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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Vortrag, geh. über Trifels am 19.6.31 bei Anwesenheit des Vereins zur Erhaltung deutscher Burgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0065
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Vortrag, geh. über Trifels am 19. 6. ZI bei Anwesenheit
des Vereins zur Erhaltung deutscher Burgen.
Sonst pflegt man bei der geschichtlichen Darstellung, sei es einer Ortschaft oder einer Burg, in erster Linie
nach der erstmaligen urkundlichen Erwähnung zu fragen, und falls die Urkunden versagen, die vor der ersten Urkunde
liegende Zeit auf sich beruhen zu lassen. Ich glaube nun kein Unrecht zu begehen, wenn ich auf Grund ortskundlicher
Erwägungen in Kürze darzulegen versuche, wie ich mir denke, daß der Trifels eine Burg, eine Reichsburg wurde.
Wer, vom Trifels nach Osten schauend, die zwischen den Bergkegeln liegenden Einsattelungen betrachtet und
bedenkt, daß diese schon in frühgeschichtlicher Zeit Zugänge aus der Rheinebene nach dem Wasgau und dem Pfälzer
Wald waren, dem werden vor allem die beiden von Birkweiler (über den „Zollstock") und Leinsweiler ziehenden,
bei der Münz sich vereinigenden Zufahrtslinien auffallen, die bereits als vorrömische Straßenzüge gelten, die nördlich
des Rehbergs ihre Fortsetzung finden und vermutlich bei Gossersweiler sich teilend, einerseits über Hauenstein nach
Metz, anderseits über Lindelbrunn in der Richtung Bitsch weiterführten. Die Bezeichnung „Straße" (Heerweg) mag
aus den Waldabteilungen „Alte Straße" und „Ob der Straße" ihre Berechtigung herleiten. In alter Zeit wählte
man ja bekanntlich die Höhenwege, da die Täler noch stark versumpft und etwaige Talwege der Unsicherheit halber
gemieden wurden. So liegt die Annahme nahe, daß die unmittelbar an der Heerstraße gelegene Münz eigentlich
Burg, dagegen Anebos und Trifels nur befestigte Posten waren.
Anders wurde die Sachlage, als mit der allmählichen Besiedelung des Queichtales vom Zollstock aus Wege durch
dasselbe zogen und der zunehmende Talverkehr eine Sicherung durch den näher gelegenen Trifels erforderte. Wer
in jener Zeit seine Besitzer waren, ist uns unbekannt. Erst mit dem Jahre 1081 tritt der Trifels aus den: Dunkel der
Vergangenheit ins Licht der Geschichte. Nach den Forschungen von vr. Schreibmüller vermacht in jenem Jahr ein
gewisser Diemar von Nöttingen, ein Ritter aus dem ostfränkischen Hochadel, vor seinem Eintritt ins Kloster Hirsau
diesem seine Güter, und „seine Burg Trifels übereignet er seinem Könige". Sonach war der Trifels damals noch
Privatburg; doch wurde er bald darauf — dadurch, daß der Kaiser ihn einzog — Reichsburg. Um jene Zeit
(1086) erscheint urkundlich zum erstenmal „vallis ^nnovillsr", das Annweiler Tal, noch nicht Annweiler selbst,
das — ungewiß seit wann — der Hof eines gewissen Anno war.
Seit Kaiser Heinrich V. erscheint der Trifels deutlich als eine Reichsburg, und zwar als die stolzeste unter allen.
Öfters wird er in den Quellen als sehr starke Burg bezeichnet. Ein Mauerrest unterhalb des Felsens am Fuße des
Bergfrieds sowie die von Westen nach Norden ziehende Umfassungsmauer dürfen wohl als salischen Ursprungs an-
gesprochen werden.
Die große Festigkeit machte den Trifels besonders für zwei Zwecke geeignet: zum Staatsgefängnis und
zur Reichsschatzkammer. Für den ersteren Zweck hatte Heinrich V. schon bald Verwendung. Seinen Kanzler
Adalbert, einen Grafen von Saarbrücken, der ihn in seinem Streben, die bewußte Jnvestiturfrage in einer für Deutsch-
land würdigen Weise zu lösen, unterstützt hatte, machte er zum Lohne für seine Dienste zum Erzbischof von Mainz.
Adalbert aber,der vom Kaiser nichts mehr zu hoffen, vom Papste aber die Nichtbestätigung seiner neuen Würde zu
fürchten hatte, ging nun ins feindliche Lager über und verfocht nun ebenso eifrig die päpstlichen Interessen. Erzürnt
nahm ihn der Kaiser gefangen und führte ihn nach seinem festen Schlosse Trifels. Das gleiche Los wie Adalbert traf
eine Reihe sächsischer Fürsten, unter ihnen Lothar von Supplinburg, den späteren Kaiser, und Wipprecht von Groitzsch,
Herzog der Lausitz, die gegen Heinrich agitierten.
Mit Heinrich V. waren seine Neffen, die Herren von Hohenstaufen, an den Rhein und auf den Trifels gekommen.
Friedrich der Einäugige versah mehrmals, während den Kaiser seine Kämpfe in Italien von Deutschland fernhielten,
das Amt des Reichsverwesers. In dieser Stellung richtete er sein Hauptaugenmerk darauf, die Reste des Reichs-
eigentums, die noch nicht von den umwohnenden Großen beschlagnahmt waren, durch Anlage von festen Schlössern
vor der Begehrlichkeit der Nachbarn zu schützen oder durch Tausch so zu konsolidieren, daß sie eher übersehen und
geschützt werden konnten. Durch das letztere Verfahren erwarb er für das Reich den vorhin genannten, am Fuße
des Trifels gelegenen Hof oder Weiler Annweiler, den er gegen den Hof Morsbrunn in Unterelsaß eintauschte. Daß
HeinrichV. die Hohenstaufen als die unmittelbaren Erben des salisch-fränkischen Kaiserhauses ansah, dafür ist der Befehl
bei seinem Ende bezeichnend, die Krone und die übrige königliche Zier an Friedrich den Einäugigen abzuliefern, der
sie auf Trifels bewahren sollte. Und tatsächlich kamen die Hohenstaufen bald auf den Thron Karls des Großen,
und bald beginnt auch ihr Glanz aufzuleuchten, namentlich als Friedrich Barbarossas, des deutschen National-
helden, erhabene Gestalt auf Trifels einzog und sich ihn zu seinem Lieblingsaufenthalt erkor. Dem Kaiser Rotbart
— so erzählt der Volksmund — muß jede Nacht ein Bett bereitet werden, wenn er von seiner Burg zu Lautern nach
der Pfalz zu Hagenau hinüberziehen will. — Wenn sich auch der Aufenthalt Barbarossas auf unserer Feste nur dreimal
urkundlich Nachweisen läßt, so spricht doch diese Sage dafür, daß der Kaiser noch öfter hier von seiner Würde Lasten
sich ausruhte.
Auch die umfassenden Reparaturen und besonders der Neubau des prächtigen Marmorsaales, mit denen Barba-
rossa den Trifels schmückte, beweisen deutlich seine Vorliebe für diesen schönen Fleck Erde. Leider sind nur noch der
 
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