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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Tucholski, Friedrich: Die Wappen des Schlosses Hartenfels in Torgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0019
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17

eingeteilt; und zwar — bei Ansicht des Wendelsteins
von vorn — 6 Felder auf der linken Seite (Abb. 10),
7 Felder vorn (Abb. 9) und 6 Felder auf der rechten Seite
(Abb. 11). Das erste Feld auf der linken Seite im An-
schluß an die Treppenbrüstung zeigt eine Darstellung
des den Löwen bezwingenden Simson als Sinnbild der
Stärke. Das Gegenstück auf der rechten Seite zeigt
David mit dem erschlagenen Goliath, als Sinnbild der
Klugheit. Die übrigen 17 Felder sind mit Wappen aus-
gefüllt. Schilde, Helme, Helmzieren und besonders die
Helmdecken sind reich verziert, kunstvoll durchgebildet,
mit tief unterschnittenem Relief aus dem Sandstein
herausgearbeitet. Der Grund war hellblaugrün ge-
färbt, worauf die Wappen mit heraldischen Farben
bemalt und reich vergoldet standen. Der Anblick muß
äußerst prächtig gewesen sein. Die Farben sind im Laufe
der Jahrhunderte stark verwaschen, und Ende des
19. Jahrhunderts wurde alles mit einer grauen Öl-
farbe überstrichen. Diese Maßnahme sollte den Zweck
haben, die reiche Bildhauerarbeit vor der fortschreiten-
den Verwitterung zu schützen. Dieses Ziel ist aber nicht
erreicht: unter der Ölfarbe sind weiterhin starke Ver-
witterungen eingetreten. Aus Anlaß der im Jahre 1927
begonnenen Jnstandsetzungsarbeiten wurde die Öl-
farbe abgelaugt. Es zeigten sich an mehreren Stellen
in geschützten Ecken Spuren der ursprünglichen Be-
malung. Leider wurden auch die Ergänzungen sichtbar,
die das 19. Jahrhundert vorgenommen hatte. Ein-
zelne Teile waren aus.einer weißen, kittartigen Masse
nachgeformt worden, andere aus einem weichen Sand-
stein eingeflickt, zum Teil mit eisernen Holzschrauben
aufgeschraubt. Durch die weitere Verwitterung sind
einige Stücke abgebrochen, zermürbt und undeutlich
geworden, namentlich auf der linken Seitenfläche.
Trotzdem ist die Hauptmasse so weit erhalten, daß das
Wesentliche der Wappen noch erkennbar ist.
In der Mitte der Vorderseite (Abb. 9) steht das
Wappen des kurfürstlichen Bauherrn, Johann Friedrich.
Der Schild ist geviertet und enthält rechts oben das
Wappen des Herzogtums Sachsen (in Gold 4 schwarze
Balken mit schräg darüber liegendem grünem Rauten-
kranz). Darunter in Blau den goldenen Adler der Pfalz
Sachsen. Links oben in Blau den neunmal silber-rot
geteilten Löwen der Landgrafschaft Thüringen. Dar-
unter in Gold den ungekrönten schwarzen Löwen
der Markgrafschaft Meißen. Der Schild ist belegt mit
einem Herzschildchen: schwarz-weiß geteilt mit ge-
kreuzten, roten Schwertern: das kurfürstliche Zeichen
der Erzmarschallwürde. Zu diesem Herzschildchen ge-
hört auf dem Helme ein Paar schwarz-weiß geteilter
Büffelhörner, die mit blauen Fähnchen besteckt sind.
(Die steinernen Hörner sind abgebrochen, von den
Fähnchen sieht man die Reste.) Zwischen den Hörnern
auf dem Helme steht der zum Herzogtum Sachsen
gehörige schwarz-golden geteilte Spitzhut mit Rauten-
kranz, Krone und Federbusch. Der Helm ist geradeaus
gerichtet.
Die übrigen 16 Wappen gehören den 16 Urur-
großeltern des Kurfürsten, die alle in der ersten Hälfte


Abb. 9. Die Vorderseite der Wappengalerie des Schlosses Hartenfels
von 1535 mit den Wappen 2b, 1a, 1b, Mittellvappen, 5s, 5b, 6a.


Abb. 10. Die Wappengalerie des Schlosses Hartenfels. Das Wap-
pen der Cimburgis von Masovien <2b) und das des Kurfürsten
Friedrich des Streitbaren von Sachsen (1 a).


Abb. 11. Wappengalerie des Schlosses Hartenfels: Das Wappen
der Katharina von Sachsen-Lauenbnrg (Hoya 5b), und das des
Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg (6a).
 
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