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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Doering, Oskar: Burg Scharfenstein im Erzgebirge
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Hofmann, Karl: Die Burg Boxberg im badischen Frankenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0063
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legte, auch Sprüche, die sich freilich nicht mehr entziffern ließen. Wenigstens gaben diese Dinge einige Anhaltspunkte,
die bei der Wiederherstellung der Burg wertvoll waren.
Unter Leitung des Professors Bodo Ebhardt wurde Scharfenstein durch die Gesellschaft für deutsche Baukunst
(Berlin) in den alten Formen und Techniken erneuert. Mit höchster Sorgfalt und Pietät erfolgte der Bau. Die alten
Umrisse erstanden zu neuem Leben. Alles wurde, wie es gewesen. Auch viele der alten Malereien konnten hergestellt
werden. Nur einige moderne Verbesserungen im Innern der Burg förderten die Wohnlichkeit. Ein Gewölbe wurde
zur Hauskapelle eingerichtet.
Die Herstellung der Burg Scharsenstein gehört zu den vorzüglichsten Leistungen neuzeitlicher, auf alten Grund-
sätzen der Vorzeit beruhender Baukunst. Unserm Vaterlande ist ein kostbares Denkmal neu geschenkt worden.
Neuerdings ging die Burg durch Zwangsversteigerung aus dem Besitz der gräflichen Familie Einsiedel leider
in fremde Hände über.

Die Burg Boxberg im badischen Frankenland.
Von Dr. Karl Hofmann, Professor in Karlsruhe.
af einem Kalksteinfelsen in der Höhe von 300 in ü. d. M. liegen heute noch, an der Eisenbahnstrecke
Heidelberg—Würzburg, unweit der alten Deutschordensstadt Mergentheim die Trümmer der ehemals
stolzen Burg Boxberg. Von der Höhe des Burgbergs hat man eine weite Fernsicht in das mittlere
Taubertal bis zum Wortberg bei Königshofen an der Tauber, wo am 2. Juni 1525 das Heer der auf-
ständischen Bauern dem Fürstenheere unterlag. Von der Höhe hinter der Burg, aus der in früheren
Zeiten eine Warte stand, reicht heute noch der Blick nach Süden 35 Irin weit bis zu der Waldenburg bei Künzelsau
und nach Westen bis zum Katzenbuckel (45 Irin) bei Eberbach. Am Fuße des Burgbergs liegt das Amtsdörfchen Box-
berg, das gegen Ende des 13. Jahrhunderts seinen alten Namen Wanshosen mit dem der Burg vertauschte.
Wanshofen war, wie schon sein Name andeutet, ein fränkischer Herrenhof, dessen Gründung in den Anfang
des 6. Jahrhunderts fällt. Die Überreste der alten karolingischen Hofgebäude, die der Volksmund heute noch mit
„Bürg" bezeichnet, liegen heute noch am Rande innerhalb der alten Stadtmauer am Fuße des Burgbergs. Wie
aus den Urkunden zu vermuten ist, verlegten die Besitzer des Herrenhofes im 10. Jahrhundert ihren Wohnsitz auf
die Höhe durch Erbauung der ersten Burg, die nach seinem Erbauer „Bukko" nun den Namen Bukkosberg---Boxberg
erhielt.
Urkundlich erscheint das Geschlecht der Burgherren, die mit den Grafengeschlechtern der Gegend (z. B. der
von Wertheim und Dürn oft verschwägert waren), zum erstenmal im Jahre 1144 mit einem „Konrat von Buokkesberg".
Ein Mitglied dieser Familie schenkte im Jahre 1287 die Burg dem Johanniterorden; bis 1381 war sie dann der Sitz
des Komturs der gleichnamigen Johanniterkomturei. In diesem Jahre ging sie dann in den Besitz der Ritter von
Rosenberg durch Kauf über. Im Besitze dieser Familie blieb dann die Burg mit kurzer Unterbrechung bis 1561,
wo sie in den Besitz der Kurpfalz überging; im Jahre 1803 wurde der Fürst von Leiningen Besitzer. Nach den Stürmen
von 1848 und 1849, in denen die Burg eine verwüstende Plünderung erfuhr, wurde sie von Leiningen am 10. Nov.
1853 an den Maurermeister Goos in Boxberg um den Preis von 285 Gulden auf Abbruch verkauft. Wie schon in
der pfälzischen und leiningischen Zeit zerfielen die Mauern, Türme und Baulichkeiten noch mehr, und ein Teil nach
dem andern verschwand, ohne daß die staatlichen Behörden einen Finger zur Erhaltung rührten. Nachdem die Ruine
am 25. Februar 1891 noch in den Besitz des Landwirts Johann Jäger in Boxberg übergegangen war, der sie auch
wieder als Steinbruch benützte, wurde sie endlich von dem damaligen Vorstand des neugegründeten Verschönerungs-
vereins Boxberg, Stadtpfarrer Gustav Walther, im Auftrag und aus Mitteln des Freiherrn Ulrich von Boxberg in
Zschoren in Sachsen am 30. September 1893 um 820 Mark angekauft und der Stadtgemeinde Boxberg zum Geschenk
gemacht. Der genannte Verein hat seitdem für die Erhaltung der Überreste Sorge getragen und aus den:
Burgplatz selbst Anlagen Herstellen lassen. Auch Freilegungen von Türmen und Mauerteilen und Konservierungs-
arbeiten aller Art wurden vorgenommen, zuletzt im Sommer 1927. Die dabei gemachten Altertumsfunde, darunter
auch zwei romanische Säulenkapitäle und eine in einen gelben Sandstein ausgehauene Ansicht der Burg vom Jahre
1480 in der Art der Abbildungen in den Erdbeschreibungen des 16. Jahrhunderts befinden sich in: Heimatmuseum
zu Boxberg.
Im Laufe der Jahrhunderte hat die Burg mehrere Zerstörungen erfahren, und zwar erstmals 1470 durch Kur-
Pfalz und Würzburg, 1523 im sogenannten Fränkischen Krieg durch den Schwäbischen Bund und 1525 im Bauernkrieg.
Die älteste Beschreibung der Burg findet sich in der sogenannten Boxberger Amtsrelation vom Jahre 1652 im
General-Landesarchiv in Karlsruhe und lautet:
„Zu Boxberg ist das Schloß, worauf jetzund Herr Oberamtmann wohnet und mit einer Garnison versehen ist.
Es begreift aber in sich, wenn man zum ersten Tor, so mit einer Aufzugbrücke versehen ist, hineinkommt, zur rechten
Hand einen steinernen Bau, so der Neue Bau heißt, zwei Stockwerk hoch samt einem Turm, welcher recht gegen das
 
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