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Heimlich liess die Mutter die Ehe einsegnen, und erst
von dem vollzogenen Ereignis erfuhr der Vater, der beim
Kaiser in Speier weilte. Der Zorn Heinrichs VI. loderte
hoch auf; er verlangte, der Pfalzgraf solle die Ehe der
Tochter wieder auflösen. Doch Konrad wusste den Zorn
des Kaisers durch die Vorstellung zu besänftigen, dass er,
was ohne seinen Willen geschehen sei, nur zur grössten
Schmach des einzigen Kindes lösen könne. Der Kaiser
hat endlich vergeben, und die Ehe hat für die Politik
der Staufer nachmals günstige Folgen gehabt.
Für Philipp August musste die Demütigung um so
grösser sein, als sein glücklicher Nebenbuhler ein Neffe
des gefangenen Königs Richard war. Er hat, wenn der
etwas romanhaften Erzählung eines ihm feindlich gesinn-
ten englischen Schriftstellers *) zu glauben ist — was frei-
lich stark bezweifelt werden muss —, mit nicht besserem
Erfolge nach dem Besitz einer anderen Deutschen aus
edlem Hause gestrebt, deren Namen uns freilich nicht
einmal genannt wird. Die Eltern hätten die königliche
Werbung angenommen, die Braut hätte pomphaft nach
Frankreich geleitet werden sollen. Doch sei die Reise
durch das Gebiet eines früheren Bewerbers gegangen,
dem die Braut mehr geneigt war als dem König. Gern
habe sie sich entführen, gern sich von dem Entführer
heiraten lassen, „und so verlachten sie“ — wie jener
Schriftsteller sagt — „die königlichen Wünsche“.
Ebenso erfolglos war ein besser beglaubigter weiterer
Versuch, den der König in derselben Zeit machte1 2). Dies-
1) Guillelm. Neubrig., Rec. XVIII, 49a.
2) Ibid.
Heimlich liess die Mutter die Ehe einsegnen, und erst
von dem vollzogenen Ereignis erfuhr der Vater, der beim
Kaiser in Speier weilte. Der Zorn Heinrichs VI. loderte
hoch auf; er verlangte, der Pfalzgraf solle die Ehe der
Tochter wieder auflösen. Doch Konrad wusste den Zorn
des Kaisers durch die Vorstellung zu besänftigen, dass er,
was ohne seinen Willen geschehen sei, nur zur grössten
Schmach des einzigen Kindes lösen könne. Der Kaiser
hat endlich vergeben, und die Ehe hat für die Politik
der Staufer nachmals günstige Folgen gehabt.
Für Philipp August musste die Demütigung um so
grösser sein, als sein glücklicher Nebenbuhler ein Neffe
des gefangenen Königs Richard war. Er hat, wenn der
etwas romanhaften Erzählung eines ihm feindlich gesinn-
ten englischen Schriftstellers *) zu glauben ist — was frei-
lich stark bezweifelt werden muss —, mit nicht besserem
Erfolge nach dem Besitz einer anderen Deutschen aus
edlem Hause gestrebt, deren Namen uns freilich nicht
einmal genannt wird. Die Eltern hätten die königliche
Werbung angenommen, die Braut hätte pomphaft nach
Frankreich geleitet werden sollen. Doch sei die Reise
durch das Gebiet eines früheren Bewerbers gegangen,
dem die Braut mehr geneigt war als dem König. Gern
habe sie sich entführen, gern sich von dem Entführer
heiraten lassen, „und so verlachten sie“ — wie jener
Schriftsteller sagt — „die königlichen Wünsche“.
Ebenso erfolglos war ein besser beglaubigter weiterer
Versuch, den der König in derselben Zeit machte1 2). Dies-
1) Guillelm. Neubrig., Rec. XVIII, 49a.
2) Ibid.