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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Ebhardt, Bodo: Schloß Arienfels bei Hönningen am Rhein: der Bau und seine Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0031
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29


Mlnt

Diese Bastei nahm ursprünglich nicht
die volle Breite des Schlosses gegen den
Rhein zu ein. Wir wissen aus den wert-
vollen alten Bildern Werners vom Jahre
1830, die noch heute im Schloß Arienfels
aufbewahrt werden, daß der breite Süd-
ostflügel mit seiner Stirnseite bis auf den
Felsen völlig frei stand, das ergibt sich
auch aus jener Zeichnung des Haupt-
geschosses vom Jahre 1788, die sich im
Staatsarchiv in Koblenz befindet (Abb. 29).
Aus dem Aktenstück, zu dem diese
Zeichnung gehört, ergibt sich für die Bau-
geschichte ferner, daß damals das Schloß,
wenn auch nicht gerade vernachlässigt, so
doch unbewohnt war. Die Besitzerin, die
Gräfin von der Lehen, beabsichtigte, vier
große Marmorkamine von Schloß Arien-
fels nach dem Schlosse „Bliescaszel" (Blies-
kastel, 10 üm von Zweibrücken) zu über-
führen. Die Marmorblöcke, etwa 100 Stück,
sind bereits durch einen Schiffer Niclas
Erpel auf ein Schiff verladen, das aber
in Trier von erzbischöflich Trierschen Be-
hörden beschlagnahmt wird.
Die erzbischöfliche Regierung stand
auf dem Standpunkt, daß das Leyische
Schloßgebäude zu Arienfels, da es Trier-
sches Lehen sei, in feinem Bestände nicht
geschmälert werden dürfe, wie es bei Fort-
schaffung so wertvoller Teile, wie es offen-
bar die erwähnten Kamine waren, ge-
schehen würde.
Dagegen erhebt die G.räfin von der
Lehen höchst entrüstet Einspruch, da durch die Beschlagnahme ihre Ehre als Reichsstand verletzt sei. Sie verlangt,
daß der Befehl des Stadtschultheißen Reülandt von Trier vom 2. Juni 1788, wonach die Steine wieder ausgela-
den werden sollen, sofort aufgehoben werde. Das Schloß Arienfels sei teilweise Allodialbesitz, jedenfalls hätten die
Grafen Lehen zur Erhaltung und Ausstattung des Baues weit mehr getan, als sie verpflichtet seien, auch habe man
an Stelle der abgebrochenen Kamine, z. B. dessen, der im Südostflügel in einem Saal stand, der die ganze Breite
der Stirnseite des Flügels einnahm, einen Ofen gesetzt. Es erfolgt sodann eine Besichtigung des Schlosses durch
den Hofrat Schunk, der an seinen Landesherrn, den Erzbischof, berichtet.
Über den Ausgang des langen und erbitterten Streites, der nicht nur für die Baugeschichte, sondern auch für
die wirtschaftspolitischen Zustände unter dem Lehenswesen jener Zeit wertvolle Nachrichten beibringt, gibt das
Aktenstück keine Kunde. Hier kann aber eingefügt werden, daß in einem Bericht an den Königlichen Justizsenat
(den preußischen) nach 1815 noch berichtet wird, daß weder die Wasserleitung noch die Kamine von den Grafen
v. d. Lehen wieder instand gesetzt sind.
Der Verfasser ist offenbar alter kurtrierischer Beamter, er erwähnt, daß auf seine Anzeige seinerzeit das
Schiff in Trier „arretiert" sei und daß der Graf v. d. Lehen (nicht die Gräfin?) einen Revers ausgestellt habe,
den Schaden zu ersetzen (Archiv in Ariendorf):
Blieskastel wohl ein dutzendmal geplündert und zerstört, kam, nachdem es oft die Herren gewechselt hatte
an die Grafen von der Lehen, die es kurz vor der französischen Revolution zu ihrer Residenz machten.
Die letzte regierende Gräfin, die eine kluge und gütige Frau gewesen sein soll . . . wurde von der fran-
zösischen Revolutionstruppe vertrieben ... Die Gräfin und ihr Haus genießen heute noch eine gewisse Volks-
tümlichkeit in Blieskastel.
Dagegen über die Bauten der von der Lehen nach 1670 die schon oben angeführten Behauptungen. Ob diese
1789, also über 100 Jahre nach der Bautätigkeit der von der Lehen, noch unbedingt richtig sind, steht dahin.
Halten wir nun die Nachrichten aus dem eben erwähnten Schriftwechsel zusammen mit den dabeiliegenden
Planskizzen und den oben erwähnten Bildern, die den Zustand des Schlosses vor dem Zwirnerschen Umbau angeben,
und auch mit den älteren Abbildungen, wie dem englischen Stich des I. Stokes nach einer Zeichnung von Tomblesons

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Abb. 22. Schloß Arienfels, Aufnahme 1931 von BodoEbhardt. Ansicht von Westen, 1:500.
 
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