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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Hardenberg, KunoFerdinand von: Winter-Garten mit Wandelgang
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0254

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Architekt max hans kühne—dresden. Wintergarten. Fassade in Keramik.

Ausgeführt von Villeroy <fc Boch, Terrakottafabrik in Merzig.

WINTER-GARTEN MIT WANDELGANG.

Wer China kennt, wer an der unvergleich-
lichen Drachenmauer gestanden hat und
in den Gärten des Sommerpalastes bei Peking
umhergestreift ist, der weiß, was es heißt: Kera-
mik im Dienste der Architektur, der begreift,
daß die Keramik künstlerische Ausdrucksmittel
bieten kann, wie sie keine andere Technik ge-
währt, daß man mit ihr ästhetische Wirkungen
hervorbringen kann, die unvergleichlich sind.

Bei uns ist man sich erst im Werdegange
des neuaufblühenden Kunstgewerbes, wo ein
rastloses Durchforschen aller bekannten Materiale
den staunenden Blick auf der japanischen Kunst-
töpferei bannte, über die Bedeutung der Keramik
für das Kunstgewerbe, für Innen- und Außen-
Dekoration und für die Architektur mehr und
mehr klar geworden. Überall ließ man sich
mächtig anregen, begann selbst zu schaffen, ent-
wickelte logisch weiter. Alexandre Charpentier
formte sich sein herrliches Ruhmesdenkmal zu
St. Germain des Pres, aus dem Museum gings

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ins Atelier, vom Atelier in die Werkstätten und
Fabriken; wo man bisher einer toten Tradition
und unfruchtbaren Nachahmung gehuldigt hatte,
regte sich neues Leben, und so haben wir denn
das erreicht, wovon die dritte deutsche Kunst-
gewerbe-Ausstellung zu Dresden in recht um-
fassender Weise Rechenschaft ablegt.

Man kann nicht leugnen, daß Fortschritte
gemacht sind, große bedeutende, in jeder Weise.
In Farben, Glasuren, Formen hat man viel ge-
lernt und viel geschaffen, aber auch in der An-
wendung von keramischem Material in der
Architektur zeigt es sich, daß man dessen Werte
ästhetisch und praktisch erkannt hat und richtig
auszunutzen versteht.

Nur von wenigen Künstlern noch sind, man
möchte sagen, künstlerische Taktfehler begangen,
so daß z. B. Fliesenbekleidungen mit Rupfen-
bespannung oder dicken Teppichen in Verbin-
dung gebracht sind; im allgemeinen weiß man,
daß Keramik und Wasser in einem untrennbaren
 
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