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Ensemble Altstadt

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Baudenkmäler
Ensemble Altstadt München. - Umgrenzung: Von Brienner
Straße 7 dem Uhrzeigersinn entgegen ausgehend zu Amiraplatz
1, Brienner Straße 11/13, Verbindungslinie zu Lenbachplatz 9
an der Außenkante der Anlagen des Maximiliansplatzes ent-
lang, Ostseite des Karlsplatzes einschließlich Karlsplatz 3, 4, 5, 6
und 7 und von dort die Verbindungslinie zu Karlsplatz 11, dieses
einschließend rückspringend auf die Westseite der Herzog-Wil-
helm-Straße, die Bebauung dort jedoch ausschließend bis Send-
Unger-Tor-Platz 10/11, dieses umschließend wieder vorspringend
zur Gebäudefront Sendlinger-Tor-Platz 10/11 einerseits und
Sendlinger-Tor-Platz 1, 2, 3 andererseits, von dort hinüber zur
nördlichen Bebauung der Müllerstraße 56 und 54, weiter Pesta-
lozzistraße 3a, Müllerstraße 48, 46, 44, 42, 40, Angertorstraße 4,
Müllerstraße 38, 36, 34, 32, 30, 26, 24, 22, 20, 18, 16, 16a, 14,
12, 10, 6, 4. Am Einlaß 4/5, 3a, nördliche Bebauung der Rum-
fordstraße (gerade Nummern 1 bis 57), die Ostseite des Isartor-
platzes, ausschließlich der Bebauung dort bis zur Mündung der
Kanalstraße, Verbindungslinie von dort quer über den Thomas-
Wimmer-Ring, an dessen Westseite entlang zum Prinz-Karl-Pa-
lais (Königinstraße 1), Südseite der Von-der-Tann-Straße und in
deren Flucht die Ludwigstraße überquerend mit den Nordfronten
von Ludwigstraße 2 und 11, in gleicher Flucht weiter mit Oskar-
von-Miller-Ring 38, 36 und 34, einschwenkend mit Kardinal-
Döpfner-Straße 8 und 4 und über die Rückfronten von Odeons-
platz 3 und 4 mit Brienner Straße 6 den Ausgangspunkt wieder
erreichend.
Die Altstadt München, auf dem Grundriß der hoch- und spät-
mittelalterlichen Herzogstadt zur barocken Residenzstadt um-
gestaltet, im 19. Jahrhundert als Haupt- und Großstadtkern
überformt, kann als Ensembledenkmal gelten, weil der Wie-
deraufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges
mit Erfolg ihre Identität zu sichern versucht hat. Zur Umgren-
zung dieses Ensembles geben, soweit noch erkennbar, die
Hauptlinien der ehemaligen Stadtbefestigung Anhalte, gele-
gentlich auf den spätmittelalterlichen Verlauf reduziert, gele-
gentlich den barocken Linien folgend, oft, dem Grade der Ver-
wischung entsprechend, dazwischen oder knapp davor.
Das älteste München liegt auf einer Niederterrasse, die sich
zwischen beiden Hochufern der Isar bei allmählicher Eintie-
fung des Flußbettes und Verlagerung seines Wasserlaufes nach
Osten durch Anschwemmung herausgebildet hatte. Ihr östli-
cher Rand zeichnet sich im „Petersbergl“ deutlich ab. Die Be-
zeichnungen „der Anger“ und „das Tal“ erinnern an die ent-
sprechend niedere Lage späterer östlicher und südöstlicher
Stadtquartiere. Auf der rechten Seite der Isar ermöglicht eine
Senkung des Hochufers zwischen der Au und Haidhausen un-
ter Ausnutzung einer Insel den Übergang über den Fluß. So-
bald die Salzstraße, die vorher bei Oberföhring die Isar
kreuzte, diesen Übergang wahrnahm und damit durch Markt
und Münzstätte die Ware Salz auf der hochwassersicheren
Terrasse besitz- und handelsrechtlich verfügbar machte,
konnte der Ort München in das Licht seiner individuellen Ge-
schichte treten. Der Ursprung der neuen Brücken- und Markt-
zollstätte ist an die Gewalttat Heinrichs des Löwen gebunden,
mit der er die bischöflich-freisingische Brücke zerstörte und

die an Föhring haftenden Markt-, Zoll- und Münzrechte der
bereits bestehenden Siedlung „Zu den Mönchen“ übertrug.
1158 erhielt die Aktion die Genehmigung des Kaisers Fried-
rich Barbarossa.
Über die neue Brücke zog jetzt der gesamte Salzhandel von
Reichenhall und Hallein nach Schwaben, Südwestdeutschland
und in die Schweiz. Im Fuhrverkehr bildete der Ort die erste
Tagesrast nach dem Innübergang von Wasserburg; über die
nächste Haltestelle, das zwei Jahre später - ebenfalls durch
Heinrich den Löwen - gegründete Landsberg, erreichten die
Transporte das welfische Schwaben. Dem Nord-Süd-Verkehr
dienten die von Innsbruck über Mittenwald und Weilheim
kommende „Rottstraße“ sowie die Fuhrstraßen von Tegernsee
und Tölz.
Die Neugründung der sich zur Stadt entwickelnden bürgerli-
chen Marktsiedlung ist im engsten Bereich nahe der Pfarrkir-
che St. Peter auf der vorspringenden Nase der Altstadtstufe zu
suchen. Sie entstand auf kirchlichem Boden, auf Grund des
Klosters Tegernsee oder Schäftlarn; die Stadt hat später den
Mönch im Wappen. Die Geschichte der Siedlung „Zu den
Mönchen“ ist vor 1158 ungeklärt. Die Annahme einer dörfli-
chen Altsiedlung südwestlich der ersten Stadtmauer, die später
in die Stadt einbezogen wurde und dann Altheim hieß, ist hy-
pothetisch.
Das neue München wurde sehr schnell mit Mauer und Graben
umgeben; schon etwa 1175 erscheint ein Aufseher über die
Mauer; Bäche, die links aus der Isar abzweigten, schützten als
Wassergräben den Siedlungsrand. Die auf der Niederterrasse
in einem von Vorsicht gebotenem Abstand zum Fluß postierte
Stadt bildet ein Oval, das, im Osten stark abgeflacht, die na-
türliche Hangtopographie zu Sicherungszwecken ausnutzt.
Sparkassenstraße, Hofgraben, Schäfflerstraße, Augustiner-
straße, Färbergraben, Rosental und Viktualienmarkt bezeich-
nen heute noch die äußeren Grenzen dieser ersten Stadtum-
wallung. Innerhalb des Breitrund die Lebenselemente der
Gründung: Die breite Ost-West-Achse der Salzstraße dehnt
sich in ihrem östlichen Teil nach Norden zum geräumigen
Längsrechteck des Marktplatzes. Der Marktplatz lag also nicht
im Mittelpunkt, sondern stark nach Osten gerückt; mit seinem
kleineren Ansatz, dem ehemaligen Kräutlmarkt, schob er sich
dicht an das östliche Stadttor, das Talburgtor, heran. Der of-
fenbar untergeordnete Nord-Süd-Verkehr berührte nur die
Schmalseiten des Marktplatzes. Die Schrägführung Sendlinger
Straße-Rosental ist eventuell geländebedingt. Die Kurvung
des Rindermarktes und dessen Fortführung in die Diener-
straße könnte auf einem alten, Sendling und Schwabing ver-
bindenden Landweg beruhen. Neu geplant dagegen scheinen
die Parallelen der Wein-, Diener- und Burgstraße, der Land-
schaft- und Gruftstraße. Dem Außenrand der Siedlung ist der
Zug vom Rindermarkt über die Fürstenfelder Straße zum
Frauenplatz angepaßt.
Ein neuer Zeitabschnitt beginnt, als 1180 das Herzogtum Bay-
ern an die Wittelsbacher kommt. Nach der Landesteilung von
1255 wird München die Verwaltungszentrale Oberbayerns,
auch Sitz einer landesfürstlichen Hofhaltung, des „Alten
Hofs“. Die Entwicklung von Fürstentum und Landesstaatlich-
keit fördert den Aufstieg der Stadt, der auch im Neubau der

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