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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Fuchs, Georg: Angewandte Kunst im Glaspalast 1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0048

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w t Clasbalaste 1898.
Angewandte Kunst im ^SP

27

Wenig (Berchtesgaden) sind noch etwas
harmlos. Sie verrathen aber einen ehrlichen
künstlerischen Sinn, Geschmack und Liebe
zum Material. Daraus kann etwas werden.
Zu nennen sind weiterhin der reizende Arm-
sessel von Bertsch, der von Ulsess ausgeführte
Gaskamin von demselben, Tischchen von
Fritzsch rund Till in München, Truhen von Rösl,
Versuche in neuzeitlicher Verwendung ver-
schiedener Metalle zu Leuchtkörpern, Gefässen,
Schirmständern etc. von Kirsch, Gross,
Lammert, Wilhelm & Lind, Zinngefässe
nach Gross von Lichtinger, Schmuck-
sachen von Merk, Goldschmiede-Erzeug-
nisse von Fritz v. Miller, Schmuckbehälter
in lapis lazuli und Ziergefässe von August
Offterdinger (Hanau) etc. (Vcrgl. S. 46/47.)
Die irinhart'sehe Anstalt ist, nach ihrer
Umwandlung in eine Gesellschaft, zur
Ausführung grosser Gefässe geschritten.
Die. T öne der getriebenen und mit Säure
behandelten Kupfergefässe haben sich
sehr verfeinert. In der Formengebung
fallen die nach Berlepsch und Kellner ge-
arbeiteten besonders vortheilhaft auf. Wie
im allgemeinen, so drängt sich im beson-
deren hier im Metallfache und ganz be-
sonders auch bei den Lf eider'sehen Vasen
die Wahrnehmung auf, dass die Farbe
sehr schön zu ihrem Rechte kommt.
Lür feine Farben-Nuancen haben diese
deutschen Künstler sehr scharfe Sinne,
wogegen sie in der Form sehr viel, wo
nicht mitunter alles noch zu wünschen
und zu hoffen übrig lassen. Interessant
sind die kleinen Handleuchter von Eck-
»tann, deren Basen aus der Form des
Schwanenfusses hervorgegangen zu sein
scheinen, sowie verschiedene elektrische
Beleuchtungskörper desselben Künstlers,
die nicht zu seinen glücklichen Versuchen
gezählt werden können. Aber das muss
in einer Zeit des Werdens und Tastens
auch dem Begabtesten nicht erspart
bleiben. Thöricht und für den Beobachter
komisch anzusehen ist es jedoch, wenn
nun die grosse Schaar der Nachläufer
und »Auch-Künstler« die Versuche der
führenden, gleichviel ob sie geglückt
sind oder nicht, mit wahrer Begeisterung

nachahmt. Beleuchtungskörper sieht man
hier, zu denen Eckmann schuldlos Gevatter
stehen musste, die wirklich an Albernheit
nicht mehr übertroffen werden können.
Namentlich die Marotte, Schilfgräser- oder
Hobelspahn-Motive immer und immer wieder
zu verwenden, muss auf die Dauer nicht
ohne Einwirkung auf die Lachmuskeln bleiben.
Damit ist doch wahrhaftig nichts gethan.
Für eine so primitive Auffassung dessen,
was man ein Ornament nennt, sind wir denn
schon zu kultivirt. Zu Zeiten der

doch

H. E. V

. BERLKl'SCH
Ausgeführt

Plafond-Fü-
 
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