Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Davidsohn, Robert
Philipp II. August von Frankreich und Ingeborg — Stuttgart: Druck von Gebrüder Kröner, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51977#0020
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
12

der Spätere auf eine, damals noch fernliegende Zukunft
deuten möchte. Philipp Augusts Absichten aber waren
mit geringen und folgenlosen Schwankungen, so weit wir
sehen können, in ihrem letzten Grunde stets nur darauf
gerichtet, die deutschen Angelegenheiten als Mittel für
seine gegen England gerichteten Pläne zu benutzen, wie
für eine, fast die Hälfte seiner Regierungszeit umfassende
Periode in den folgenden Erörterungen vielfach hervor-
treten wird. Wenn Philipp August von einer Erneue-
rung der Macht des grossen Kaisers träumte, so dachte
er an diesen zunächst nur als an einen Herrscher Frank-
reichs1). Die Stärke des Königs beruhte zum grössten
Teile eben darauf, dass er alle seine Kräfte gegen Eng-
land zusammenfasste, so nahe ihm, zumal zu jener Zeit,
als Ottos IV. Herrschaft ins Wanken kam, die Versuchung
trat, nach deutschen Gebieten hinüberzugreifen. Er hat
darüber mit Innocenz III. korrespondiert. Dieser war
der Absicht nicht geneigt, und Philipp August ist auf
diese Abweichung von dem, worin man die Grundlinie
seiner Politik erblicken muss, nicht mehr zurückge-
kommen.

1) Ranke in seiner Einleitung zur „Franz. Gesch., vorwiegend
im 16. und. 17. Jahrh.“, von Phil. Aug. sprechend: „Der in wun-
dervollen Erfindungen unerschöpflichen Poesie seiner Zeit entnahm
er hauptsächlich, dass Karl der Grosse, den die Sage als König
von Frankreich betrachtete, Herr des gesamten Landes wie im
Norden, so im Süden bis in die Höhe der Pyrenäen gewesen war;
auf dieses Ziel richtete er alle seine Bestrebungen.“
 
Annotationen