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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Breuer, Robert: Zur Revision des Japanismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0051

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berg recht hat) einen kleinen Reinfall
erlebt, so wollen wir gewiss nicht undank-
bar sein: oft genug entzückten uns die
grosslinigen Dekorationen, die preziösen
Zierlichkeiten, die lyrischen Bizarrerien
der Söhne Nippons. Gegen das Sammeln
dieser geschmackvollen Dinge sei kein
Wort gesagt. . . . Aber man begann zu
verallgemeinern, man theorisierte; aus
Japan wurde ein Prinzip. Nun verdankt
das europäische Kunstgewerbe zweifellos
Asien unendlich viel. An den permanenten
Import einer Fülle von Gegenständen
haben wir uns durchaus gewöhnt (wie
an die uns unentbehrlichen Narcotica),
eine Reihe von Techniken haben wir uns
völlig assimiliert. Der moderne Kampfruf
wollte ganz etwas anderes: er erhob
Japan zum Programm für die gesamte
kmistgewerbliche Produktion, Die Denk-
faulheit war die Verführerin. — Europa
(soweit es kultiviert) suchte nach einem
neuen Stil, die verschiedensten technischen
und industriellen Faktoren gaben den
Antrieb. Japan hatte die Malerei beein-
flusst. Japan steckte voller Kuriositäten
— also: Japan fürs Kunstgewerbe. Man
kaufte (die Asiaten sind schlaue Händler),
man imitierte. Das höchste Lob hiess:

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der Reiz japanischer Vorbilder ist zu
spüren. Dabei gerieten diese Nach-
ahmungen zumeist plump und schlecht; man
riss Einzelheiten in geradezu barbarischer
Weise, bei vollständigem Verkennen der
Funktionswerte, aus dem Zusammenhang.
Naturgemäss, denn die Tradition fehlte,
und statt des sicher treffenden Instinktes
regierte gewinnsüchtige Gier.

Es kam noch schlimmer. Eine Operation
im Unbewussten: Japan half zur impres-
sionistischen Malerei (von Rembrandt,
Velazquez und Goya aus wären wir folge-
richtiger dazu gekommen), Japan soll unser
Kunstgewerbe erneuern — das Kunst-
gewerbe muss impressionistisch werden.
Der Impressionismus im Kunstgewerbe,
das ist ein heilloser Unsinn, zu dem der
Japanrummel uns verleitet hat.

Der Impressionismus ist eine Art des
.Sehens. Der impressionistische Maler
betrachtet seinen Gegenstand nicht mit
der Lupe, um treulich jedes Fleckchen,
jede Pore zu reproduzieren. Er verdichtet
einen von Auge und Temperament be-
dingten Eindruck zu einem Bilde. Wir
finden auf der Leinwand nicht die Vase,
vielmehr gewisse Effekte, die das Objekt
mit Hilfe des Lichtes in dem Künstler





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