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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Bassermann-Jordan, Friedrich von: Vom Rheinpfälzer Weinbaugebiet und seinen Burgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0027
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mit dem Speyerer Dom 1030 als Gotteshaus geweiht; die Stiftung der Limburg, deren Name an das Schloß er-
innert, soll als Kloster deshalb erfolgt sein, weil ein Sohn des Kaisers auf der Burg durch einen Sturz sein Leben
verlor. Die nahegelegene großartige Hardenburg im Tal, ehemals der fürstlichen Linie v. Leiningen gehörig, liegt
heute, nachdem der Talweinbau dort ganz zurückgegangen ist, nicht mehr im Weingelände. Die Fürsten hatten im
18. Jahrhundert ihre Residenz nach Dürkheim verlegt, das Schloß wurde 1794 von den Franzosen zerstört, das
heutige Stadthaus und Kurrestaurant steht auf den alten Grundmauern, der Schloßgarten ist der heutige Kurgarten.
Wir bleiben auf dem Weg zur hessischen Grenze zumeist im Leininger Land. In Pfeffingen bei Ungstein er-
innern Reste an ein ehemaliges Schloß, und bei Battenberg schauen geringe Überreste eines solchen von der Höhe.
Um so mehr erhalten sind die Befestigungen und die Burgruine in dem malerisch wie ein Schwalbennest am Abhang
hängenden Ort Neuleiningen, das den vorderen Abschluß des „Leininger Tals" bildet und noch im Rebengelände
liegt, während die großartigere Burg Altleiningen mit angeblich etwa 300 Fenstern den westlichen Anfang des Tals
beherrscht. Hier waren die Grafengeschlechter v. Westerburg (Leiningen-Westerburg) zuständig, durch Legat eines
Historikers aus diesem Geschlecht ist der Fürst v. Leiningen in Besitz der Burg Neuleiningen gekommen, dem einzigen
Besitz in seinen alten Stammlanden. Auch die Grafen Leiningen waren im 18. Jahrhundert in die Stadt gezogen
und hatten in Grünstadt zwei Residenzen erbaut, die in veränderter Gestalt noch heute als Fabrik und Schule usw.
Verwendung finden. Bekanntlich ist ja der ganze altpfälzische Adel durch die Franzosen und den Reichsdeputations-
hauptschluß von seiner linksrheinischen Scholle vertrieben worden. Bis zur hessischen Grenze folgen weiter nur un-
bedeutende Schloßreste, wie der Leiningenschen Emichsburg in Bockenheim u. dgl.
Zu erwähnen wären noch manche Schloßreste in der rheinpfälzer Rhein- und Weinebene. Bekanntlich gestattet
das Klima dieses gesegneten Landes dem Weinbau weit in die Ebene vorzudringen, gedeihen doch hier jedes Jahr
Mandeln, Edelkastanien und sogar Feigen im Freien. Eine Aufzählung solcher Ruinen würde wohl zu weit führen;
genannt seien von der Mittelhaardt z. B. Ellerstadt (Schloß von Sickingen), Friedelsheim (kurpfälzisches, später
gräflich Wisersches Schloß), Fußgönheim (Freiherrl. v. Halberg), Niederkirchen (Herren v. Schmidtburg, im Garten
fand man vor Jahren einen gotischen goldenen Fingerring) usw. Inmitten des Weingeländes künden Namen, wie
„Die hohe Burg" zu Ruppertsberg, jetzt nur noch Weingelünde, aus dem man eine Menge römische Grabsteine,
Altäre usw. gezogen hat, die ehemalige Anwesenheit der alten Eroberer des Landes, die auch die Weinkultur gebracht
haben, wenn auch die Rebe selbst in den Rheinwaldungen noch heute wildwachsend angetrofsen wird.
Von einem inneren Zusammenhang des Weinbaus mit den Burgen wird sich kaum sprechen lassen, dagegen sehr
wohl von einem wichtigen Zusammenhang des Weinbaus mit den Klöstern. Seit Ausgang der Römerherrschaft,
besonders unter Fürsorge der Karolinger, und weiterhin im früheren Mittelalter war die Kirche und vor allem die
Klöster Hauptvertreter der Ausbreitung des Weinbaus bis ins fernste Norddeutschland und darüber hinaus. Auch
in qualitativer Hinsicht haben die Klöster Gewaltiges geleistet, so verdankt der Rheingau sein Ansehen im wesent-
lichen der Klosterkultur. In der Rheinpfalz ist die letzte Verfeinerung der Weinkultur ganz kurz, nachdem sie die
rheinischen Klöster begonnen hatten, noch im 18. Jahrhundert übernommen worden (erste Qualitätsweinpreise
von Andreas Jordan in Deidesheim ab etwa 1790), aber eher direkt von diesen Klöstern bzw. dem Rheingau als von
den eigenen Klöstern des Landes; die im Weingebiet der Pfalz gelegenen waren dazu weinbaulich nicht bedeutend
genug, außer der genannten Limburg wären z. B. noch Kloster Klingenmünster, Heilsbruck in Edenkoben, Eusserthal
westlich Landau zu nennen; die größten Pfälzer Klöster lagen in der Westpfalz, vor allem Otterberg, Hornbach,
Disibodenberg u. a., und sie hatten im vorderen Weinbaugebiet der Pfalz nur Einzelhöfe, die zwar oft den Namen
„Hofstück" als Flurnamen hinterlassen haben, keinesfalls aber in der Frage des Qualitätsweinbaus von Bedeutung
werden konnten. Wenn heute die Edelweine der Rheinpfalz von keinem anderen Weinbaugebiet übertroffen werden,
so ist das weder ein Verdienst der dortigen Klöster, noch der alten und später vertriebenen Burgen- und Schloß-
bewohner, sondern des aufstrebenden Bürgertums der größeren Weingntsbesitzer.
 
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