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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0079
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Die Reichskleinodien wurden zwar auch von den Nachfolgern Friedrichs 11. bewahrt, allein der früher geltende
Satz: „Wer den Trifels und die Insignien hat, der hat das Reich" war jetzt eine leere Redensart geworden; den Besitzern
fehlte die Macht! Und Rudolf von Habsburg, der wieder erstmals die kaiserliche Macht ausübte, ließ die Reichs-
kleinodien vom Trifels nach seiner Feste Kyburg in der Schweiz verbringen, von wo sie bald nach Karlstein in Böhmen
und dann, nach längerer Verwendung in Ungarn, 1424 nach Nürnberg kamen, wo sie bis zur Auflösung des Reiches,
1806, blieben. Heute wird der größere Teil in der Hofburg in Wien, der kleinere Teil, darunter das Evangelienbuch,
in Aachen aufbewahrt.
Seit Rudolf von Habsburg war die Politik der deutschen Kaiser in ein anderes Fahrwasser geraten. Der Ein-
heitsstaat, das Ideal der Hohenstaufen, war hingesunken. Der Schwerpunkt des Reiches, bis dahin am Rhein gelegen,
wurde nach Osten, an die Donau, verlegt. Die westlichen Provinzen und Reichsburgen verloren somit an Interesse
für den Kaiser, und eine nach der andern ging in fremde Hände über. Trifels-Annweiler verpfändete 1330 Ludwig
der Bayer an seine Neffen Rudolf und Ruprecht.
Noch einmal sah der Trifels einen Kaiser als seinen Eigentümer in seinen Mauern: Ruprecht I. von der Pfalz.
Nach dessen Tode 1410 kam unsere Burg nebst Annweiler in die Hände seines Sohnes Stephan von Zweibrücken,
bei dessen Nachkommen beide bis zum Ausbruch der Französischen Revolution verblieben.
Schon im 15. Jahrhundert konnte der Trifels nicht mehr recht imstande gehalten werden, es geschah nur das Not-
wendigste zu seiner Erhaltung. Im Jahre 1524 wurde, wie die Jahreszahl über dem geraden Türsturz am Turmportal
zeigt, dieser Eingang wegen größerer Verteidigungsfähigkeit (der Bauernkrieg lag in der Luft!) fast auf die Hälfte
eingeengt. In diesem Kriege selbst scheint die Burg ziemlich ungeschoren durchgekommen zu sein. Etwa 50 Jahre
später sah sich der Herzog bei der allgemeinen Unsicherheit der Lage veranlaßt, die Besatzung des Trifels um einige
Mann zu verstärken. 1568 schrieb Herzog Wolfgang an seine Amtskeller zu Neukastel, er solle den Trifels Herrichten
lassen und mit festen Gittern an Fenstern und Ofen versehen, also daß niemand entwischen könne. So ward unser
Trifels zu einer Gefangenenanstalt.
Am 29. März 1602 traf ein Blitzstrahl unsere Burg, zündete im Palas und zerstörte auch einige der anstoßenden
Gebäude. Mit diesem Unglück begann der völlige Verfall der Feste. Wohl gewährt sie noch im Dreißigjährigen Kriege
den armen Leuten der Gegend einigen Schutz; allein bereits 1635 war sie unbewohnbar, und als der französische
General Longeville 1640 nach der Eroberung von Annweiler den Trifels besuchte, fand er nur noch Ruinen; seine
Leute brauchten ihn also nicht eigens mehr zu zerstören. — 1661 berichtet der Neukastler Amtmann an den Herzog:
„In das alte Schloß bey Annweiler stehet zwar noch ziemlich wohl in Steinwerk; das Dach aber samt dem Jngebau
ist alles erlosert; zumalen auch weder Türen, Läden oder Fenster darauf vorhanden, weilen solches nunmehr seit 1635
nicht mehr bewohnt worden." In eben jener Zeit (1661), ließ der Herzog 60 Marmorplatten und einige Säulen,
deren eine ebenfalls von Marmor war und die Sie gestern in Speyer mögen gesehen haben, in die Stadtkirche ver-
ist uns unbekannt.
iebäulichkeiten zu reparieren, scheiterte an der Höhe des Kostenanschlags, der sich auf
Surg war schon damals verschüttet. Diese selbst war zum Steinbruch geworden,
lereits im 18. Jahrhundert, und hier waren es nicht etwa nur die hiesigen Bewohner,
^01»^ user bauten, sondern die herzogliche Regierung selbst, die ohne Verständnis für wert-
chine für öffentliche Bauten anwies. Als das alte zweite Pfarrhaus erbaut wurde,
dem zerfallenen Hause Trifels zu nehmen, deren genugsam zu bekommen"! War
weitschichtigen Reichsburg so dürftige Trümmer übrigblieben?
> Raubbau Einhalt geboten wurde; daß eine reifere Erkenntnis für die künstlerischen,
Iwerte der deutschen Vergangenheit sich Bahn brach. Hier war es die verständnis-
lind die Opferfreudigkeit der bayerischen Staatsregierung und privater Vereine,
Ine die Mittel aufbrachten, diese denkwürdige Ruine noch länger der Nachwelt zu


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. Wir sehen nicht langsam Stein zu Stein sich fügen an dem gewaltigen Bau;
si'en Ankunft bis dahin die dunklen Wolken verhüllt, tritt die Burg aus der Nacht
em Höhepunkte des Glanzes nähernd, wo sie alles Umliegende weit überstrahlt,
r Untergange zuzuwenden und in immer schwächerem Schimmer fast unbemerkt
ernen zu verschwinden.
hmütigen Gefühlen auf die entschwundene Herrlichkeit großer Zeiten Hinschauen,
htbarem Schmerze nachtrauern, sondern daß wir an dem Platze, an den uns Gott
liend in unentwegter Vaterlandsliebe unsere Pflicht erfüllen, dann Haben wir die
dann sicher die nach uns kommen, wieder ruhigere und erhebende Zeiten erleben!
 
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