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zu unwirtschaftlich. Drei Brüder warteten auf Versorgung. Nur ein Dörfleiu — Bindersbach — stattete das Reichsleheu aus. Einer der
Brüder nur hauste auf der alten Feste weiter, ein zweiter setzte sich in die von seinem Bruder Konrad eingerichtete neue Burg auf dem
Riugelsberge oberhalb Fraukweiler unweit denkwürdiger Stätten, des Gaugrafeugerichtes am Lutramsforste auf dem Stalbühl und des
Zufluchtsortes König Dagoberts.
Mit dem Ausbau dieser zweiten Burg — Alt-Sch arfeneck — beginnt die zweite Etappe. Konrad von Scharfenberg und Scharfencck
wurde als Bischof von Speyer ein gewichtiger Berater für Kaiser und Reich: im Ernstfälle versagte der Redegewaltige gar jämmerlich:
Beim Attentat auf König Philipp (von Schwaben) 1208 verkroch er sich vor den Streichen des Wittelsbachcrs, anstatt seinem Herrn bei-
zustehen, aber rasch hatte er vom Trifels die Reichskleinode geholt, sie seinem Auserlesenen zu überreichen.
Wie seine Burg aussah, wissen wir nicht. Keine Abbildung, keine Beschreibung ist uns von Alt-Scharfeneck erhalten. Was
der Bauernkrieg 1525 noch übrig ließ, holten wie aus einem Steinbruch die Dorfbewohner im 17. und 18. Jahrhundert, und den Rest
gab den kärglichen Ruinen der Bau der bayerischen Festung Germersheim 1834. Nur ein Gedenkstein am Steiubruch Steigroter
Höhe gab noch Kunde von der einstigen Burg: „Hier stand die Burg Alt-Scharfeneck." Ob dieser Stein noch in Frankweiler steht, ich
weiß es nicht.
So leer nunmehr die alte Stätte uns anblickt, so bevölkert war sie einst, als Alt-Scharfeneck sich aufgetan. Ein Brautwerber, Witwer
mit acht Kindern aus erster Ehe, stellte sich ein, den wohl das Doppelbistum Konrads (Speyer und Metz) aus diesem Sprengel herbeigezogeu:
Johannes, Ritter von Metze, der sich seit seiner Vermählung mit Guda von Scharfeneck nach deren Burg zubenaunte. Wiederum wurde
ein Neubau für das überfüllte
Nest nötig. Heinrich, Kaiser
Friedrichs II. Sohn und Neben-
buhler ums Reich, war bald
gewonnen: Anno 1232 gab er
seine Zustimmung, daß besagter
Ritter Johannes „auf, unr und
zwischen Roßberg und Urles-
berg", d. h. der heute Orensberg
genannten Ringwallanhöhe, sich
häuslich niederlassen dürfe, wozu
noch Jagd- und Vogteirecht Hier-
selbst und in der ganzen Hain-
gereide (den Waldgerechtsamen)
gewährt wurden.
Und so entstand 3ümwestwärts
im Forste hintermächtigenFelsen
und frischer Quelle eine dritte
Burg: Neu-Scharfeneck.Jhr
neuer Herr verstand sich gut mit
seinem Bischof von Speyer wie
Abb. 5. Die Ruine Neu-Leiningen bei Grünstadt i. d. Pfalz.
mit dem Abt von Weißenburg,-
von jenem bekam er die beiden
vor Landau gelegenen Mühlen
und das Marschallamt der Abtei,
womit Güter und Rechte in der
Südostpfalz verbunden waren;
ein Teil wurde der Scharfen-
eckerin Guda als Wittum zuge-
wiesen.
Von dieser dritten Burg scheint
mir die westliche Partie nebst
Flaukierungsturm und den drei
Torbogen davor zu stammen.
Der Giebelbau erinnert an
den Südbau der Madenburg,
das Torwerk hält sich an das
Einfahrtstor (mit Nadelöhr)
südpfälzischer Bauernhöfe. Ein
neues Gemütsmoment kan: her-
ein: derseelischeGenuß idyllischer
Waldeinsamkeit. Dem Gottes-
dienste diente die einst wohl den Südosteingnng deckende Kapelle; sonst begab sich die Herrschaft hinab nach Albersweiler und St. Johann
(Banskirchen) oder nach Dernbach, wohin Neu-Scharfeneck seit 1415 eingepfarrtwar.
Um das Jahr 1360 war ein Wendepunkt in der Entwicklung des Reichslehens Scharfeneck eingetreten. Der Einfluß der eifrig um sich
greifenden Kurpfalz machte sich auch hier geltend. Ludwig der Bayer hatte als deutscher König seinen Pfälzer Vettern so manches Stück
Reichsgut zngeschanzt, darunter auch den Trifels und Neukastel. Wir dürfen annehmen, daß im Verlaufe dieser Verpfändungen Scharfeneck
au die Kur Pfalz hinübergegeben wurde, so daß die Herren von Metz kurpfälzische Lehensleute wurden; seit 1360 standen sic als pfälzische
Erbtruchsesse (mit einem Lehen bei Alzey ausgestattet) auch mit der für sie bedeutendsten weltlichen Macht in fester Verbindung. Doch
schon 1416 bzw. 1420 schloß ihre Geschlechtsreihe in der alten wie in der neuen Burg ab.
Seitdem gab Kurpfalz nur noch vorübergehend Scharfeneck hin aus, bis Kurfürst Friedrich I. (1449—1476) Neu-Scharfeneck als
Sitz seiner Gemahlin Klara Dett und ihrer Söhne bestimmte (1469). Damit beginnt die vierte Etappe in der Entwicklung des Scharfenberg-
Scharfenecker Burgbaues unter den Grafen von Löwenstein-Scharfeneck.
Ein schloßartiger Pallas mit vornehmen Erkern (also nicht Kapelle!) erhob sich hinter doppeltem Felsenschutz; auf dem östlich
gelegenen Felsen thronte die ungewöhnlich mächtige Schildmauer, durch einen Graben vom jenseitigen Gelände getrennt. Was aber
„romantische" Gemüter als Verlies gedeutet haben, gehört wie die „Verliese" auf dem Trifels und der Madenburg ins Gebiet der Fabeleien.
Von einem Bergfried ist hier nichts zu sehen; er ist wohl durch die Schildmauer und die Felsenhöhen überflüssig gewesen.
Die Waldidylle auf dieser vierten Burg wurde erst 1525 durch den Bauernkrieg grausam zerstört. Vor den empörten Rotten der
Bauern flüchtete sich Graf Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck in seinen Landauer Hof; die Verteidigung der Burg überließ er seinem
„natürlichen" Sohn Gibelin, und dieser verhandelte mit den Aufrührern, worauf diese Schonung der Burgen versprachen, aber ihr Wort
nicht hielten. Alt- und Neu-Scharfeneck gingen samt dem Archiv in Flammen auf. Doch mußten die Missetäter nach ihrer Niederlage durch
den Kurfürsten der Pfalz die Burg wieder aufbauen. Die üblen Erfahrungen bei der Überrumpelung der Burg wurden nun verwertet;
das sogenannte romanische Fenster in der Schildmauer wurde zugemauert und an Stelle eingezogener Pforten ein neues Tor im Westen
geschaffen. Die Grafen von Löwenstein-Scharfeneck hielten sich bald hier auf Scharfeneck, bald in ihrem Landauer Hofe, bald im Löwen-
steinischen auf.
Unter dem Grafen Friedrich kam zur Herrschaft Scharfeneck noch das Dorf Ramberg mit Schloß. Nach seinem Tode (1541) teilten
seine vier Söhne das gesamte Gebiet, daß Wolfgang I. hauptsächlich Scharfeneck, Ludwig aber Löweustein iunehatte, während die beiden
andern einzelne Güter empfingen. In dieser Zeit der Reformation wurden die vier Brüder protestantisch. Ja, Wolfgang I. zog das Schwert
für seine Glaubensgenossen. Von ihm stammt der Herrschaftsstein, der erst vor einigen Jahren entdeckt wurde. Wir sehen das
Scharfeuecker Wappen und das der Gemahlin Wolfgangs I., einer Edelfrau aus dem Geschlechte der Freiherr» von Hohenhofen.
Schon 1571 starb der genannte Graf und wurde in der Landauer Augustinerkirche beerdigt. Die schwer zugängliche Inschrift
ans seinem Grabmonument hat der Redner entziffert und erstmals veröffentlicht. Im Dreißigjährigen Kriege wurde Schloß
Scharfeneck durch den Obristen Askauius zerstört. Die Herrschaft Scharfeneck selbst ging ein infolge der Einverleibung des linken
Rheinufers in Frankreich.
Bald wurde dann Annweiler erreicht, das, in einem Talkessel eingebettet, von einem Gürtel von Obsthainen
und Wiesen umgeben ist. Unterbringung und Verpflegung der Teilnehmer hatte Verwaltungsoberinspektor Burk-
Hardt in mustergültiger Weise geregelt. Das war in einem kleinen Ort, der nur über Gasthäuser kleinen Ausmaßes
zu unwirtschaftlich. Drei Brüder warteten auf Versorgung. Nur ein Dörfleiu — Bindersbach — stattete das Reichsleheu aus. Einer der
Brüder nur hauste auf der alten Feste weiter, ein zweiter setzte sich in die von seinem Bruder Konrad eingerichtete neue Burg auf dem
Riugelsberge oberhalb Fraukweiler unweit denkwürdiger Stätten, des Gaugrafeugerichtes am Lutramsforste auf dem Stalbühl und des
Zufluchtsortes König Dagoberts.
Mit dem Ausbau dieser zweiten Burg — Alt-Sch arfeneck — beginnt die zweite Etappe. Konrad von Scharfenberg und Scharfencck
wurde als Bischof von Speyer ein gewichtiger Berater für Kaiser und Reich: im Ernstfälle versagte der Redegewaltige gar jämmerlich:
Beim Attentat auf König Philipp (von Schwaben) 1208 verkroch er sich vor den Streichen des Wittelsbachcrs, anstatt seinem Herrn bei-
zustehen, aber rasch hatte er vom Trifels die Reichskleinode geholt, sie seinem Auserlesenen zu überreichen.
Wie seine Burg aussah, wissen wir nicht. Keine Abbildung, keine Beschreibung ist uns von Alt-Scharfeneck erhalten. Was
der Bauernkrieg 1525 noch übrig ließ, holten wie aus einem Steinbruch die Dorfbewohner im 17. und 18. Jahrhundert, und den Rest
gab den kärglichen Ruinen der Bau der bayerischen Festung Germersheim 1834. Nur ein Gedenkstein am Steiubruch Steigroter
Höhe gab noch Kunde von der einstigen Burg: „Hier stand die Burg Alt-Scharfeneck." Ob dieser Stein noch in Frankweiler steht, ich
weiß es nicht.
So leer nunmehr die alte Stätte uns anblickt, so bevölkert war sie einst, als Alt-Scharfeneck sich aufgetan. Ein Brautwerber, Witwer
mit acht Kindern aus erster Ehe, stellte sich ein, den wohl das Doppelbistum Konrads (Speyer und Metz) aus diesem Sprengel herbeigezogeu:
Johannes, Ritter von Metze, der sich seit seiner Vermählung mit Guda von Scharfeneck nach deren Burg zubenaunte. Wiederum wurde
ein Neubau für das überfüllte
Nest nötig. Heinrich, Kaiser
Friedrichs II. Sohn und Neben-
buhler ums Reich, war bald
gewonnen: Anno 1232 gab er
seine Zustimmung, daß besagter
Ritter Johannes „auf, unr und
zwischen Roßberg und Urles-
berg", d. h. der heute Orensberg
genannten Ringwallanhöhe, sich
häuslich niederlassen dürfe, wozu
noch Jagd- und Vogteirecht Hier-
selbst und in der ganzen Hain-
gereide (den Waldgerechtsamen)
gewährt wurden.
Und so entstand 3ümwestwärts
im Forste hintermächtigenFelsen
und frischer Quelle eine dritte
Burg: Neu-Scharfeneck.Jhr
neuer Herr verstand sich gut mit
seinem Bischof von Speyer wie
Abb. 5. Die Ruine Neu-Leiningen bei Grünstadt i. d. Pfalz.
mit dem Abt von Weißenburg,-
von jenem bekam er die beiden
vor Landau gelegenen Mühlen
und das Marschallamt der Abtei,
womit Güter und Rechte in der
Südostpfalz verbunden waren;
ein Teil wurde der Scharfen-
eckerin Guda als Wittum zuge-
wiesen.
Von dieser dritten Burg scheint
mir die westliche Partie nebst
Flaukierungsturm und den drei
Torbogen davor zu stammen.
Der Giebelbau erinnert an
den Südbau der Madenburg,
das Torwerk hält sich an das
Einfahrtstor (mit Nadelöhr)
südpfälzischer Bauernhöfe. Ein
neues Gemütsmoment kan: her-
ein: derseelischeGenuß idyllischer
Waldeinsamkeit. Dem Gottes-
dienste diente die einst wohl den Südosteingnng deckende Kapelle; sonst begab sich die Herrschaft hinab nach Albersweiler und St. Johann
(Banskirchen) oder nach Dernbach, wohin Neu-Scharfeneck seit 1415 eingepfarrtwar.
Um das Jahr 1360 war ein Wendepunkt in der Entwicklung des Reichslehens Scharfeneck eingetreten. Der Einfluß der eifrig um sich
greifenden Kurpfalz machte sich auch hier geltend. Ludwig der Bayer hatte als deutscher König seinen Pfälzer Vettern so manches Stück
Reichsgut zngeschanzt, darunter auch den Trifels und Neukastel. Wir dürfen annehmen, daß im Verlaufe dieser Verpfändungen Scharfeneck
au die Kur Pfalz hinübergegeben wurde, so daß die Herren von Metz kurpfälzische Lehensleute wurden; seit 1360 standen sic als pfälzische
Erbtruchsesse (mit einem Lehen bei Alzey ausgestattet) auch mit der für sie bedeutendsten weltlichen Macht in fester Verbindung. Doch
schon 1416 bzw. 1420 schloß ihre Geschlechtsreihe in der alten wie in der neuen Burg ab.
Seitdem gab Kurpfalz nur noch vorübergehend Scharfeneck hin aus, bis Kurfürst Friedrich I. (1449—1476) Neu-Scharfeneck als
Sitz seiner Gemahlin Klara Dett und ihrer Söhne bestimmte (1469). Damit beginnt die vierte Etappe in der Entwicklung des Scharfenberg-
Scharfenecker Burgbaues unter den Grafen von Löwenstein-Scharfeneck.
Ein schloßartiger Pallas mit vornehmen Erkern (also nicht Kapelle!) erhob sich hinter doppeltem Felsenschutz; auf dem östlich
gelegenen Felsen thronte die ungewöhnlich mächtige Schildmauer, durch einen Graben vom jenseitigen Gelände getrennt. Was aber
„romantische" Gemüter als Verlies gedeutet haben, gehört wie die „Verliese" auf dem Trifels und der Madenburg ins Gebiet der Fabeleien.
Von einem Bergfried ist hier nichts zu sehen; er ist wohl durch die Schildmauer und die Felsenhöhen überflüssig gewesen.
Die Waldidylle auf dieser vierten Burg wurde erst 1525 durch den Bauernkrieg grausam zerstört. Vor den empörten Rotten der
Bauern flüchtete sich Graf Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck in seinen Landauer Hof; die Verteidigung der Burg überließ er seinem
„natürlichen" Sohn Gibelin, und dieser verhandelte mit den Aufrührern, worauf diese Schonung der Burgen versprachen, aber ihr Wort
nicht hielten. Alt- und Neu-Scharfeneck gingen samt dem Archiv in Flammen auf. Doch mußten die Missetäter nach ihrer Niederlage durch
den Kurfürsten der Pfalz die Burg wieder aufbauen. Die üblen Erfahrungen bei der Überrumpelung der Burg wurden nun verwertet;
das sogenannte romanische Fenster in der Schildmauer wurde zugemauert und an Stelle eingezogener Pforten ein neues Tor im Westen
geschaffen. Die Grafen von Löwenstein-Scharfeneck hielten sich bald hier auf Scharfeneck, bald in ihrem Landauer Hofe, bald im Löwen-
steinischen auf.
Unter dem Grafen Friedrich kam zur Herrschaft Scharfeneck noch das Dorf Ramberg mit Schloß. Nach seinem Tode (1541) teilten
seine vier Söhne das gesamte Gebiet, daß Wolfgang I. hauptsächlich Scharfeneck, Ludwig aber Löweustein iunehatte, während die beiden
andern einzelne Güter empfingen. In dieser Zeit der Reformation wurden die vier Brüder protestantisch. Ja, Wolfgang I. zog das Schwert
für seine Glaubensgenossen. Von ihm stammt der Herrschaftsstein, der erst vor einigen Jahren entdeckt wurde. Wir sehen das
Scharfeuecker Wappen und das der Gemahlin Wolfgangs I., einer Edelfrau aus dem Geschlechte der Freiherr» von Hohenhofen.
Schon 1571 starb der genannte Graf und wurde in der Landauer Augustinerkirche beerdigt. Die schwer zugängliche Inschrift
ans seinem Grabmonument hat der Redner entziffert und erstmals veröffentlicht. Im Dreißigjährigen Kriege wurde Schloß
Scharfeneck durch den Obristen Askauius zerstört. Die Herrschaft Scharfeneck selbst ging ein infolge der Einverleibung des linken
Rheinufers in Frankreich.
Bald wurde dann Annweiler erreicht, das, in einem Talkessel eingebettet, von einem Gürtel von Obsthainen
und Wiesen umgeben ist. Unterbringung und Verpflegung der Teilnehmer hatte Verwaltungsoberinspektor Burk-
Hardt in mustergültiger Weise geregelt. Das war in einem kleinen Ort, der nur über Gasthäuser kleinen Ausmaßes