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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0234

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zu bilden, das durch die Modelle säiumtlicher Baudenkmäler Ber-
lins, leicht vervollständigt und aus dem Thurmbesteigungsfond vor-
läufig mit den nöthigeu Mitteln ausgestättet werden könnte.

München. In der am 2. d. Bk. stattgcfundenen Sitzung
des Abgeordnetenhauses stellte bei der Position für die Central-
gemäldegallcrie der Präsident Frhr. v. Stauffenbcrg einen Antrag,
der ihm zu interessanten Mittheilungen Anlaß bot. Derselbe lautete:
Es sei der köuigl. Staatsregierung der Wunsch auszusprechen, Bor-
sorge zu treffen, daß die Kunstschätze der Staatsgemälde-Sammluugen
dem Publikum in erhöhterem Maaße als bisher, insbesondere durch
Erleichterung des Kopirens, Gestattung der Nachbildung, insbeson-
dere der photographischen Reproduction zugänglich.gemacht und zu
diesen, Zwecke eine Sachverständigen-Komniission uiedergesetzt werde.
Gleichzeitig hat sich der Ausschuß folgenden Antrag des Abg. Frey-
tag augecignet: Die Kammer wolle beschließen, es sei der königl.
Staatsregicrung der Wunsch auszusprechen, daß dieselbe, wenn sie
sich nach dem Gutachten der Sachverständigen-Konimission für die
Gestattung der Nachbildung der Werke der Gemäldesammlungen des
Staates auf photopraphischem Wege entscheiden sollte, eine Kon-
kurrenz für die Bewerbung dieses Rechts eröffnen und dasselbe
nur gegen Entgelt verleihen wolle. — Der Präsident Freiherr
v. Stauffenbcrg führt bei Begründung seines Antrages aus, daß der-
selbe schon öfter in diesem Hause eingebracht worden sei, die Miß-
stände jedoch größtentheils noch forlbestehen. Die Kopirordnung der
Pinakotheken sei nicht dazu angethan, das Studium zu erleichtern.
Sie bestimme, daß kein Künstler in gewinnsüchtiger Absicht oder
im Aufträge eines Kunsthändlers kopiren dürfe, in Folge dessen
seien die Gemälde unserer Sammlungen weniger bekannt geworden,
als die der geringsten Kunstanstalten der Welt. Würden andere
Anstalten, wie z. B. die Sammlungen in Venedig und die Galle-
ricn in Dresden, deren Verwaltung eine der ängstlichsten und zopfig-
ste» in der Welt gescholten werde, so engherzige Bestimmungen
aufstellen, wie man es in München thue, so würden wir uns des
Anblickes ihrer Schätze niemals erfreuen können. Eine andere Be-
stimmung verordne, daß der Kopist Hand und Fuß immer um ein
Viertel größer oder kleiner malen müsse, als das Original sei (große
Heiterkeit), weshalb denn auch die hiesigen Gemäldegallerien von
Kopisten gemieden werden und fast gar keinen Einfluß auf die hie-
sige Malschule ausgeübt haben. Dazu kommen noch die großen
Fortschritte der Photographie, welche das Studium der Gallerien
wesentlich erleichtern. In allen europäischen Gallerien, selbst in
Dresden, sei die photographische Reproduction gestattet, nur in
München nicht. Es sei schon früher im Hause konstatirt worden,
daß die hiesige Gallerie-Verwaltung alle Photographen abgewiesen
habe, weil die Firma „Piloty und Löhle" allein das Recht habe,
photographische Nachbildungen zu machen. Diese Firma besitze aber
kein anderes Privilegium als das Recht der photographischen Ver-
vielfältigung und die photographischen Erzeugnisse Piloty und Löhle's
gegenüber den heutigen Fortschritten der photographischen Kunst seien
nicht der Art, daß sie den Ruf der münchener Kunst wahren könnten.

Für den Fall, daß das Haus den Ausschußantrag gleichfalls an-
nehme, bitte er, daß wenigstens die Worte „nur gegen Entgelt"
gestrichen werden. — Staatsminister Dr. v. Lutz erklärt, daß dieser
Gegenstand schon seit geraumer Zeit die Staatsregierung auf's leb-
hafteste beschäftigte und sich durch die Gutachten ausländischer Auto-
ritäten ein sehr schätzbares und reiches Material aufgehäuft habe.
Der Wunsch des Hauses werde auch von der Staatsregierung ge-
theilt; zu dem Resultate, welches der Antrag bezwecke, sei es aber
darum nicht gekommen, weil von sehr achtungswerther Seite die
größten Bedenken gegen diese Eröffnung der Gallerien im Interesse
der Erhaltung der Bilder ausgesprochen worden seien. Werde der
Antrag angenommen, so sei die Staatsregierung niit Vergnügen be-
reit, eine neue Kommission niederzusetzen. Bei der nun folgenden
Abstimmung wird der kombinirte Antrag des Frhrn. v. Stauffenbcrg
und des Ausschusses mit großer Majorität angenommen und zwar
ohne die Worte „nur gegen Entgelt."

LI — Vom 15. Juli an wird dahier durch den polytechnischen
Verein eine Ausstellung jener Gegenstände veranstaltet werden, welche
auf der wiener Weltausstellung 1873 für das germanische Museum
erworben wurden. Die Ausstellung wird im nördlichen Schrannen-
pavillon stattfiuden.

*** Ems. Im Laufe dieses Jahres wird mit dem Bau der
russischen Kapelle nach einem vom Architekten Goldmann in Nassau
gefertigten und von dem Kaiser genehmigten Plan begonnen werden.
Dieselbe kommt in die Nähe der „vier Thürme" auf das linke Bahn-
ufer zwischen Eisenbahndamm und Fluß zu stehen.

*** Bonn. Der Bildhauer A. Donndorf, welcher in der
Cornelius-Denkmal-Konkurrenz rühmlichst genannt wurde, hat den
Auftrag erhalten, das für die Ruhestätte Robert Schumann's auf
dem hiesigen Friedhöfe projeklirte Denkmal anzusertigen. Die Kosten
dafür werden ans dem Reinerträge der im August v. I. in Bonn
abgehaltencn Schumannsfeier bestritten.

*** Köln. Dem verstorbenen Meister Gustav Blaeser war
cs bekanntlich nicht beschieden, das Denkmal Friedrich Wilhelms I I l.
für unsere Stadt zu vollenden. Durch Beschluß des betreffenden
Comitö's ist jetzt den berliner Bildhauern Calaudrelli und
Schweinitz die Ausführung der noch unfertigen Theile des Mo-
numentes übertragen worden. Es ist dies der Fries am untern
Sockel des Postamentes, welcher vom Bildhauer Calaudrelli Über-
nommen wurde, und die plastische Ausschmückung an den beiden
Langsciten des oberen Sockels, welche der Bildhauer Schweinitz
arbeiten wird.

.t.** Poris. Die Bendömesäule wird spätestens Ende August
wieder ausgerichtet sein, aber ohne Statue des Kaisers Napoleon,
dessen Bildsäule beim Sturze so beschädigt wurde, daß sie frisch
modellirt und gegossen werden muß. Kein politischer Grund ist,
wie die bonapartistischen Blätter behaupten, Schuld an dieser Ver-
zögerung. Die Bildsäule ist bestellt und wird in 8—10 Monaten
fertig sein.
 
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