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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Hoffmann, Max: Die Burgenfahrt nach der Pfalz und Saarbrücken
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0015
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arbeiten, nämlich an der Erhaltung unserer schönen Burgen. Es ist eine ideale Ausgabe, an der auch der Trifelsverein seit mehr denn
65 Jahren arbeitet, darüber mit aller Kraft und Treue zu wachen, daß diesem Kleinod deutscher Burgenherrlichkeit kein weiterer Abbruch
geschehe, sondern daß es so pietätvoll als möglich erhalten bleibe. Wer weiß, wieviel oder eigentlich wie wenig noch ohne ihn stünde!
Andererseits ist unser Verkehrsverein bestrebt, diese idealen Bestrebungen in seiner Art zu unterstützen und zu fördern, indem er die Blick-
der Natur- und Geschichtsfreunde auf unseren wundervollen Wasgau mit seinem Trifels und auf den Pfälzer Wald lenkt und immer bessere
Möglichkeiten zu schaffen sucht, sie zu erreichen, um sich in ihm wohl zu fühlen. Zwar ist unser Annweiler nicht in der Lage, Ihnen, hoch-
verehrte Gäste, gerade in dieser schweren Zeit einen so glänzenden Empfang zu bereiten, wie er Ihnen bereits in den letzten Tagen zuteil
wurde. Allein unser Willkommgruß kommt darum aus nicht minder warmem Herzen. Möge aber das Wenige, was wir Ihnen bieten
können, Sie in der Überzeugung bestärken, daß wir allezeit mit Ihnen einig gehen in der Erfüllung Ihrer idealen Aufgaben und mögen
Sie dann scheiden mit angenehmen Erinnerungen an das Schöne, das Ihnen hier in der Bannmeile unseres ehrwürdigen, erhabenen Trifels
zu schauen vergönnt war!"
Geheimrat Bodo Ebhardt ging in seiner Dankesansprache von dem Zitat aus: „Die Tage folgen einander, aber sie
gleichen einander nicht". Die Burgenfahrer seien sich oft vorgekommen wie eines jener Heere, die in die Pfalz eingebrochen sind.
Es bestehe nur der Unterschied, daß sie nicht zerstören, sondern erhalten wollen. Sie haben nicht nur eine entschlossene treu-

deutsche Bevölkerung gefunden,
sondern auch offene Herzen und
Arme, so daß sie oft glaubten,
es geschehe ihnen des Guten zu
viel. Sie hätten aber auch
einen Feind entdeckt, der ver-
sucht habe sie zu übermannen
und dem sie tapfer Wider-
stand geleistet haben, ohne mit
ihm fertig zu werden. Dieser
Feind werde aber wohl nie ver-
nichtet werden, aber die Vereini-
gung wolle dafür sorgen, daß
immer neue Hilfstruppen in die
Pfalz eindringen, um sich an dem
Kampfe zu beteiligen. Dieser
Feind heiße: Der Pfälzer Wein!
Eiik gut geschulter Man-
nerchor sang Pfälzer Lieder,
seltsamerweise unterderLei-

Abb. 7. Burg Alt-Leiningen nach einem altkolorierten Stich.

tung einer Dame, Fräu-
lein Käte Tröster, was
aber die Qualität der
Leistungen keineswegs
herabgemindert hatte. Die
Gesänge fanden reichen
Beifall.
Da der Schirmherr,
Se. Kgl. Hoheit, am näch-
sten Tag in Landstuhl die
Burgenfahrer verlassen
mußte, verabschiedete er
sich an diesem Abend be-
reits in kurzer Ansprache,
die mit einem herzlichen
Dank mi den Vorsitzen-
den schloß.

Siebenter Tag.
Annweiler—Alt-Dahn—Landstuhl—Saarbrücken.
Am Sonnabend, dem 20. Juni, wurde das gastliche Annweiler verlassen. Nach einstündiger Fahrt war man
am Fuß der Burg Alt-Dahn angekommen. Den Willkommengruß des Bezirks entbot Oberregierungsrat Gilch.
Er gab in seinen Worten insbesondere der Genugtuung Ausdruck, daß die Burgenvereinigung trotz der Schwere
der Zeit sich nach Kräften bemühe, die deutschen Burgen und Schlösser als Zeugen großer Vergangenheit zu besuchen
und für ihre Erhaltung zu werben. Mit dem Hinweis auf die Grenzlage der Pfalz und das wechselvolle Schicksal
der Dahner Burgen schloß Herr Gilch mit der Versicherung, daß die Pfälzer Lande treudeutsch seien und bleiben
werden.
Sodann dankte Syndikus Brüggemanu, Pirmasens, dafür, daß die Burgenfahrer auch die südwestlichste
Ecke der Pfalz besuchten, die leider immer Stiefkind des deutschen Reiseverkehrs sei. Wie sehr zu Unrecht, würde
den Burgenfahrern die bisherige Fahrt bereits bewiesen haben. Er sprach sodann die Bitte aus, bei der Weiterfahrt
nach Landstuhl den kleinen Umweg über Pirmasens zu wählen, um diese einzigartige Stadt, die wirtschaftlich als
Schuhmetropole und seit der Erstürmung des Bezirksamtes, in dem sich die Separatisten eingenistet hatten, in der
jüngsten deutschen Geschichte bekannt geworden sei, durch eine Rundfahrt kennenzulernen. Dieser Bitte wurde
dann gern nachgegeben.
Forstmeister Fick übernahm die Führung und gab gemeinsam mit Hauptlehrer Antonin die nötigen Erklärungen.
An diesem herrlichen Junitag eröffnete sich dem Blick von den Trümmern von Alt-Dahn ein weites Feld über die
eigenartigen Felsbildungen der umliegenden Kuppen bis hinüber nach den hochragenden Gipfeln der elsässischen
Wasgauberge, die in der Ferne verblauten.
Die Weiterfahrt führte über Pirmasens. Die Rundfahrt durch die Stadt ging vorbei am Bezirksamt, durch
die charakteristischen Abschnitte der Innenstadt und die hochgelegenen Aussichtspunkte.
Über Burgalben ging dann die Fahrt weiter nach Landstuhl. Im Hof der Ruine Nannstein begrüßte Ober-
regierungsrat Müller vom Bezirksamt Kaiserslautern die Burgenfahrer, worauf Herr Jakob Weber das Wort
zu folgenden Ausführungen ergriff:
„Hochverehrte Gäste unserer Sickingerburg!
Als letzte der ehrwürdigen Stätten deutscher Vergangenheit, ehe das Land der tätigen Arbeit an der Saar Sie aufnimmt, beehren
Sie unsere Feste Nannstein mit Ihrem Besuch, ünd nur sind frvh darüber und stolz darauf! Wohl ist unsere Burg kein ragendes Mal ans
den Zeiten deutscher Größe wie der Dom zu Speicr, sie ist nicht von Kaiserglanz umstrahlt wie die besungene Burgdreifaltigkcit, aber immer
 
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