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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Hoffmann, Max: Die Burgenfahrt nach der Pfalz und Saarbrücken
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0004
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Danach ergriff Frau Amtsrat Wrede, Godesberg, seit Jahrzehnten Mitglied der Vereinigung, das Wort.
Sie hielt Rückschau auf die Zeit der Entstehung der Vereinigung und manch glanzvolles Treffen in den Borkriegs-
jahren, gedachte der schweren Zeit französischer Fremdherrschaft am Rhein und schloß in Versen mit einem Preis
der Deutschen Glocke auf dem Kölner Dom, die nunmehr wieder über freies Land am Rhein ihren Klang ertönen
lasse als Symbol deutscher Vaterlandstreue.
Unter der Führung des Vorsitzenden wurde die Burg in allen Teilen eingehend besichtigt. Dabei fand die
Bibliothek besonderes Interesse, in der die reiche Burgenbibliothek des Vorsitzenden, dazu die Sammlung zahlreicher
Pläne und Burgenbilder, als Stiftung des Besitzers an die Bereinigung Aufnahme gefunden hat. Es bedarf keiner
besonderen Erwähnung, daß die Marksburg durch diese Sammlungen, die der Vorsitzende in jahrzehntelanger Tätigkeit
znsammengetragen hat, eine einzigartige und anziehende Bereicherung erfahren hat.
Bei dem in: großen Saal der Burgschenke gemeinsam eingenommenen Mittagsmahl brachte der Schirmherr,
Prinz Oskar von Preußen, die besten Wünsche für ein gutes Gelingen der Burgenfahrt zum Ausdruck. Dieselbe
solle dazu beitragen, daß unserem Vaterland bald eine bessere Zukunft erwachse. Amtsrat Wrede, eines der ältesten
Mitglieder der Vereinigung, teilte persönliche Erinnerungen an frühere Fahrten mit und gelobte von neuem der
Burgenvereinigung die Treue. Nach dem Essen empfing der Vorsitzende als neuer Hausherr mit seiner Gattin, der
allverehrten Burgenmutter, die Teilnehmer in der Burghauptmannswohnung. Nur zu kurz war diese Teestunde
in den stimmungsvoll und behaglich hergerichteten Räumen, die das hohe Können des Burgenbauers Bodo Ebhardt
aufs neue darlegten.
Ausgiebig wurde nochmals der beherrschende Blick auf den Rhein von den Fenstern des großen Speisezimmers
genossen, ehe es hinabging zum Rheiustrom, hindurch durch die schönen Uferanlagen der Stadt Braubach zum Motor-
boot „Marksburg", das die Teilnehmer zur Fahrt nach Ehrenbreitstein aufnahm.
Bei der Ankunft dortselbst scholl den Burgenfahrern wiederum deutscher Männergesang entgegen. Auf dem
Marktplatz von Ehrenbreitstein überreichte eine Schülerin dem Prinzen Oskar mit Versen der Begrüßung Blumen.
Bürgermeister Wagner von Ehrenbreitstein hieß die Burgenfahrer namens der Stadt willkommen. Er wolle, so
sagte er, nicht auf die Namen verweisen, die der Stadt Ehrenbreitstein in der deutschen Dichtkunst Beachtung ver-
schafft, auf Clemens Brentano, der hier geboren sei, und aus Goethe, der wiederholt hier geweilt habe, er müsse
es gerade bei dieser Gelegenheit laut aussprechen, daß auch trotz des sehr begrüßenswerten Abzugs der Franzosen die
Zukunft für Ehrenbreitstein immer noch dunkel erscheine; denn die stolze und gewaltige Feste, der Ehrenbreitstein
und seine einstigen Insassen, die zahlreichen Regimenter, seien es gewesen, durch die die Stadt früher gelebt habe.
Mit der Zertrümmerung des deutschen Heeres sei auch für Ehrenbreitstein eine Zeit des Niedergangs gekommen.
Wenn jetzt unsere Feinde, allen voran die westlichen Nachbarn, uns knebeln und hindern, eine der Volksgröße auch
nur annähernd entsprechende militärische Macht zu halten, so müßte doch auch mal wieder eine bessere Zeit
kommen, die uns von derartigen schmachvollen Fesseln befreien würde. Wir alle müßten nach Kräften das
Unsere dazutun, daß diese Zeit bald heraufzöge. In diesem Sinne schloß der Redner mit einem Hoch auf das
deutsche Vaterland, in das die Burgenfahrer und die Bürger Ehrenbreitsteins, die sich zahlreich versammelt hatten,
lebhaft einstimmten.
Unter Begleitung des Bürgermeisters Wagner und zahlreicher Herren aus Ehrenbreitstein wurde die Veste
Ehrenbreitstein erstiegen. Dort sprach Geheimrat Ebhardt über das Reichsehrenmal:
Als geschäftsführender Vorsitzender des Reichsausschusses für das Reichsehrenmal möchte ich an dieser denkwürdigen Stelle einige Worte
zu dem Beschluß des Reichskabinetts sagen. Ich tue das als freier Künstler, der nach keiner Richtung hin gebunden ist. Schon 1917 hat
man sich, erst im engeren und dann im weiteren Kreise, mit der Frage beschäftigt, wie es möglich gemacht werden könne, den gefallenen
Helden ein Ehrenmal zu errichten, das der Größe des Gedankens und der Größe der gebrachten Opfer würdig sei. Aber erst später, nach-
dem der moralische Druck der Niederlage zu weichen begann, nahm der Gedanke eines großen deutschen Ehrenmals wieder festere Formen
an. Es haben sich in der Folge eine Menge Stimmen erhoben, die die schönsten Teile im deutschen Vaterlande als würdigen Platz für das
Ehrenmal bezeichneten. Es ist aber auch nicht zu bestreiten, daß der Gedanke, ein Ehrenmal zu errichten, in weiten Kreisen starken Bedenken
begegnete, und es wurde darauf hingewiesen, ob es überhaupt schon an der Zeit sei, in diesen Jahren der herrschenden sozialen Not über-
haupt an die Errichtung eines solchen Denkmals heranzutreten. Es war gewiß schon etwas Richtiges au diesem Gedanken, aber wir mußten
doch nach reiflichem Überlegen denen recht geben, die dafür eintraten,
daß trotz des Elends und der Not die Stunde der Errichtung des Ehrenmals gekommen sei.
Man konnte auch mit Recht behaupten, daß durch die Erbauung des Ehrenmals kein Haus und keine Wohnung weniger gebaut
werden würde. Unser Volk wird selbst in der Zeit des tiefsten Niedergangs nicht verzagen, und das beste Mittel, neue Hoffnung im Volke
zu erwecken, ist zu allen Zeiten noch immer gewesen, ihm den Gedanken zu einer Tat zu zeigen.
Man kann es verstehen, daß es nun ungeheuer schwer sein mußte, eine Einigung im Volke herbeizuführen, wenn es sich darum handelte,
den Lokalpatriotismus zurückzustellen. Viele Schwierigkeiten galt es zu überwinden, um unter annähernd 200 Vorschlägen den richtigen
Platz herauszusuchen, der der Ehre gewürdigt werden soll, ein Mal für die Toten und ein Mal für die Lebenden zu tragen. Innerhalb
des engeren Kreises hat es dabei schwere Kämpfe und lange Erwägungen gegeben. Schließlich wurde mit Zustimmung der politischen
Verbände und Körperschaften ein künstlerischer Ausschuß gewählt, der auf mehrmonatigen Reisen die einzelnen Vorschläge prüfen und
eine Auswahl treffen sollte. Besonders waren es die Plätze Höxter, die Toteuiusel bei Lorch, Berka, Holzminden usw., die alle den Anspruch
erhoben, die geeignetste Stelle für das Reichsehrenmal zu sein. Bei diesen Besuchen wurden alle Vorzüge erörtert und alle Einwände
geprüft. Zum Schlüsse ist der engere Künstlerausschuß zu dem Ergebnis gekommen, einen Platz ini Herzen von Deutschland vorzuschlageu,
der nach dem Ermessen der künstlerischen Frage als bestgeeignet betrachtet werden konnte. Das waren die sogenannten Rabeuklippen bei
Höxter. Da aber trat die Festung Ehrenbreitstein in Erscheinung.
 
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