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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0233

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zu geben. Gegen Westen ward der Bazar errichtet, dessen Schau-

fcnster sich in die Arkaden öffnen.

Für die geschichtlichen wie für die landschaftlichen Fresken
wählte König Ludwig I. die Gegenstände selber. Jene zeigen die
wichtigsten Kriegs- und Friedensthateu bayerischer Fürsten aus dem
Hause der Wittelsbacher und zwar zwei aus jedem Jahrhunderte.
Allerdings ist der künstlerische Werth dieser vom Frühling 1827
bis zum Herbste 1829 ausgeführten zwölf Gemälde erklärlicher
Weise ungleich, da sie von meist jüngeren Künstlern herrühren;
doch bewährt sich in Auffassung, Anordnung und Charakteristik
trotz mancher für die damalige Zeit sehr verzeihlicher Mängel ein
auf das Ernste, Kräftige, Tüchtige gerichteter Geist. Die großen
historischen Gemälde sind von E. Foerster, Clemens Zimmermami,
Wilh. Röckel, C. Stürmer, C. Hermann, Herrn. Stille, Gg.
Hiltensperger, Wilh. Lindeuschmit, P. Schilgen und C. Stürmer;
die kleineren von D. Monten und Ph. Foltz, die allegorischen Fi-
guren von W. Kaulbach, E. Foerster, Cl. Zimmermann, Eberle,
Schorn, Rnben und Stürmer; die Trophäen von E. Neureuther
nnö'.bie Frucht- und Blumen-Gehänge von Sippmann.

Rottmann seinerseits malte Trient, die Beroneser-Klause, Florenz,
Perugia, Acqua Acetosa, Rom, Ruinen Roms, Campagna di Roma,
Monte Cavo, Lago di Nemi, Tivoli, Monie Serone, Terracina,
Lago d'Averuo, Golf von Bajae, Insel Jschia, Palermo, Selinunt,
Tempel der Juno Luciua, Girgenti, Syrakus, den Aetna, die Cy-
klopenfelsen, das Theater von Taormina, Messina, Reggio, Scylla
und Charybdis' und Cephalu.

In den nördlichen Arkaden endlich.führte Nilsou 39 Komposi-
tionen ans dem griechischen Befreiungskämpfe von Peter v. Heß aus
und am östlichen Ende derselben sieben Statuen und Gruppen von
Roman Boos, die Thaten des Herkules darstellend. Auch sie sind
über und über mit Bogelkoth bedeckt und bedürfen dringend der
Reinigung.

Zunächst dem Hosgarten am Eingänge in den englischen Garten
steht die von Schwanthaler dem Vater in weißem Marmor ausge-
führte überaus anmnthige Gestalt eines Jünglings, der zum Besuche
des englischen Gartens einzuladen scheint. In früheren Jahren war
der arme Jüngling gegen die Unbill des Winters durch ein Bretter-
haus geschützt. Jetzt ist das nicht mehr der Fall und die Folgen
blieben nicht aus: schwarze Flechten bedecken große Stellen des
Marmors und zerstören ihn, ohne daß Jemand daran dächte, ihn
zu reinigen, was am einfachsten und zweckmäßigsten mittelst Ab-
waschen mit Knpferwasser geschehen könnte.

Endlich ist auch die Frage in Erledignng gekommen, was mit

den 15,000 Gulden anzufaugen, welche der Landtag alljährlich für
Kunstzwecke bewilligte. (Das kleine Sachsen verausgabt dafür jähr-
lich 75,000 Thaler.) Das Kultus-Ministerium hatte auf Antrag
der vom Könige ernannten Kommission für Pflege und Förderung
der Kunst zwei Anträge zur Genehmigung unterbreitet, nämlich die
Ausschmückung des Festsaales im Rathhause zu Landsberg aus der
bayerischen Geschichte und dann die Herstellung von Wandgemälden
in der katholischen Kirche zu Weißeuhorn im Regierungsbezirke
Schwaben. Als ausführende Künstler wurden für die Arbeiten in
Landsberg die Maler Schwoiser und Ferd. Piloty (der Bruder des
neuernannten Akademie-Direktors) und für die in Weißeuhorn der
im Gebiete der Kirchenmalerei rühmlichst bekannte Prof. Andreas
Müller vorgeschlagen, und ist jüngst die Genehmigung des Königs
nach allen bezeichneten Richtungen erfolgt.

11. Nom, Anfang Juli. (Gemälde Spagua's; das
Haus an der Acqua Acetosa.) Im Castel Magliaua an der
Straße von Nom nach Civitavecchia befinden sich sehr werthvolle
Gemälde, welche Kunstverständige dem Spagna zuschreiben, der be-
kanntlich ein Schüler Perugiuo's und Zeitgenosse Raphael's war.
Diese Gemälde zeigen „Apollo und die Musen". Das Schloß
wurde von der Kirchengüter-Liquidations-Kommission sammt dem
dazu gehörigen Gehöfte au einem Güterhändler verkauft, jedoch
unter Vorbehalt der Gemälde, welche die genannte Kommission dem
Gemeinderath unserer Stadt zum Geschenke machte. In dem Ver-
trag war iudeß ausdrücklich bedungen, daß dieses Eigenthumsrecht
der Gemeinde erlöschen solle, falls die Gemälde nicht binnen Jahres-
frist weggebracht wären. Die Frist läuft nun in Bälde ab und die
Liberia erinnert den Gemeinderath daran, Sorge zu tragen, damit
nicht die Stadt durch Nachlässigkeit um ein so werthvolles Geschenk
komme.

Wer wäre in Rom gewesen, ohne wenigstens einmal den
schönen Spaziergang nach Acqua Acetosa hinaus gemacht zu Haben-
Jüngst wendete die Stadtverwaltung dieser Partie ihre Aufmerksam-
keit zu, aber leider in einer Weise, daß man lieber darauf verzichtet
hätte. Das Häuschen, das sie dort erbauen ließ, ist für's Erste
viel zu nahe an der Quelle und dann zeigt es die Formen einer
Basilikeukirche: drei Schiffe sammt der Absis au der Seite nach
dem Tiber hin. Wir bauen hier zu Lande doch gar zu eigeuthüm-
lich: nicht genug, daß unser Bahnhof anssieht wie eine Kirche, nun
muß der ländliche Bau an Acqua Acetosa auch noch einer Kirche
gleichen. Wer von den Herren auf dem Capitol wohl den Bau-
plan genehmigt haben mag?

Kunji-Khronik.

erlin. Die Reinigung des Friedrichs-Denkmals, welche
schon seit 14 Tagen vorgenommen wird, geschieht mit
ziemlich starker Kalilauge. Die Metallfläche wird da-
mit gründlich eingerieben und dann mittelst wollener
Lappen sorgfältig trocken geputzt. Bei der Menge der
Figuren und gebogenen Flächen wird die mühevolle Ar-

ch mehrere Wochen dauern.

-Dem Maler A. von Werner, sowie den Bildhauern

der Calandrelli, Moritz Schulz und Carl Keil zu Ber-

das Prädikat „Professor" verliehen worden.

* — In unferm Rathhause befindet sich, wie nicht allgemein
■ sein dürfte, eine Art städtischen Museums, dessen Material
mlich reichhaltiges ist. Schon auf dem Durchgänge vom

Bürgersaale nach der Bau-Jnspection erblickt mau eine große Zahl
prächtiger Thonbilder und Stukkatur-Arbeiten, Proben von Sand-
stein und Granit, die bei den städtischen Bauten verwendet worden
sind. Sehr interessant ist das Thurmrondo, welches mit den
Bildern von Gropius, Stüler, Rauch und Schinkel geschmückt ist.
Die Wände sind mit vielen Thoubildern, Spitzen in gothischem
Styl, bunten Inschriften u. s. w. bedeckt. Ferner befinden sich hier
Abdrücke von Stuckbildern aus dem Rathhause, das Modell eines
monumentalen Springbrunnens und dgl. mehr. Wie man uns
mittheilt, hat sich der Verein für die Geschichte Berlins schon
wiederholt mit dem Gedanken beschäftigt, aus diesen recht sehens-
werthen Sachen in Verbindung mit den auf den Böden aufgestapel-
teu Reliquien, den Anfang zu einem wirklichen städtischen Museum
 
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