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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 32.1931

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Wenzel, Ernst: St. Mauritius im Dom zu Magdeburg und die Entwicklung des Kriegeskleides zur Zeit der Kreuzzüge
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https://doi.org/10.11588/diglit.35021#0041
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39

in das 14. Jahrhundert im Gebrauch. Die Panzerung bedeckte alle
Teile des Körpers mit Ausnahme der inneren Handflächen, der
Fußsohlen, Achselhöhlen und Sitzfläche der Hosen. Die Gimbelsche
Waffensammlung enthält auch die Figur eines Ritters aus dem
12. Jahrhundert. Sie trägt einen eisernen, halbeiförmigen und
kreuzweise verstärkten Spangenhelm und vor dem Gesicht einen
festen Gesichtsschutz mit Augenlöchern und Luftlöchern. Diese
Gesichtsmaske ersetzt somit den bisherigen Nasensteg. Über dem
Hauptportal der Elisabethkemenate ans der Wartburg trägt in
einem Relief ein Ritter einen solchen Helm. Brünne und Haubert
sind getrennt gefertigt und mit sich je zur Hälfte deckenden Eisen-
ringen bedeckt; in gleicher Weise sind die Ärmel mit Fäustlingen
und die Panzerhosen mit Füßlingen gearbeitet. Die Hosen sind
hinten zusammengeschnallt, der Haubert genestelt. Ein um die
Hüften gebundener weißer Gurt, die Binde des Ritters, trägt
das lange und breite zweischneidige Schwert mit pilzförmigen!
Knauf und langer Parierstange. Der an der Schildfessel hän-
gende Schild von Holz mit Leder- und Eisenbeschlag ist gewölbt,
dreieckförmig und schon ohne Schildbuckel, an dessen Stelle
Wappenbilder getreten sind. Ritter solcher Art sind auf Per-
gamenten des 12. Jahrhunderts in großen Mengen dargestellt
(Abb. 37 mit gleichzeitigen Helmen, Schwertgriffen u. a.). Auch
der gekrönte Mauritius, von dem gleich im Anfang unserer Ab-
handlung die Rede war, trägt einen Kettenpanzer mit Kapuze
und Waffenrock.
Gegen Ausgang des 12. Jahrhunderts wird, den vielen
Siegeln dieser Zeit nach zu urteilen, das leinene Wams vielfach


Abb

Krieger nach einem Manuskript der Kgl. Bi-
bliothek zu London.

so lang, daß es weit unter den Haubert, ja bis auf die Füße hiuunterreicht. Die Brüune schließt dichter an den Hals
als vorher, die Füße stecken wie schon vorher in Füßlingen, die mit den Eisenhosen verbunden waren und Ringstreifen
trugen. Diese Kettenpanzer hatten sich in den Kreuzzügen insofern als unzweckmäßig erwiesen, als das Eisen in der
Sonne leicht erhitzt wurde und somit dem Träger recht lästig werden mußte. Deshalb hatten die Ritter im zweiten
Kreuzzug lange weiße Hemden über den Haubert gezogen, die keine Ärmel hatten und seitlich bis zum Sitz auf-
geschlitzt waren. Über dies Hemd, französisch Zambeson, wurde das Schwert gegürtet. Die Helme erhielten auch
besondere Decken, ebenso die Pferde. Von etwa 1170 an wurden Helme, Schilde, Roßdecken, Sättel mit den be-
sonderen Kennzeichen der Träger, gemeinhin Wappen genannt, ge-
schmückt, womit die Heraldik sich entwickelt. Der Haubert wurde
wieder kürzer und reichte bis zur Mitte des Oberschenkels. So blieb
das Ritterkleid bis etwa zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Daun kamen
allmählich zum Haubert und den Eisenhosen die eisernen Achselplatten,
die Kniekacheln und andere besondere Schutzplatten von Eisen, bis der
Plattenpanzer den Mann vollständig einhüllte und die Ringelgeflecht-
hemden nur noch in allen Gelenken und am Unterleib einen Schutz
bildeten. Die Abbildung eines Kriegers in einem Manuskript der Kgl.
Bibliothek zu London vor der Mitte des 13. Jahrhunderts zeigt als
Kriegskleid einen kurzen Haubert mit langen Ärmeln mit Fäustlingen
aus Maschenpauzergeslecht und ebensolche Hosen und Strümpfe, die
über der Wade genestelt sind. Über dem Haubert aber liegt der Gambesou.
Die Kapuze (Brünne) ist so gestaltet, daß eine Klappe von der Seite um
bas Kinn geschlagen und am Schläfenrand der Kopfkappe angebunden
wurde. Die von Gimbel rekonstruierte Figur eines Ritters von der Mitte
des 13. Jahrhunderts zeigt einen Topfhelm (belmvach von Eisen, der
den Kopf vollständig umschließt, bis zum Kinn reicht und den Hals frei
läßt. Der Helm ist aus drei Platten zusammengenietet und mit messinge-
nen Sehschlitzen versehen. Auf dem Helm liegt eine Decke, über der das
Hälmkleinod (rimisi ) befestigt ist. Unter dem Helm liegt die Brünne,
auch üärsenisi- genannt, die über die Schultern reicht und vorn und
hinten einen Lappen bildet, die unter den Armen festgebunden wurden.
Der Kinnlappen ist an der linken Schläfe angebunden. Der Haubert, auch Abb. ^ Ugur öligen Mauritius im Dom
Halsberg genannt, hat lange Ärmel mit angebundenen Fäustlingen. Die zu Magdeburg.' Rückansicht.
 
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