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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Mühlmann, Ottogert: Burg Windberg auf dem Hausberge bei Jena
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0047
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Burg Windberg auf dem Hausberge bet Jena.
Von Ottogert Mühlmann, Jena.
In den weltberühmten Burgendreiheiten, die im sog. Mittelalter die Berge Thüringens krönten, gehört
auch die Burgengruppe auf dem Hausberge bei Jena. Von diesen ist heute die größte der drei, der
Windberg, durch beachtliche Ausgrabungsergebnisse die interessanteste. Aber auch die geschichtliche
Vergangenheit ihrer beiden Nachbarinnen bot bisher Historiographen und Forschern ausgedehnte
Möglichkeit, Hypothesen aufzustellen. So ist man sich auch schon über die Reihenfolge der drei Festen
keinesfalls einig. Gegen die heute allgemein anerkannte Reihenfolge: Greifberg, Kirchberg, Windberg (von Westen
nach Osten) treten in neuerer Zeit Lehfeldt in den „Bau- und Kunstdenkmälern Thüringens" (Heft I V08. Jena
S. 70 ff.) und Piper im Verzeichnis seiner „Burgenkunde" auf. Piper fußt aus Lehfeldt, dieser auf Adrian Beier
und Hortleder. Der letztere, fürstlich sächsischer Hofrat, besichtigte im Jahre 1629 auf fürstlichen Befehl die drei
Burgstätten und spricht ohne irgendwelche Begründung die mittlere mit Windberg an; Adrian Beier folgt ihm
in dieser Ansicht, ohne die Frage nachzuprüfen. Daß das nicht den Tatsachen entspricht, erhellt schon daraus, daß
er die Lage der Burgen innerhalb weniger Seiten des öfteren vertauscht. („deoZi-apdus IsosnZis.") Lehfeldt


hinwiederum lehnt
ein Bild in der Zie-
genhainer Kirche, das
die drei Burgen dar-
stellen soll, als Be-
weismittel mit vol-
lem Rechte ab und
spricht es als Phan-
tasieprodukt an. Zu
weit geht er jedoch,
wenn er die Reihen-
folge der Einnahme
bei Berennung der
Burgen für deren
Lage überhaupt ver-
antwortlich macht.
Es lassen sich nun
eine Reihe von Ge-
genbeweisen führen.
Erstens heißt es in
einer Erfurter Ur-
kunde: „die acht-
baren Bürger von
Erfurt legten sich vor


Abb. 42. Schloß Buchlau nach dem Brande. Teilansicht des ausgebrannten
Obergeschosses.

die dreh - edlen
Heusser genandt
Wintbergk, Kirch-
bergk und Greiffen-
bergk." Dieselbe
Reihenfolge hält
zweitens Landgraf
Albrechtder Unartige
in einem „Schadloß
Brief" an die Erfur-
ter vom30.Juni 1304
ein. (pro expuAna-
tious st ilupoAira-
tioos oastroruiu
OroiktsndsrA, Uiroü-
bsrZ st IViotpsrZ.)
Windbergs Lage in:
äußersten Osten wird
schließlich am deut-
lichsten durch eitw
Stelle in einer Ur-
kunde Burggraf Al-
brechts vom Jahre
1424 belegt (Ave-

mann „Vollständige Beschreibung der Reichsgrasen und Burggrafen von Kirchberg", Anhang der viploiuata Nr. 110),
in der es heißt: „... an unfern Dorffe Zcegenhayn unter dem Schlosse Wintperg gelegen." Da weiterhin die ganze
romanische Konstruktion des noch erhaltenen „Fuchsturmes" auf ein hohes Alter hindeutet, gehört der Turm eben
zur urkundlich ältesten Burg, d. h. zu Kirchberg, das demnach, dank der Lage des Fuchsturmes, als mittlere Burg
angesprochen werden muß. Ferner ist es auch recht unwahrscheinlich, daß Kirchberg — es wird schon 937 er-
wähnt — als Sorbenwarte und -feste an der für den Feind zugänglichsten Stelle, nämlich im äußersten Osten,
erbaut worden ist.
Die Gründung der „Burgwardei" Kirchberg fällt noch in die Zeit der linkssaalischen Grenzbefestigung. Die
Erbauung Windbergs und Greifbergs muß dagegen viel später angesetzt werden. Wie auch die benachbarten drei
Lobedaburgen wurden letztere, lange nachdem die Saale ihre Eigenschaft als Sorbengrenze verloren hatte und
vollkommene Sicherheit in dieser Hinsicht eingetreten war, als geräumige, wohnliche Grundherrenburgen an-
gelegt, wird doch Windberg urkundlich auch erst 1279 erstmalig genannt. Höchstwahrscheinlich verdankt sie ihre
Entstehung den Burggrafen von Kirchberg, denen die Burg Kirchberg als Reichslehen vom Kaiser übertragen
worden war. Sie waren somit reichsunmittelbar. Unter Otto IV., dem Großen, erreichte das burggräsliche Ge-
schlecht den Höhepunkt seiner Macht. Zu dieser Zeit wohnte der Burggraf auch auf Windberg, was aus oben-
erwähnter Urkunde hervorgeht, die 1279 dort ausgestellt wurde. Im Jahre 1304 brach dann aber ein Unglück
über die Burggrafen herein, von dem sie sich nicht wieder erholen sollten. Vor allem scheinen die damals ver-
worrenen Zustände im Thüringer Landgrafenhause und wohl auch wirtschaftliche Schädigungen der Erfurter den
 
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