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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0158

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ein müßiges Gerücht halten, ein Gerücht, dem nichts weiter als viel-
leicht die geniale Erfindung irgend eines „geistreichen" Müssiggängers
zn Grunde liegt. Uebrigens, von Allem abgesehen, glauben wir auch
nicht, daß Pecht im Ernste an dergleichen denkt. Wir trauen ihm,
ungeachtet seines vielfachen Ueberzeugungswechsels, doch noch mehr
gesunde Logik und Kalkulationsvermögen zu, als die Erfindung jener
wohlgemeinten Mittheilung verräth."

Wie die Sachen dermal stehen, hat weder Fr. Pecht noch ein
Anderer Aussicht auf den in Frage stehenden Posten. Die früher
bestandenen Differenzen zwischen dem verdienstvollen Central-Gemälde-
Gallerie-Direktor Phil. v. Fo ltz und dem Kultusministerium sind be-
glichen und wer sein Nachfolger im Amte werden will, wird sich
wohl noch einige Zeit in Geduld fassen müssen. Bon denjenigen,
welche man als Kandidaten nennt, hat nach meinen, wie ich wohl
sagen darf verlässigen Informationen, ein dermaliger Professor der
kgl. Akademie der Künste wohl die gegründetsten Aussichten.

Daß die starkbesuchten Schulen der königl. Akademie, in deren
gegenwärtigem Lokale, dem ehemaligen Jesuitenkollegium, keinen Raum
mehr finden, ist bekannt und ich habe seinerzeit berichtet, daß der Ab-
geordnete Inspektor v. Miller im Landtage den Neubau eines Aka-
demiegebäudes beantragte. In Folge dessen hat das Kultusministe-
rium beschlossen, dem Landtage ein Postulat im Betrage von 500,000 fl.
zur Aufführung eines neuen Akademiegebäudes vorzulegen, das allen
Anforderungen an eine solche Anstalt vollständig entsprechen soll. Als
Bauplatz ist dem Vernehmen nach der weite Hofraum hinter dem,
dem St. Anna-Orden gehörigen Damenstiftsgebäude an der Ludwigs-
Straße ausersehen. An der Genehmigung des Postulates durch den
Landtag ist kaum zu zweifeln, und so kann die kgl. Akademie in vier
bis fünf Jahren im Besitze eines ihren Bedürfnissen entsprechenden
Neubaus sein. Bei der Stellung desselben im Innern eines großen
Häuserquadrates darf man allerdings einen monumentalen Bau nicht
erwarten, die Bausumme kann aber dann auch ausschließlich für prak-
tische Zwecke zur Verwendung kommen. Das bezeichnete Projekt wird
hier um so freudiger ausgenommen, als es nach dessen Realisirung
möglich werden wird, den Wünschen manches Inländers gerecht zu
werden, der Aufnahme an der Akademie nachsucht, jetzt aber dem
Andrange von Fremden, namentlich Polen und Ungarn, gegenüber
zurückstehen muß. Auf den ersten Blick möchte es auch scheinen,
als ob der Neubau eines Akademiegebäudes auch der königl. Glas-
malerei-Anstalt zum Heil gereichen könnte. In der That ist dem
aber nicht so. Diese Anstalt hat dermal nur noch über ein einziges
zur Ausführung figuraler Kompositionen größeren Umfanges brauch-
bares Fenster — nicht Zimmer — zu verfügen und ist dadurch, ob-
schon wie bekannt, ihre Aufhebung in den ersten Tagen dieses Jahres
durch allerhöchsten Befehl sistirt worden, doch vollkommen lahm ge-
legt; denn es leuchtet ein, daß unter solchen Umständen an eine Aus-
führung der an die Anstalt gelangten großen Aufträge für den kölner
Dom u. s. w. nicht gedacht werden kann. Uebrigens scheint man
sich Seitens der Akademie bei jenem Sistirungsbefehl nicht beruhigen
zu wollen, denn am letzten März erschien ein Bediensteter derselben
in der kgl. Glasmalerei-Anstalt, um sich zu erkundigen, ob die An-
stalt nicht sännntliche Lokalitäten geräumt habe. Unter diesen Um-
ständen ist es höchst beklagenswertst, daß der münchener Alterthums-
Verein den Antrag seines Mitgliedes, des Kunstschriftstellers Regnet,
nicht annahm, der dahin lautete, es sei Se. Majestät der König zu
bitten, er möge die Rückgabe der zum entsprechenden Betriebe der
kgl. Glasmalerei-Anstalt nöthigen Räume an diese Anstalt verfügen.
Die Ablehnung des Antrages erfolgte darum, weil derselbe einem
Beschlüsse des Landtages widerstrebe. Ganz abgesehen davon, daß
Landtagsbeschlüsse zu ihrem Vollzüge der Sanction des Königs be-
dürfen, um zum Gesetz zu werden und der Alterthumsverein deshalb

keineswegs illegal gehandelt hätte, wenn er den in Frage stehenden
bekämpfte, liegt ja in der durch den König verfügten Sistirung der
Aufhebung der kgl. Glasmalerei-Anstalt ohnehin schon der Beschluß
des Königs ausgesprochen, die Anstalt bis auf Weiteres noch sort-
bestehen zu lassen. Von einem Fortbestehen kann aber nur dann
die Rede sein, wenn sie in der Lage ist, ihre Aufgabe zu lösen.
Das ist dermal nach ihrer Beschränkung durch die Pilotyschule nicht
mehr der Fall.

R. Nürnberg, Mitte April. (Ausstellung der An-
käufe und Geschenke von der wiener Welt-Ausstellung
im bayerischen Gewerbe-Museum.) Als das bayerische Ge-
werbe-Museum in der wiener Welt-Ausstellung Ankäufe zu machen
beschloß, wurde mit Recht das Princip aufgestellt, daß die zu er-
werbenden Gegenstände durch mustergiltige, künstlerische Form und
technische Vollendung der Ausführung bleibenden Werth haben
müßten.

Die Arbeiten zerfallen in fünf Abtheilungen: Metallarbeiten,
Thonarbeiten, Glasarbeiten, Holzarbeiten und Webarbeiten. An
diese Hauptabtheilungen reihen sich noch verschiedene Naturerzeugnisse
und Gegenstände, die auf Sitten und Gebräuche Bezug haben. —
In der Abtheilung „Metallarbeiten" finden wir zunächst die Eisen-
arbeiten aus Frankreich, das bekanntlich das Eisen in umfassenderer
Weise für Kunstzwecke verwendet als alle anderen Länder, aus der
Türkei (Tauschir-Arbeiten mit Silber und Gold), eben solche Tau-
schir-Arbeiten aus Oesterreich, England und Spanien, und Stahl-
Arbeiten aus China. Mit Zinkguß-Arbeiten ist nur Frankreich ver-
treten, das darin Treffliches leistet. In Messing-Arbeiten steht es
neben dem Orient. Auch im Gebiete der Bronzen glänzte Frank-
reich auf der Weltausstellung, wenn auch öfter durch den Reiz der
Mache als die Schärfe der Auffassung, wir dürfen uns deshalb
auch nicht wundern, wenn Frankreich auch hier den Neigen eröffnet.
Daneben stehen chinesische, japanesische und eine russische Arbeiten.
Von hohem Interesse sind die chinesischen, japanesischen, französischen
und österreichischen Zellen- und Gruben-Emails, an die sich treffliche
solche aus Berlin und Petersburg anreihen. Durch Gold- und
Silber-Arbeiten ist England, Persien, Arabien, Böhmen, Baden
(Pforzheim), Frankreich und Oesterreich (Wien) vertreten. — Die
Abtheilung „Thonarbeiten" hat sehr schätzenswerthe Terrakotten, Por-
zellane, zum Theil aus China und Japan, mehrfarbig glasirte Fayen-
cen und Steinzeug, namentlich aus Frankreich, die Abtheilung „Glas-
Arbeiten" Tafelglas aus Deutschland und Belgien, weißes Hohlglas
aus österreichischen, englischen und französischen Fabriken und farbige
Gläser aus Venedig und Petersburg aufzuweisen. — In der Ab-
theilung „Holzarbeit" fand wie billig zunächst die ornamentale Schnitz-
arbeit Berücksichtigung und sind hier Oesterreich, Frankreich, die
Türkei und Persien durch namhafte Leistungen würdig vertreten;
Leder- und Lackarbeiten brachten Oesterreich, China und die Türkei
und den Schluß bilden chinesische und aschaffenburger Papiere. —
Die Abtheilung „Textilarbeiten" bringt chinesische, japanesische, persische,
afrikanische, wiener und crefelder Erzeugnisse. — In der Abtheilung
„Verschiedenes" endlich findet sich mancherlei aus Wien und Japan,
Berlin, Dresden und Carlsruhe, das in keine der anderen Ab-
theilungen eingereiht werden konnte.

Ein wenn auch nur flüchtiger Ueberblick über das Erworbene
führt den Beschauer zur Ueberzeugung, daß auf dem von der Vor-
standschaft eingeschlagenen Wege die programmmäßige Gestaltung
der Mustersammlung einen tüchtigen Schritt vorwärts gemacht hat
und in technologisch gegliederten Gruppen anregende und belehrende
Beispiele für die verschiedensten Zweige der Kunstindustrie geboten
werden.
 
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