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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Hoffmann, Max: Die Burgenfahrt nach der Pfalz und Saarbrücken
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0012
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Dies die rohen Daten über die Schicksale des Domes zu Speyer. Anschließend an seine Besichtigung erfolgte
die der Jesuitengruft, des Domgartens mit Ölberg und des Heidentürmchens.
Das Mittagsmahl im „Wittelsbacher Hof", an dem die Spitzen der kirchlichen und weltlichen Behörden teil-
nahmen, fand statt in dem Saal, in dem der Separatistenführer Heinz aus Orbis 1924 durch die Kugeln des empör-
ten Volkes ein unrühmliches Ende für sein verräterisches Beginnen gefunden hatte, gab Anlaß zu regem Austausch
der Gedanken nach den zahlreichen tiefen Eindrücken des Vormittags. Regierungspräsident vr. Pfülf und Ober-
bürgermeister Leiling wiesen in ihren Begrüßungsansprachen darauf hin, daß die Bevölkerung von Speyer nicht
allein die Fremdherrschaft der Franzosen habe erdulden müssen, sondern auch noch die Willkürherrschaft der Separatisten,
die Speyer zu einen: wichtigen Stützpunkt ihrer Maßnahmen gemacht hatten. Trotz alledem aber sei die Treue zun:
deutschen Vaterland bei ihnen nur immer größer geworden, und nichts sei imstande, den Speyrern und Pfälzern diese
Treue zu rauben.
Am Nachmittag wurde zunächst das Judenbad besichtigt, und dann führte Museumsdirektor vr. Sprater
die Teilnehmer in sein Bereich ein: in das HistorischeMuseum der Pfalz mit Weinmuseum. Als Erinnerungsgabe

wurde den Teilnehmern die
silberne Denkmünze an das
100 jährige Bestehen des
Historischen^ Vereins der
Pfalz und eine Sonder-
nummer der Zeitschrift
dieses Vereins mit dem
Titel „Vom Pfälzer Wein"
überreicht.
Es soll nicht der Versuch ge-
macht werden, die ungeheure
Fülle der Schätze, die das Histo-
rische Museum in sich birgt, auf-
zuzählen. Erwähnenswert ist
aber die Tatsache, daß dieses
Museum eines der wenigen
seiner Art ist, das für die vor-
handenen Sammlungen gebaut
wurde, d. h. um diese herum. Die
Aufstellung der Sammlungen ist
danach auch ideal zu nennen,
seien es nun die Reste aus
römischer Zeit, die reichen

Abb. 4. Burg Trifels nach einem Bilde von Prof. Vollbehr.
Herausgegeben vom Psälzcrwald-Berein.

Keramiksammlungen, Gläser,
Porzellane, Trachten usw. usw.
Eigens für den Besuch der Bur-
genfahrer hatte Herr vr. Sprater
eine interessante Ausstellung von
Ansichten pfälzischer Burgen und
Schlösser zusammengestellt, be-
ginnend mit Merian, dem Stiche
ausMeißners Schatzkästlein folg-
ten. Diese Stücke waren beson-
ders interessant, da sie zahlreiche
Pfälzer Burgen im Zustand vor
ihrerZerstörung durch die Fran-
zosen zeigten. Die Blätter der
Romantiker, getuschte Bleistift-
zeichnungen vonJoh. Ad. Müller
und Ehr. Kiefer, Lithographien
von Heim. Jak. Fried, Sepia-
zeichnungen von Peter Geyer,
Aquarelle von Fr. Bamberger
und die kleinen Ölbilder von
Fr. Hahn fesseln mehr in ihrer
Art als künstlerische Dar-
stellungen denn als Wiedergaben
der Ruinen.

Anschließend an die Besichtigung des Museums und des Weinmuseums, die allerdings bei der Fülle und Reich-
haltigkeit der Sammlungen nur als ein erstes Nippen bezeichnet werden kann, fanden sich die Teilnehmer mit den
Damen und Herren aus Speyer in stimmungsvollen Räumen des Weinmuseums zusammen zu einer Sektprobe,
die ihren Ausklang fand in dem zwanglosen Beisammensein auf der Terrasse des Bootshauses der Rudergesellschast
an: Rhein.
Bei der Heimkehr in die Quartiere erstrahlte die Fassade des Domes in hellstem Scheiuwerferlicht, Größe und
Schlichtheit in ihren ruhigen, großen Linien ausstrahlend, gleichsam als Symbol der bedeutenden Ruhestätten, die
er in seinem Innern birgt.

Sechster Tag.
Speyer—Neu-Scharfeneck—Trifels—Annweiler.
Wie auf Bestellung erstrahlte an: Freitag, dem 19. Juni, die Sonne wieder hell, als die Burgenfahrer sich
zur Fahrt von Speyer über Landau hinein in die Haardt nnschickten. Lange noch grüßten die Türme des Kaiser-
dvmes, noch lange ging es durch die Weingärten und dann allmählich hinein in die mit Laubwald überzogenen Berge
der Haardt, die sich malerisch aneinander vorbeischoben, bald rechts, bald links Einblick in ein stilles Tal gewährend.
In Dernbach wurde Halt gemacht. Der Führer für Neu-Scharfeneck, Prof. Hagen, Landau, und Verwaltungs-
oberinspektor Burkhardt aus Annweiler erwarteten bereits hier die Burgenfahrer. In einstündigem Aufmarsch
durch herrlichen Laubwald ging es hinauf zur Ruine Neu-Scharfeneck. Geschichtliche Einblicke in deren Schicksal
vermittelte Prof. Hagen in temperamentvollen, von Vaterlandsbegeisterung getragenen Ausführungen, und der
herrliche Blick auf die Berge der Haardt, eine echte deutsche Wald- und Berglandschaft, war reicher Lohn für den
langen Aufstieg. Herr Prof. Hagen führte aus:
Vier Entwicklungsetappen führen uns hierher nach Neu-Scharfeneck. Ausgangspunkt war ein Berg, die Münz, die in der
Folge zur Trifels-Gruppe gerechnet wurde. Scharfenberg wurde die darauf erbaute, scharf in die Rheinebene hinausblickende Reichs-
burg genannt. Unter Ritter Bartolf, einem Zeitgenossen Barbarossas, der den Nachbarberg Trifels mit seinem sagenverklärten Pallas
schmückte, wurde die Burg Scharfeneck mit ihrem primitiven, an frühmittelalterliche Verhältnisse erinnernden Bauwerk schon zu eng und
 
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