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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Ein Tafel-Aufsatz für die Stadt Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0379

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EIN TAFEL-AUFSATZ FÜR DIE STADT DRESDEN.

Zu den wichtigsten Endresultaten der Dresdner
Kunstgewerbe-Ausstellung, das noch beson-
ders klar sich darstellt durch die auf dieser Aus-
stellung versuchte scharfe Trennung von Kunst-
Handwerk und Kunst-Industrie, gehört die Fest-
stellung, daß es allem Anscheine nach ein reiches,
entwickeltes Kunst - Handwerk, trotz des be-
deutenden Aufschwunges der angewandten Kunst
und des ihr von allen Seiten entgegengebrachten
Interesses noch nicht wieder gibt. Zwar finden
sich hier Werke genug, an denen die Hand des
Menschen kräftig, ja fast ausschließlich mit-
gearbeitet hat, die darum auch mit Recht den
Namen kunsthandwerkliche Erzeugnisse tragen,
doch die höchste Ausbildung dieser Kunst, die-
jenige, an der man die ganze Liebe und den
ganzen Fleiß des Menschen empfindet, sie fehlt
heute fast noch gänzlich, sie will sich noch immer
nicht einstellen. Denn Menschenarbeit ist teuer,
doppelt teuer, vergleicht man sie mit dem was
eine Maschine für denselben Preis zu leisten
vermag, und es fehlen noch immer die Leute,

die bei derartigen Arbeiten verschieden genug
empfinden, um diesen Preisunterschied nicht als
einen ganz unberechtigten anzuerkennen. Auch
die öffentlichen Geldkräfte, die des Staats, der
Städte, der Kirche usw. haben hier ihre er-
zieherische Mission noch nicht begriffen. Sind
doch die Männer, die sie vertreten, dieselben,
die auch in ihrem Privatleben den oben er-
wähnten künstlerischen Abstand dieser verschieden-
artigen Produkte noch nicht zu würdigen verstehen!

Unter diesen Umständen ist es doppelt freudig
zu begrüßen, daß auf der Ausstellung diejenige
Stadt, die sie in ihre Mauern aufgenommen hat,
in dieser Beziehung eine volle Ausnahme bildet,
ein kräftig ermunterndes Beispiel gibt. Die Stadt
Dresden hat, begünstigt durch eine besondere
Stiftung, für ihr neues Rathaus mehreren Dresdner
Vertretern der neuen Bestrebungen eine ganze
Reihe von Gebrauchs- und Ziergegenständen in
Auftrag gegeben, zugleich mit den Mitteln zu
ihrer liebevollsten Durchführung. Das Resultat
dieser Aufträge liegt nun vor. Hauptstück der-

PRoi-. Karl gross—uresden. Untere Partie vorstehenden Tafel-Aufsatzes.

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