III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung.
PROF. KRITZ SCHUMACHER—DRESDEN.
Kirchlicher Vorraum L.
Eingang zur Kirche.
viels ist. Dennoch wäre die Ausstellung
ziemlich verfehlt gewesen, wäre nicht in
künstlerischer Beziehung auch für den finan-
ziellen Durchschnittsmenschen gesorgt, der
heute nur zu oft sich als der eigentliche
Kulturträger darstellt. Es finden sich hier
Bestrebungen, die ausdrücklich, und, wie es
scheint, mit grösstem Erfolge darauf aus-
gehen, billige, aber trotzdem gute Woh-
nungs-Einrichtungen herzustellen. Ja, selbst
für den Arbeiter ist gesorgt. Eine ganze
Reihe vorbildlicher Arbeiterhäuser sind von
den verschiedensten Seiten aufgebaut worden
und gruppieren sich zum sogen. »Dorfe«,
das hier gleichsam das sonst übliche, aber
etwas abgenutzte Motiv der Ausstellungen,
die »alte Stadt« vertritt. Man staunt hier-
bei, wie leicht es doch eigentlich ist, mit
wenig Mitteln etwas wirklich Reizvolles zu
stände zu bringen, und trauert, dass uns
trotzdem in unserem Leben noch so viel
Abgeschmacktes rings umgeben muss.
Es ist noch zu früh über die ganze Fülle
602
dieser Raumgestaltungen heute schon eine
Kritik, ein abschliessendes Urteil auszu-
sprechen. Nur der allgemeine Eindruck,
den sie beim Durchwandern hervorrufen,
kann hier niedergelegt werden, und hierbei
muss man gestehen: noch nie vielleicht, geht
man selbst in die entferntesten Zeiten zurück,
hat sich an irgend einer Stelle eine Kunst
so rasch entwickelt, so breit entfaltet, wie
die neue dekorative Kunst in Deutschland.
Gewiss, es lässt sich nicht leugnen, es gibt
hier noch Unklarheiten, Geschmacklosigkeiten,
Verirrungen in Hülle und Fülle. Die Aus-
stellung zeigt aufs deutlichste, dass ein wirk-
licher Abschluss, ein wirkliches Resultat von
bleibender, typischer Bedeutung noch fast
auf keinem Gebiet gewonnen ist. Es herrscht
noch überall ein Streben, Ringen, oft von
fast verzweifeltem Charakter. Der »Aus-
wüchse«, die der Laie immer so gern in der
Kunst »beschneiden« will, gibt es noch genug.
Es wird daher immer noch nötig sein, soll sich
diese ganze Bewegung wirklich zur vollsten
PROF. KRITZ SCHUMACHER—DRESDEN.
Kirchlicher Vorraum L.
Eingang zur Kirche.
viels ist. Dennoch wäre die Ausstellung
ziemlich verfehlt gewesen, wäre nicht in
künstlerischer Beziehung auch für den finan-
ziellen Durchschnittsmenschen gesorgt, der
heute nur zu oft sich als der eigentliche
Kulturträger darstellt. Es finden sich hier
Bestrebungen, die ausdrücklich, und, wie es
scheint, mit grösstem Erfolge darauf aus-
gehen, billige, aber trotzdem gute Woh-
nungs-Einrichtungen herzustellen. Ja, selbst
für den Arbeiter ist gesorgt. Eine ganze
Reihe vorbildlicher Arbeiterhäuser sind von
den verschiedensten Seiten aufgebaut worden
und gruppieren sich zum sogen. »Dorfe«,
das hier gleichsam das sonst übliche, aber
etwas abgenutzte Motiv der Ausstellungen,
die »alte Stadt« vertritt. Man staunt hier-
bei, wie leicht es doch eigentlich ist, mit
wenig Mitteln etwas wirklich Reizvolles zu
stände zu bringen, und trauert, dass uns
trotzdem in unserem Leben noch so viel
Abgeschmacktes rings umgeben muss.
Es ist noch zu früh über die ganze Fülle
602
dieser Raumgestaltungen heute schon eine
Kritik, ein abschliessendes Urteil auszu-
sprechen. Nur der allgemeine Eindruck,
den sie beim Durchwandern hervorrufen,
kann hier niedergelegt werden, und hierbei
muss man gestehen: noch nie vielleicht, geht
man selbst in die entferntesten Zeiten zurück,
hat sich an irgend einer Stelle eine Kunst
so rasch entwickelt, so breit entfaltet, wie
die neue dekorative Kunst in Deutschland.
Gewiss, es lässt sich nicht leugnen, es gibt
hier noch Unklarheiten, Geschmacklosigkeiten,
Verirrungen in Hülle und Fülle. Die Aus-
stellung zeigt aufs deutlichste, dass ein wirk-
licher Abschluss, ein wirkliches Resultat von
bleibender, typischer Bedeutung noch fast
auf keinem Gebiet gewonnen ist. Es herrscht
noch überall ein Streben, Ringen, oft von
fast verzweifeltem Charakter. Der »Aus-
wüchse«, die der Laie immer so gern in der
Kunst »beschneiden« will, gibt es noch genug.
Es wird daher immer noch nötig sein, soll sich
diese ganze Bewegung wirklich zur vollsten