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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Klein, Rudolf: Mäcenatentum
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0106

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MÄCENATENTUM.

ndem wir heute nach
den Ursachen moderner
Kulturlosigkeit forschen,
erkennen wir, dass es
weniger ein Mangel an
wirklich guter Kunst ist,
die sie bedingt, als die
Ungleichheit zwischen
Nachfrage und Angebot. Einem breiten Pro-
letariat von Künstlern, steht ein noch grösseres
in Kunstdingen undifferenziertes Publikum
gegenüber, das teils gar kein Kunstbedürfnis
empfindet, teils sei-
nen unentwickel-
ten Geschmack
als Maßstab an die
Schaffenden legt.
Für die wenigen

Begabungen,
deren Werke hin-
länglich ausreich-
ten, das Bedürfnis
der Verständigen
zu befriedigen und
der Kultur als
Wegweiser zu die-
nen, bleibt nicht
der notwendige
Entfaltungs- und
Wirkungsraum. Es
fehlt der geregelte
Austausch zwi-
schen Künstler u.
Publikum, da kei-
ner recht weiss, für
wen er eigentlich
arbeitet: der Re-
klameheld sucht
seinen Nächsten
auf der Ausstellung
zu überschreien;
der Schöpferische
ist auf sich selbst
angewiesen und
welkt, nur zu oft
ohne den aufmun-
ternden Zuspruch

des Auftraggebenden, hin, wie die Pflanze ohne
Sonne. — In früheren, mit einer Kunstblüte so
reich gesegneten Zeiten, war die Kultur eine
solche der Bevorzugten. Die wenigen vornehmen
Familien, an ihrer Spitze der regierende Adel,
waren die Konsumenten und wiesen somit
dem Geschmack die Richtung, der Künstler
aber war ein schlichter Handwerker, dessen
Kunst vom Religionskult den Inhalt erhielt;
so war sie Repräsentant des Volksempfindens
zugleich. Eine Ausnahme hiervon macht
eigentlich nur die italienische Renaissance, hier

H d Baliac. Da* Mädchen mit den Gold-Augen. Insel-Verla*.

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