Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

DOI Artikel:
Hofmann, Karl: Die Burg Boxberg im badischen Frankenland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0064
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

Städtlein sieht, unter dem Bau aber ist die Stallung, zur linken Hand eine Bastei von drei Gewölben übereinander
und ist anstatt eines Daches obenaus mit steinernen Platten gebodmet, samt einen kleinen Turm, woraus vor diesem
ein Turmwächter gewohnt; nicht weit dann gegen den Berg hinaus hat es noch ein gemauertes Rondell, so auch
überdeckt.
Wenn man nun zu dem andern Tor, so auch eine Aufzugbrücke hat, hineinkommt, worüber Herr Amtmann
sein Nebengemach hat, zur linken Hand zieht sich ein Gebäu, das Alt-Gebäu genannt, bis an das Brunnenhaus herum,
nächst dem der oberste Keller, worüber das Zeughaus steht, und dann nebst diesem Keller noch ein Stockwerk, darin
fetzt der Sergeant logiert, wobei man etliche Staffeln hinuntergeht zu dem andern Keller. Zur rechten Hand steht
das innerste Schloß und hierherwärts die Amtsstube, in welches man abermal über eine Baubrücke, da dann außer-
halb zur linken Hand das Waschhaus steht, gehen muß. Durch das Vorhaus kommt man auf die Gänge, so inwendig
ringsherum gehen und den innersten Schloßplatz, welcher sehr eng ist, ausmachen. Die Gemächer ziehen sich auf
beiden Seiten gegen das Städtlein und auf das Feld hinauszu herum; sind, ausgenommen die Amtsstube, und noch
ein paar Gemächer, ganz baulos, wie denn sich alle vorgedachte Jngebäu und Dachungen, insonderheit das Ziegel-
dach, so über dem Schloß dreimal abgesetzt und schöne, geräumige, luftige Speicher gibt, allenthalben schadhaft, die
Dachstühle aber sind noch fast überall sehr gut."
Eine weitere Beschreibung der umfangreichen Burgruine findet sich in Gottschalcks „Ritterburgen und Berg-
schlösser Deutschlands", Halle 1821 (Bd. 5, S. 134ff.). Ihr Wortlaut ist:
„Noch aus den Überresten dieses Bergschlosses läßt sich seine ehemalige Größe und Festigkeit beurteilen. Sie
liegen am rechten Ufer des Flüßchens Umpfer und auf der Kuppe eines steilen und felsigen Hügels, welcher auf drei
Seiten, der Ost-, Süd- und Westseite, freisteht. Die Burg bildete ein ungleichseitiges Viereck, welches an drei Ecken
durch starke, runde Türme gedeckt war. Au der vierten südöstlichen Ecke hat sie eine halbmondförmige, mit großen
hervorragenden Quadern erbaute Bastei, welche den dritten Teil des ganzen Quadrats einnimmt. Um diese Bastei
zieht sich ein hoher Wall und tiefer Graben, der weiterhin und um die Burg herum in zwei Gräben ausläuft, welche
beide in den Felsen eingegraben sind. Auf der linken Seite, wo der eine Graben in zwei ausläuft, sieht man in der
Mitte des elfteren die Rudera von zwei Türmen, einen viereckigen und einen runden, deren erster Stock ganz aus
einer Masse und aus demselben Felsen besteht, aus welchem sie ruhen. Überhaupt ist der Felsen hier sehr gut benutzt;
denn, den Rostlöchern und Schießscharten nach zu urteilen, die man in der Tiefe desselben bemerkt, muß er in seinem
Innern ganz hohl sein. Der innere Graben führt um eine Felsenwand, auf welcher eine wenigstens 50 Fuß hohe,
fortlaufende Mauer ruht, in der mehrere Reihen Schießscharten übereinander angebracht sind.
11m in das Innere der Burg zu gelangen, muß man durch zwei Tore, wovon das äußere durch den Wall, auf
welchen: ein abgebrochener Turm steht, und das innere durch eben genannte hohe Mauer führt und noch verschließ-
bar ist. Innerhalb des letzteren sieht man rechts einen hohen, langen Bau, dessen erster Stock aus mächtigen, hervor-
ragenden Quadersteinen besteht und bestimmt aus alten Zeiten herrührt; das Weitere desselben von Holz ist das
Werk neuerer Zeiten und wird gegenwärtig als herrschaftliches Fruchtmagazin gebraucht. Eben dieses Gebäude
steht ganz innerhalb der Bastei und hat auf seiner Front, der ganzen Länge nach, einen Graben, über welchen eine
schmale, massive Brücke zum Eingang führt. Links am Tore steht ein kleines Häuschen, in welchem ein Mann mit
seiner Familie wohnt, der das Wesen hier unter seiner Aufsicht hat. Weiterhin steht noch ein einstöckiges hölzernes
Häuschen, in welchem der tiefe, ganz in Felsen gehauene, noch brauchbare Brunnen ist. Hinter diesem Häuschen
und auf der Ostseite hin bemerkt man starke Grundmauern von zerstörten Gebäuden sowie in denselben noch
mehrere Öffnungen in teils zerfallene, teils noch brauchbare Kasematten. Eine der letzteren hat obengenannter
Burgbewohner in einen Ziegenstall verwandelt. Noch sieht man außerhalb der Ringmauer nicht fern von der Bastei,
über einem zugemauerten Tore, zwei in roten Sandstein und halb erhaben ausgehauene Figuren in Lebensgröße
und zwischen beiden das Wappen der rosenbergischen Familie mit folgender Inschrift: „Dieß Schloß hat A. v. R. wieder
angefangen zu bawen nach der Geburt Christi 1547 jov." Die Figur rechts stellt eine Frau dar, die in der rechten Hand
eine Flasche, in der linken, in einem Traggeschirr, zwei Töpfe übereinander und außer diesem noch einen Henkel-
korb hält. Jammerschade, daß diese schöne Figur erst ganz kürzlich, auf die nichtswürdigste Weise, in der Mitte ent-
zweigeschlagen und heruntergestürzt wurde. Die Figur links stellt einen Mann vor, im Hemde und einer Nacht-
mütze auf dem Kopfe, der mit beiden Händen, schlagfertig, ein Beil mit langem Halme hält. Beide Denksteine be-
finden sich im badischen Landesmuseum in Karlsruhe. Sie stellen laut Inschrift den Wiedererbauer der Burg im
Jahre 1480, Georg von Rosenberg und seine Frau, dar.
Bon der Seite der Bastei hat man eine hübsche Aussicht, und zwar auf einen großen Teil des freundlichen
Umpfertales, auf das au den Burgberg angebaute Städtchen Boxberg und das nicht weit davon entfernte Dorf
Wolchingen, wo eine schöne Kreuzkirche steht.
Während der Würzburger Pfandzeit wurde die Burg so schlecht unterhalten, daß sie allenthalben baufällig
wurde. Später führte man die Kanonen weg nach Mannheim und ließ die Burg abtragen."
 
Annotationen