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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0275

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zweite vom Oberbaurath Schwendemann, das dritte vom Glasmaler
K. Geyling selbst geschenkt.

Athen. In Larnaka auf Cypern soll der Torso einer Sappho-
Statue gefunden worden sein. Einen Abguß hat Professor Bach-
meyer dem britischen Museum zum Geschenk gemacht. Derselbe be-
reist gegenwärtig Syrien und hat den seltenen Kunstschatz in Beirut
gekauft.

Brüssel. Am 5. d. Mts. ist eine große Ausstellung von
Produkten der Kunstindustrie eröffnet worden, womit zugleich das
neue Gebäude der Centralhallen eingereiht wurde. Der König
wohnte der feierlichen Eröffnung der Ausstellung bei. Die Aus-
stellung ist ganz ein Privatunternehmen mehrerer Industriellen, welche
die Mittel dazu zusammengebracht haben. Nur solche Gegenstände
sind zugelassen, welche einen artistischen Charakter haben und von
der Kommission für würdig erkannt worden sind. ES sind im Wesent-
lichen alle Baugewerke und Industriellen vertreten, wie Eisenguß und
Schlosserarbeit, Metallarbeiten, ornamentale Skulptur und Malerei,
Marmorarbeit u. s. w.; dann Mobilien und Dekorationen, Bronzen,
Kunstschreinerarbeiten, ferner Töpferwaaren, Porzellan, Fayencen,
Krystall, Glas, Tapeten, Lederwaaren, Teppiche, sowie Leinwand
und Spitzen aus Flandern und Luxuswaffen aus Lüttich rc.

Paris. Im Schloß Amboise in der Touraine, dem Eigen-
thum des Grafen von Paris, ist das Grab Leonardo da Binci's
entdeckt worden. Man stieß unter einer dicken Erdschicht auf einen
Grabstein, der die Inschrift „Leonardo da Vinci" trug. In Gegen-
wart des Grafen von Paris und einer Anzahl von Gelehrten wurde
der steinerne Sarg eröffnet, der die Reste des großen Meisters „in

bestens erhaltenem Zustande" barg. Daß Vinci in der Nähe von
Amboise starb, war bekannt, aber nach seinem Grabe suchte man
bis jetzt vergebens.. Seine Gebeine sollen in der Schloßkapelle bei-
gesetzt werden.

— — Hier starb der Kunsthistoriker Franz Alexis Rio,
geboren am 20. Mai 1797 auf einer Insel der Bretagne. Sein
Hauptwerk ist ein Buch in vier Bänden über die christliche Kunst.
Außerdem schrieb er eine Studie über Leonardo da Vinci. In
Frankreich stand er nicht in dem Ansehn, das er verdiente, da er
seine Begeisterung für deutsche Kunst und Wissenschaft zu offen zur
Schau trug.

Madrid. Wie das „Athenäum" von hier erfährt, ist Don
Vicente Barrantes von der Regierung instruirt worden, Aus-
grabungen unter den Ruinen der alten Stadt Mörida zu beginnen,
zu dem Zwecke, künstlerische und archäologische Kuriositäten für das
Nationalmuseum von La Corte zu sammeln.

Kopenhagen. Der hiesige Gemeinderath hat beschlossen,
6000 Rdlr. für ein Standbild Thorwaldsen's auszusetzen, welches
in der isländischen Hauptstadt Reikjavik errichtet werden soll. Thor-
waldsen stammt bekanntlich von Island. Die Statue des berühmten
Künstlers wird nach seinem eigenen charaktervollen Werk„Thorwaldsen,
auf die Hoffnung gestützt" in Bronze gegossen und mit einer Inschrift
versehen, welche auf die Bedeutung des Kunstwerks als Festgabe der
Landeshauptstadt zum 1000jährigen Jubiläum Islands hinweist.

— — In Dänemark beabsichtigt man dem isländischen Dichter
und Sagensammler Snorre Stnrleson ein Denkmal mit Runenschrift
auf Island zu setzen.

KunsWeratur und Album.

ALöum.

' talien. Eine Wanderung von den Alpen bis zum
Aetna. In Schilderungen von Karl Stiel er,
Eduard Paulus, Waldemar Kaden, mit Bil-
dern von G. Bauernfeind, A. Boecklin, A.
Calame, G. Cloß, L. Dill, Bh. Fiedler,
L. Heilbuth, A. Hertel, E. Kanold, H. Kaul-
bach, W. v. Kaulbach, Keller, E. Kirchner,
Lindemann - Frommel, A. Metzener, L. Passini, P. F.
Peters, Friedr. Preller, R. Schick, G. Schoenleber,
F. Skarbina, Th. Weber, A. v. Werner und Anderen. —
Holzschnitte von Adolph Cloß in Stuttgart. — Stuttgart, Ver-
lag von I. Engelhorn. (Lieferung 1—3.)

Es kann als ein glücklicher Gedanke bezeichnet werden, den zahlreichen
Freunden Italiens ein Werk darzubieten, worin ihre schönsten Erinnerungen
an den „Garten Europa's" in ebenso künstlerisch-schöner wie umfassender
Weise niedergelegt sind. Die Reisehandbücher, obschon an positiven Notizen
für die auf der Reise Begriffenen reichhaltiger, tragen schon durch die kom-
pendiöse und nüchtern praktische Form ihrer Darstellung und Erscheinung
jenem Bedürfniß der Erinnerung keine Rechnung! und somit kann man die
oft gennßbrauchte Redensart von der „Befriedigung eines Bedürfnisses" in
vorliegendem Falle mit vollem Recht anwenden.

Es liegen uns allerdings erst 3 von den 24 Lieferungen vor, auf welche
das Werk berechnet ist, und müssen wir uns daher darauf beschränken, den
Lesern über die Tendenz des in höchst würdiger Form und an künstlerischen
Gaben überreich ausgestatteten Werkes zu orientiren. Von der Gediegenheit und
Schönheit der in dem rühmlichst bekannten Atelier von A. Cloß gefertigten
Holzschnitte giebt die uns von der Verlagshandlung freundlichst zur Dis-
position gestellte Abbildung der „Einfahrt in die Blaue Grotte" genügende

Vorstellung. Was nun die Tendenz des Werkes betrifft, so soll es (nach
dem Prospekt) nicht nur ein Erinnerungsalbum für Denjenigen, welcher Italien
durchwanderte, sein, sondern auch Demjenigen, welcher noch nicht dort war,
wenigstens eine annähernd vollständige Anschauung von seinem Reichthum an

Schönheiten jeder Art gewähren. — „Ihm wie jenem", so versichert der schwung-
voll geschriebene Prospekt, „bieten wir in dem Werke „Italien" eine Gabe,
so vollständig, wie sie bisher noch nie geboten ward. Nicht ein einzelner
Theil der hesperischen Gefilde wird vor seinem Schauen entfaltet, sondern
das ganze große Land in Bezug auf Landschaft, auf das Volk in Sitten
und Trachten, Kunst und Geschichte, in Vergangenheit und Gegenwart, in
der Form einer malerischen Wanderung von den Alpen bis zum Aetna,
durch lebendige, geistvolle Schildereien der Feder wie des Stiftes. Die
tüchtigsten Kräfte, voll von warmer, inniger Hingebung an die Sache, haben
sich vereinigt, ein Werk zu schaffen, das seines Gleichen in unserer, reichen
Literatur noch nicht hat, und das in der neuesten Zeit um so mehr Be-
deutung gewinnt, als. Deutschland und Italien, nach gleichen erhabenen
Zielen strebend, sich näher als je gerückt sind. Möge unser Werk auch diese»,
Zwecke dienen, möge es durch Darstellung der Schönheit Italiens der Ver-
mittler werden zur Achtung eines Landes, das leider nur zu oft falschen
Beurtheilungen unterzogen ward, und das doch, wie kein anderes, die volle
Kraft und Berechtigung besitzt, einer schönen Zukunft entgegen zu gehen."

Von den drei Verfassern des Textes hat der erstgenannte Ober-Italien,
der zweite Toskana, der dritte Unter-Italien zu bearbeiten übernommen.
Was die Künstler betrifft, welche sich zur illustrativen Ausstattung des
Werkes vereinigt haben, so finden sich zahlreiche Namen darunter, welche eine
hinlängliche Gewähr für die echt gediegene Durchführung dieser wichtigen Seite
des Prachtwerks darbieten. Auch die sonstige Ausstattung in Papier und
Druck läßt an Solidität und Eleganz nichts zu wünschen übrig, besonders
aber glauben wir hervorheben zu müssen, daß der Preis (2 Mark) für die
außerordentlich reichhaltige Lieferung ein auffallend niedriger ist, da — dem
Prospekt nach — das ganze Werk (24 Lieferungen) gegen 400 Seiten groß
Folio, mindestens 70 große Kunstblätter in Tondruck und mehr als 300 in
den Text gedruckten Abbildungen enthalten soll.

Wir begnügen uns für diesmal mit dieser allgemeinen Charakteristik
und werden später Gelegenheit haben, auf den Inhalt der einzelnen Lieferungen
näher einzugehen. ^ M. Sr.
 
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