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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0081

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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Anhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Lnnst-Lhronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Naumburg, Düsseldorf, Krefeld,
XCVII. Heinrich Natter. (Forts.) Stuttgart, München, Graz, Wien, Kopenhagen, Bath, London, Paris.

Lorrcspoudcuzen: 8. Schwerin, Ende Februar. (Permanente Ausstellung Aiinjlindiihric und Technik: Ucber Lkunstverglasung der Profanbautcn. (Forts.)
tut Kllnstlerverein.) — F. K. München, 27. Februar. (Jubelfeier Ltntist-Ztijlitutc und -Vercinc: In Sachen der Akademie der Künste zu Mün-

Kaulbach's; Ausstellung der hinterlassencu Werke Schleich - rc.) chen. — Wissenschaftlicher Kunstbcrein zu Berlin.

NB. Dieser Nummer liegt Titel, Iiilialtsverzeicliniss und Register für Jahrgang 1873 bei.

Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

XCVII. Heinrich Rätter.

(Forts, statt Schluß.)

Kurzum, Natter schnitzte Krucifixe und bemalte sie feinsäuberlich,
und Seine Hochwürden verkaufte sie. So waren beide Theile
zufrieden.

Venedig war damals auch eine österreichische Provinz und
.Niemand ahnte, daß es bald anders kommen werde. Die
Fremden freuten sich seiner reichen Kunstschätze und füllten alle
Sammlungen. Unter den fleißigsten Besuchern des Antikensaales
im Dogenpalaste befand sich ein Engländer, Namens Geldart.
Selber Künstler, wenn auch in Folge seiner günstigen Verhält-
nisse nicht in der Lage, davon praktischen Gebrauch machen zu
müssen, studirte er die dort aufgestellten Werke antiker Plastik
mit Vorliebe. Natter, der jede freie Stunde ebenda zubrachte,
zog die Aufmerksamkeit Mr. Geldart's auf sich. Der Eifer,
mit dem er sein Ziel verfolgte, die Art und Weise, in der er
darüber sprach, gefiel und verschaffte ihm die Gunst des wohl-
wollenden Mannes, der sich schließlich erbot, ihn für die drei
nächsten Jahre in ausgiebiger Weise mit Mitteln zu versehen,
die ihm ermöglichten, sich ausschließlich seiner Fortbildung zu

s war allerdings nicht ganz leicht, in Venedig
s Boden zu gewinnen; aber der junge Mann
1 brachte außer einem tüchtigen Können noch
einen festen Willen mit und so gelang ihm,
was er in's Auge gefaßt. Um seinen Unter-
halt zu ermöglichen, griff Natter wieder zum
Schnitzmesser. Aber nicht zu ihm allein, son-
dern auch zu Farbentopf und Pinsel, denn das
Publikum, für das er zunächst thätig war,
wollte nicht blos plastische Formen, sondern
auch Farbe. So ward Natter Bildhauer und
fast Maler zugleich. Diesen Weg hatte er übrigens nicht aus
eigenem Antriebe eingeschlagen. Es war ein Geistlicher, der
ihm denselben in richtiger Würdigung der gegebenen Verhält-
nisse empfahl und zugleich seine Dienste als Vermittler zwischen
Produzent und Käufern anbot. Die Neigung zu Handelsge-
schäften, welche allen Italienern innezuwohnen pflegt, wird durch
die Priesterweihe nur in den Hintergrund gedrängt, nicht beseitigt.
 
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