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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0357

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Preis des Journals pro Quartal 1'/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Redaetion und Expedition der Dioskuren: Villa Sehasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

.Abhandlung: Wtrapen-Architektur. ünnst-Chronilu Lokalnachrichten aus Berlin, Dresden, München, Wien.

^Korrespondenzen: IV. München, 21. November. (Tod von Karl Heß.) — Lnnstdriti!!: Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) V. Literarisches

F. L. München, Ende November. (Ausstellung im Kunstverein. Forts.) Genre. Salongemälde. Kabinetsstückc. (Schluß.) VI. Ernstes Genre. Dar-

— R. München, Mitte November. (Halbig's Kreuzigungsgruppe rc.) stellungen aus dem socialen Leben.

— H. K. Wien, Mitte November. (Ausstellung im österreichischen Kiinjlliteratur und AUuim: Kunstdenkmale und Alterthümcr im Hannoverschen.

Kunstverein.) — □ Rom, Anfang November. (Gypsmuseum rc.) ürieMslen.

Uttrapen-Architektur.

er alte Goethe, der es liebte, aus dem Ein-
zelnen im Wege der Reflexion zum Ganzen
zu gelangen, machte, von seinem ersten Be-
suche beim Prinzen Pallagonia in Palermo
zurückkehrend, die Bemerkung, daß weder
das Abgeschmackteste noch das Vortrefflichste
ganz unmittelbar aus einem Menschen, aus
einer Zeit hervorspringe, daß man viel-
mehr beiden mit einiger Aufmerksamkeit
eine Stammtafel der Herkunft Nachweisen
könne. Daran wurde ich unwillkürlich er-
innert, als ich letzten Sommer auf einem
Aüsfluge in die bayerischen Berge auch am Linderhos und
am Königshaus auf dem Schachen vorüberkam.

In einer kleinen Weitung des Graswangthales, in das
die Klammspitze und der Hennenkopf gar ernst hereinschauen,
steht ein einfaches Haus. Von der einen Seite erscheint es
als gewöhnliches Bauernhaus mit seiner umlaufenden Altane,
der sogenannten Laube, dem charakteristischen Merkmale der ober-
bayerischen Gebirgshäuser. Dagegen bietet die andere Seite
ein etwas stattlicheres Bild. Höhere Fenster erhellen das obere
Stockwerk. Hinter ihnen sah ich schwerseidene Gardinen herab-

gelassen, zwischen denen Goldleisten hervorschimmerten. Auch durch
die blanken Glastafeln des Erdgeschosses machte sich fürstlicher
Haushalt kennbar. Am Hause lag ein Gärtchen von sehr be-
scheidenem Umfange, aber die kleine Fontaine, die köstlich duften-
den Rosen, die sauber gehaltenen Sandwege verliehen ihm einen
wunderbar lieblichen und poetischen Anstrich. Außerhalb des
Gartens war Alles einfache, friedlich stille, ja große Natur,
von der mächtigen alten Linde am Hause, die in deutschen Gauen
ihres Gleichen suchen dürfte, bis zur thaufrischen Wiese und dem
breitkronigen Buchenwald am nahen Berghange. Es war der
Linderhof, der Lieblingsanfenthalt des Königs. Von der
Pracht des Innern, von der goldstrotzenden Einrichtung im
Style Ludwigs des Vierzehnten, von den zahlreichen Gemälden,
welche Scenen ans seinem Leben zum Gegenstände haben, weiß
das Gerücht viel Wunderbares zu erzählen. Sie zeigen den
König, den seine Schmeichler den Großen nannten, beim Lever,
beim Empfange von Gesandten u. s. w. allzeit im prunkvollen
Glanze der Zeit, welcher er seine Signatur aufdrückte.

Um vom Linderhof nach dem Schachen zu gelangen, hat
man ein gutes Stück Weges zurückzulegen: er führt über Parten-
kirchen südlich gegen die mächtige Wettersteinwand und den Zug-
spitz, den höchsten Berg im deutschen Reich. Zwischen Fels-
 
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