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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0161

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154

Kunst-Khronik.

i erlin. Aus dem Bericht, den der „Verein Berliner Künstler
zur Unterstützung seiner hilfsbedürftigen Mitglieder und
deren Hinterbliebenen", welcher seit dem Juni 1845 be-
steht, über seine Thätigkeit in dem Zeitraum vom April

1871 bis April 1874, unter dem Direktorium von G.

Lüderitz, E. Eichens und A. Ewald, erstattet hat,
ergiebt sich, daß der Verein gegenwärtig 118 Mitglieder zählt. Sein
Vermögen belief sich im Jahre 1871 auf 56,842 Thlr., gegen-
wärtig auf rund 70,000 Thlr., die laufenden Unterstützungen be-
trugen in jenem Jahre 1930 Thlr., die einmaligen 345 Thlr., jetzt
2746 und 675 Thlr. Während die Weihuachtsausstellung im Jahre
1870 die Summe von 747 Thlru. einbrachte, stieg der Ertrag der-
selben im Jahre 1872 auf 1401 Thlr. Unter den Wohlthätern des

Vereins stehen der Bildhauer Kiß, welcher ein Legat von 3000 Thlrn.,
und der Maler Magnus, der ein Legat von 10,000 Thlrn. vermachte,
obenan.

-Im Kultusministerium soll nian jetzt ernstlich mit der

Ausarbeitung der Reorganisationspläne für die hiesige Kunstakademie
beschäftigt sein. Dieselben bedürfen demnächst noch einer Durch-
berathung innerhalb der Akademie selbst. Nachdem durch eine Reihe
im Laufe der Zeit eingetretener Veränderungen an dem Institut eine
Neuordnung der Kompetenzen der leitenden Persönlichkeiten durch-
aus nothwendig geworden war, haben Entschließungen über die be-
züglichen Personalfragen bis zum Abschluß jener Neuordnung ans-
gesetzt bleiben müssen und Alles, was in dieser Richtung in die
Presse gedrungen ist, dürfte auf mangelhafter Information beruhen.
Uebrigens verlautet, daß man zuvörderst sich auf eine Feststellung
der Grundlinien für,die Reorganisation, etwa in Form eines pro-
visorischen Statutes zu beschränken und erst unter Mitwirkung der
Akademie selbst und auf Grund praktischer Erfahrungen über die
zu treffenden Neueinrichtungen für das Detail ein Definitivnm her-
beizuführen beabsichtigt.

— — Die Kolossalbüste des Kaisers, welche in der wiener Aus-
stellung ausgestellt war und von dein Kommissar der kaiserl. deutschen
Postverwaltnng hierhergebracht wurde, ist jetzt im kaiserl. General-
Postamts-Gebäude aufgestellt. Die aus Cement gearbeitete Büste
hat ihren Platz auf dem zweiten Hofe, welcher sich dem Garten des
General-Postdirektors anschließt, auf einem ungefähr 12 Fuß hohen
Postament erhalten.

— — Der Bildhauer B. König ist im Gcneralstabsgebäude
mit der Anfertigung eines Medaillons des Feldmarschalls Grafen
Moltke nach dem Leben beschäftigt.

— — Das Comitö für das Stein-Denkmal hielt vor einiger
Zeit unter dem Vorsitz des Feldmarschalls Grafen Moltke in einem
Abtheilungszimmer des Reichstags-Gebäudes eine Sitzung ab.
Es handelt sich darum, eine Entscheidung über die Stelle zu
treffen, an der das Denkmal auf dem Dönhofsplatz aufgestellt werden
soll. Noch bevor die Kommission darüber schlüssig werden konnte,
wurde ihr ein neues Projekt unterbreitet, nach welchem das Denk-
mal nicht auf dem Dönhofsplatz, sondern auf einer bestimmt be-
zeichneten Stelle Unter den Linden aufgestellt werden sollte. Da
dieses Projekt bei den Mitgliedern vielfach Anklang fand, so beschloß
man die definitive Beschlußfassung auszusetzen und einstweilen kon-
fidentiell Erkundigungen darüber einzuziehen, ob dieses Projekt auch
an niaaßgebender Stelle Zustimmung finde und ob daS Terrain hierzu
bewilligt werden würde.

— — Das Nationaldenkmal, welches auf dem Niederwald
nach dem Entwürfe von Schilling errichtet werden soll, findet in
den Bürgerkreisen Berlins ungemeinen Anklang. Dasselbe ist gegen-

wärtig hier im Uhrsaale der königl. Akademie aufgestellt. Nach dem
Modell erreicht das ganze Denkmal die Höhe von 26 Meter, die
Figur der Germania 8,75 Meter; Maaße, welche an sich zwar be-
deutend, aber bei der sehr großen Höhe des Standpunktes für das
Denkmal kaum genügend sein dürften, um entsprechend zu imponiren.
Es ist ein Comite in Bildung begriffen, welches die Sammlungen
für Berlin in die Hand nehmen wird. Der Magistrat, die Stadt-
verordneten, hervorragende Abgeordnete werden in diesem Comitä
vertreten sein, das bereits in den nächsten Tagen mit eineni Aufruf
Vorgehen wird. Der frühere Bezirkspräsident von Lothringen, Graf
Eulenburg, verweilte vor wenigen Tagen am hiesigen Orte, um in
dieser Angelegenheit mit hervorragenden Persönlichkeiten zu konferiren.

Düsseldorf. Ueber das schöne Plafondgemälde, welches
Adolph Schmitz für den Tanzsaal des Pringsheim'schen Hauses
in der Wilhelmstraße zu Berlin (s. unsere Notiz in Nr. 17) aus-
geführt hat, bringt die Elberfelder Zeitung eine Beschreibung, der
wir Folgendes entnehmen: „Das Hanptstück, welches die Mitte der
Decke eines Salons einnimmt, und 12 Fuß Breite zu 15 Fuß
Länge hat, sowie zwei kleinere in Halbkreisform sind auf Leinwand
mit Wachsfarben ausgeführt, der übrige Theil besteht aus kassetten-
artigen Formen und Halbkreisen in welche Ornamente, welche in
Figuren auslaufen, nach den Entwürfen des Künstlers an Ort und
Stelle grau in Grau auf Goldgrund ausgeführt werden. — Den
Inhalt des Ganzen bilden Sccnen aus dem „Sommernachtstraum".
Elfen sind hier geschildert und auf diese beziehen sich auch die orna-
mentalen Figuren. — Der Elfenreigen umgaukelt unsere Phantasie
mit neckischen Gestalten, die im silberartigen Dämmerscheine des
Mondlichtes einen Rundtanz durch die Lüste und zwischen den
schwankenden Zweigen der Baumwipfel ausführen. Titania, die
Elfenkönigin, liegt unter dem Laubdache eines Busches auf groß-
blättrigen üppigen Pflanzen im Schlafe ausgestreckt, ihr schmollender
Gatte Oberon hat sich ihr genaht und ist im Begriffe, die Zweige
auseinander zu breiten, um das Zanbermittel auf ihre Augen zu
gießen, welches bei ihrem Erwachen die bekannte komische Situation
hervorbringt. Diese komische Scene ist alsdann auf einem kleinern
Bilde dargestellt. Das Ensemble des großen Bildes macht einen
überaus harmonischen Eindruck. Die schlafende Elfenkönigin be-
findet sich ganz im Vordergrund und der Kreis, welchen die
schwebenden Gestalten beschreiben, scheint einen großen Raum ein-
zunehmen, indem die nähern Gestalten, wenn gleich noch überaus
duftig, doch von schönen Formen, bedeutend gegen die ferner» hervor-
treten, welche vorzüglich in ihren fließenden Gewändern sich in der
feuchten Nachtlnft aufzulösen scheinen. Der Kreis besteht aus sieben
schlanken Mädchengestalten, mit langen faktenreichen Gewändern be-
kleidet, die sich in Luft anfzulösen scheinen, ohne die Füße der Ge-
stalten zu zeigen. Es verdient bemerkt zu werden, daß diese Ge-
wänder so gehalten sind, daß das Auge nicht störend davon berührt
wird, indem es die Füße der Gestalten verniißt. Die Mädchen-
gestalten wechseln ab mit Kindergestalten, so daß eine vollständige
„bunte Reihe" entsteht; die mannigfaltigen Ansichten und Ver-
kürzungen dieser Körper bringen ein besonders frisches Leben und
ein neckisches Spiel in das Ganze und bieten dem Auge eine rhymth-
mische Befriedigung. Bei der Tiefe des Kolorits sind selbst die
nächsten Gegenstände, welche im Schatten liegen, klar und farbig,
während die ferner liegenden durch ihr silberartig abgetontes Licht
eine zauberhafte Wirkung Hervorbringen."

München. An die Stelle Wilhelm v. Kanlbach's soll, wie
es heißt, der durch sein Lehrtalent bekannte Prof. Carl v. Piloty
zum Direktor der Münchener Kunstakademie ernannt werden.
 
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