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Schölermann, Wilhelm: Missstände und Missverhältnisse im Kunst-Leben Schleswig-Holsteins
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0287
1 Vilhelm Schölerntann—Kiel:
digen, brauchen und beschäftigen konnte.
Hier fehlt es an Verantwortungsgefühl gegen
die Kunst und Künstler der Heimat! Mit
seltenen Ausnahmen ist »uns« die gesunde
Heimatmalcrei (die hier an keinem sentimen-
talen Beigeschmack leidet) Hekuba, als ob
sie uns eigentlich nichts anginge! Als ob
sie nicht zu den wichtigsten wirtschaftlichen
Faktoren gehörte, die ein gedeihliches Volks-
tum tragen helfen! Das Mißverhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage ist nir-
gends in so erschreckendem, niederdrücken-
dem, geradezu beschämendem Maße fühlbar
wie bei uns.
Unsere Mißstände sind nicht von gestern.
Die künstlerisch produktiven Kräfte blieben
von altersher zwecklos zersplittert und gehen
zusammenhanglos nach verschiedenen Seiten
in verschiedenen Richtungen auseinander.
Nirgends ein gemeinsames Wirken nach
gemeinsamen Gesichtspunkten. So machen
es unsere hiesigen Kunstvereine, Kunst-
gewerbe-ATereine, und die städtischen und
Provinzial-Museen! Deren besitzen wir jetzt
mit Gottes Hilfe drei, neuere Sammelplätze
für heimatliches Kunstgewerbe, die, statt sich
zu ergänzen und in die Hände zu arbeiten,
in scharfer Konkurrenz gegen einander
stehen! Altona, Flensburg und Kiel, die
drei feindlichen Kinder einer gemeinsamen
Mutter. Bei der gefährlichen Nähe und
Kaufkraft des Hamburgischen Museums für
Kunst und Gewerbe ist dieser Wettbewerb
zwischen den Provinzial-Sammlungen zu be-
klagen. Indem man sich gegenseitig den
Rang ablaufen will, kriegt niemand ein
Ganzes, überall fehlt es in den Sammel-
ständen älterer Bürger- und Bauernkunst
in Schleswig - Holstein an Abrundung und
G eschlossenheit.
Das wäre noch erträglich — denn auch
die Konkurrenz hat einige gute Seiten —
wenn wenigstens unsere moderne, neuzeit-
liche Kunst und Handwerkskunst sich er-
halten und lebenskräftig durchsetzen könnten.
Wir haben aber dafür ein ganzes papierenes
Register, das zugleich ein Sündenregister
ist von unsern schleichenden, erblichen und
pkofessor henry van de Velde—Weimar. Mappen-Schrank im Rauchzimmer.
Ausführung: Scbeidemantel—Weimar.
682
digen, brauchen und beschäftigen konnte.
Hier fehlt es an Verantwortungsgefühl gegen
die Kunst und Künstler der Heimat! Mit
seltenen Ausnahmen ist »uns« die gesunde
Heimatmalcrei (die hier an keinem sentimen-
talen Beigeschmack leidet) Hekuba, als ob
sie uns eigentlich nichts anginge! Als ob
sie nicht zu den wichtigsten wirtschaftlichen
Faktoren gehörte, die ein gedeihliches Volks-
tum tragen helfen! Das Mißverhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage ist nir-
gends in so erschreckendem, niederdrücken-
dem, geradezu beschämendem Maße fühlbar
wie bei uns.
Unsere Mißstände sind nicht von gestern.
Die künstlerisch produktiven Kräfte blieben
von altersher zwecklos zersplittert und gehen
zusammenhanglos nach verschiedenen Seiten
in verschiedenen Richtungen auseinander.
Nirgends ein gemeinsames Wirken nach
gemeinsamen Gesichtspunkten. So machen
es unsere hiesigen Kunstvereine, Kunst-
gewerbe-ATereine, und die städtischen und
Provinzial-Museen! Deren besitzen wir jetzt
mit Gottes Hilfe drei, neuere Sammelplätze
für heimatliches Kunstgewerbe, die, statt sich
zu ergänzen und in die Hände zu arbeiten,
in scharfer Konkurrenz gegen einander
stehen! Altona, Flensburg und Kiel, die
drei feindlichen Kinder einer gemeinsamen
Mutter. Bei der gefährlichen Nähe und
Kaufkraft des Hamburgischen Museums für
Kunst und Gewerbe ist dieser Wettbewerb
zwischen den Provinzial-Sammlungen zu be-
klagen. Indem man sich gegenseitig den
Rang ablaufen will, kriegt niemand ein
Ganzes, überall fehlt es in den Sammel-
ständen älterer Bürger- und Bauernkunst
in Schleswig - Holstein an Abrundung und
G eschlossenheit.
Das wäre noch erträglich — denn auch
die Konkurrenz hat einige gute Seiten —
wenn wenigstens unsere moderne, neuzeit-
liche Kunst und Handwerkskunst sich er-
halten und lebenskräftig durchsetzen könnten.
Wir haben aber dafür ein ganzes papierenes
Register, das zugleich ein Sündenregister
ist von unsern schleichenden, erblichen und
pkofessor henry van de Velde—Weimar. Mappen-Schrank im Rauchzimmer.
Ausführung: Scbeidemantel—Weimar.
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