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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0274

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266

Kunst-Hhronik.

l erlin. In Bezug auf die Erbauung eines provisorischen
Kunstausstellungs-Gebäudes, dessen Nothwendigkeit sich
bei der jetzt wieder beginnenden Kunstausstellung beson-
ders fühlbar gemacht hat, wird mitgetheilt, daß der
Kultus-Minister die Ausführung und zwar auf der alten
Reitbahn im Thiergarten, gegenüber der verlängerten
Dorotheenstraße beantragt hat, der Antrag aber zur Zeit noch der
Entscheidung harrt, weil Rücksichten auf die Schädigung des Thier-
gartens obwalten. Die erforderlichen Mittel zur Deckung der Kosten
sind bereits vorhanden und nur 6 Monate erforderlich, um ein Ge-
bäude herzustellen, wie es andere große Städte, Paris, London,
Brüssel haben.

— — Die Arbeiten für die Herstellung des Sieges-Denkmals
auf dem Niederwald, im Atelier des Bildhauers Schilling in Dres-
den, haben nunmehr begonnen. Das Modell, welches zur Ausstellung
in allen größeren Städten Deutschlands von dem Künstler selbst ge-
arbeitet worden ist, wird im Laufe des Septembers hier eintreffen.
Es soll, um dem größeren Publikum zugänglich zu machen, im Rath-
hause, oberhalb der großen Treppe in der großen Halle vor dem
Sitzungssaal der Stadtverordneten-Versammlung, aufgestellt werden.

— — Der kürzlich verschiedene Graf Athanasius Raczynski
war bekauutlich ein berühmter Kunstkenner und Gemäldesammler.
Am 2. Mai 1788 in Posen geboren, trat er früh in die diplo-
matische Laufbahn und war von 1840—1853 Gesandter in Lissabon
und Madrid. Bereits ein begeisteter Verehrer der Kunst, benutzte
er seinen Aufenthalt auf der Halbinsel der Pyrenäen dazu, den
Grund zu seiner weltberühmten Gallerte zu legen. Der Bürger-
krieg in Spanien und die Verschleuderung eines Theils der königl.
Sammlungen in Madrid ermöglichte ihm, für einen verhältnißmäßig
geringen Preis Meisterwerke der altern spanischen Schule zu erwerben.
König Friedrich Wilhelm der Vierte, der mit dem Grafen eng be-
freundet war und seine Sammlungen der Hauptstadt gern erhalten
wollte, schenkte ihm auf dem Königsplatze eine bedeutende Grund-
fläche, auf der Graf Raczynski einen Palast aufführte. Dort lebte
er seit seinem Rückritt aus der politischen Laufbahn seinein Lieblings-
studium, der Kunst. Als Schriftsteller hat sich der Verstorbene durch
seine französisch geschriebene „Geschichte der modernen Kunst" in
Deutschland einen Namen gemacht.

Brandenburg. Bezüglich des Marienberg-Denkmals hat
die Kommission • der Stände der Kurmark sowie der Vorstand des
brandenbnrgischen Ausschusses einen Aufruf an alle Kurmärker er-
lassen. Das 90 Fuß hohe Denkmal soll sich aus dem Schutt der
alten Marienkirche erheben und auf seinen ans eroberten Geschützen
gegossenen Tafeln die Namen derjenigen Kurmärker verzeichnen, die
in den letzten drei Kriegen gefallen sind. Die in den Nischen ober-
halb der Tafeln anzubringenden Reliefs sollen die deutsche Ein-
wanderung in die Mark, die Stiftung des Bisthums, die Huldi-
gung Friedrichs I. und die Proklamirnng des deutschen Kaiserreichs
darstellen. Die Strebepfeiler tragen die Standbilder Kaiser Otto's
des Ersten, Albrecht's des Bären, Kurfürst Friedrich's 1. und des
Kaisers Wilhelm. Zu den auf 25,000 Thlr. berechneten Kosten
hat der Provinziallandtag 8000 Thlr. bewilligt und der Vorstand
bis jetzt 8400 Thlr. beschafft; der Rest soll durch freiwillige Beiträge
aufgebracht werden.

Braunschweig. Die Ouyx-Vase unsers Museums soll ein
Fußgestell erhalten. Das Modell hat der damit beauftragte Künstler
vollendet, ausgeführt soll es in Gold werden. Hoffentlich wird das
herrliche Kunstwerk bald zur allgemeinen Besichtigung im Museum
ausgestellt werden können.

Frankfurt a. M. In dem Frhrn. Anselm Salomon v. Roth-
schild hat die Kunst einen thätigcn Beförderer verloren. Seine
Bildergallerie repräsentirt den Werth vieler Millionen und wurde
von ihm bis zu seinen letzten Tagen fortwährend vermehrt. Sie
enthielt zuletzt nur werthvolle Gemälde alter Meister, da die mo-
dernen Bilder nach und nach entfernt wurden. Auch seine Samm-
lung von Majoliken ist von höchstem Werth.

Darmstadt. Die Entwürfe für das hierorts zu errichtende
Kriegerdenkmal sind von den Preisrichtern beurtheilt worden. Die
dresdener Bildhauer August Herzig, Hermann Schubert und Robert
Diez haben alle drei Preise davongetragen. Entwürfe hatten ge-
liefert: Dresden sieben, Berlin neun, Wien fünf, München und
Karlsruhe je drei, Nürnberg, Leipzig und Nom je einen. Die
übrigen vertheilen sich auf Orte, welche man nicht als Sitze künst-
lerischen Schaffens zu bezeichnen pflegt.

Karlsruhe. Unsere Stadt hat in jüngster Zeit ein bemerkens-
werthes städtisches Bad erhalten, welches großentheils seine Ent-
stehung der Stiftung des verstorbenen Banquiers Vierordt verdankt
und nach diesem „Vierordt-Bad" benannt wird. Es ist von dem
Prof. Jos. Durm in einem edlen Renaissancestyl erbaut. Kuppel
und Mittelbau, letzterer Vorhalle und Wartesaal enthaltend, sind
mit Wandbildern, das Giebelfeld außen ist mit Alfresco-Malerei,
die Segnungen der Bäder darstellend, geschmückt. In den Zwischen-
bauten zu beiden Seiten befinden sich die gewölbten Badezellen,
von einem eleganten Korridor zugänglich, und die rechts und links
abschließenden Pavillons enthalten unten Bade- und Diensträume,
oben Vorstandswohnungen. Von einem weiteren Vestibül endlich,
welches sich nach hinten hin gegen das reizende Sallenwäldchen er-
streckt, gelangt man zu den im Zirkel sich anschließenden Dampf-,
Schwefel- und sonstigen, mehr für Kranke bestimmten Bädern.

Bayreuth. Der innere Ausbau des Wagner-Theater's,
welches äußerlich fertig hcrgestellt, ist durch die Muuificenz König
Ludwigs 1l. vollständig gesichert. Die Hofmaler Gebrüder Brückner
in Coburg werden alle Dekorationen nach den Hoffmann'schen, von
Richard Wagner gebilligten Skizzen ausführen und bis September
d. I. eine erste Lieferung machen. Die Maschinerien werden von
Brand in Darmstadt geliefert werden, da man mit seinen Plänen sich
einverstanden zeigte, und gleichzeitig schreitet der Zuschauerraum seiner
Vollendung entgegen, der durch Gasflammen erhellt werden soll.
In dem geräumigen, prächtigen und vortrefflich akustischen Musik-
saale des Wagnerhauses finden bereits Uebuugeu verschiedener Ge-
sangsmeister statt, welche bei den Aufführungen Mitwirken werden.

Bamberg. Die Marmorbüste Dr. Johann Lukas v. Schön-
lein's ist durch den Bildhauer Zumbusch in Wien vollendet worden
und zeichnet sich durch treffende Aehnlichkeit aus. Die Büste wird
auf einen Syenitsockel mit einfacher Widmungs-Inschrift auf dem
dortigen Schießhausplatz aufgestellt.

München. Die Fleischmann'sche Hofkunsthandlung hier hat
im Erdgeschoß des kgl. Odeons eine permanente Kunstausstellung
eingerichtet. Dieselbe wird ihre hervorragendsten Erwerbungen einem
größern Publikum gegen mäßige Eintrittsgebühr zugänglich machen
und alle 14 Tage eine neue Auswahl der besten Münchener Meister
vorführen. (S. Korrespondenz W. München.)

Wien. Die Restaurirung des hiesigen Stephansdoms macht
bedeutende Fortschritte. Das linksseitige Eingangsportal unter dem
großen Thurm ist bereits vollständig hergestellt. An der rechten
Seite werden eben drei neue Glasfenster mit Gemälden von Gey-
ling eingesetzt; das eine ist vom Kardinal-Erzbischof Rauscher, das
 
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