstigen, der Krieg
sogar inehr als Städtezerstörer zu wirken, der Handel durch die Beweglichkeit und Unstätigkeit des wenig
an die Scholle gefesselten Handelstreibenden, eher einem Nomadenwesen zuzuneigen und doch lehrt
die Geschichte die Wahrheit des Eingangssatzes.
Der Krieg schreckte die Menschen vom freien Felde in festummauerte Orte, forderte Befestigung wichtiger
Verkehrsknotenpunkte, Wege beherrschender, natürlich schwer zu stürmender, leicht zu verstärkender Baustellen.
Die neue Feste bedurfte der Besatzungskräfte, die oft ansässig waren, die Besatzungen brauchen Gewerbetreibende,
die schnell die neuen Städte füllen. Beendigte Kriege fordern zu Siedlungen heraus — die Städte-
gründungen Alexanders des Großen, die Veteranenansiedlungen der alten Römer sind berühmt — oder machen
Wiederaufbauten nötig. — Das bescheidene Beispiel Ostpreußens zeigt, wie solche Wiederaufbauten städtebaulich
höchst lehrreich — ja in völlig zerstörten Gebieten — fast Neugründungen werden können.
Hatte der Krieg den Staat geschaffen, so wurde der Sieger zum Herrscher und baute ihn aus, er bedurfte
eines ruhenden Mittelpunktes für seine Verwaltungseinrichtungen, eines glanzvollen Ausdruckes seinerMachtund Größe,
der Hauptstadt.
Dabei war es einerlei, ob der Herrscher Kaiser und König, wie Alexander, wie Karl der Große oder Doge,
oder Senat, oder Präsident wie das große amerikanische Irrlicht von 1918 oder Sowjetheiliger, wie Lenin genannt
wurde, die Hauptstadt brauchen alle.
Der Handel, dessen geschichtliche Einflüsse auf den Städtebau uns hier beschäftigen, bevorzugt für seine Städte-
gründungen Neuland. Das war für die frühentwickelten bedürfnisreichen Völker des Ostens, die Phönizier und Grie-
chen das Insel- und Ufergebiet des Mittelmeeres, für die Spanier, Holländer und Engländer Amerika, beide Indien,
Afrika und Australien. Für die Hansa der baltische Osten und die Küsten Norwegens.
Daß heute solches Neuland nicht mehr vorhanden ist, ist ein Hauptgrund der Weltkrise.
Durch den Handel wurde auf solchem Boden in unzähligen Fällen die Gründung von Städten bewirkt, un-
zählige dieser Gründungen sind wieder verschwunden, ihre Namen kaum erhalten, nur wenn der Handel dauernd
seine Schätze über sie ausschüttete, war eine lebendige Entwicklung gewährleistet. Von den Handeltreibenden wurden
 
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