DOI Artikel:
Schölermann, Wilhelm: Missstände und Missverhältnisse im Kunst-Leben Schleswig-Holsteins
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0303
Wilhelm Schölermann—Kiel:
PROFESSOR PAUL SCHULTZK-NAUMBURG—SAALECK.
Junggesellen - Wohnung.
Ausgeführt von den Saalecker Werkstätten.
und Schausäle, die nur vom Korridor zu-
gänglich, untereinander nicht weiter ver-
bunden zu sein brauchen. So wären die
Beschauer vor unnötiger gegenseitiger Ab-
lenkung gesichert und würden sich eher daran
gewöhnen, nur eines Saales wegen zu kommen,
und zu gehen, ohne den üblichen Rundgang
zu machen. Die Fenster sollen sich nicht
nach der Fassade, sondern die Fassade soll
sich nach den Fenstern richten, in jedem
logischen Bau, der praktischen Anforde-
rungen mehr dient, als Prunkzwecken. Denn
die Lage des projektierten Gebäudes auf
erhöhtem Terrain, seine nächste baumreiche
Umgebung im Garten des Villenbaugrunds
und der Düsternbrooker Allee, deren tiefer-
liegender Weg immer nur eine steile und
mehrfach unterbrochene Ansicht der Front
gestattet, lassen äußere Prachlentfaltung
698
ohnehin nutzlos oder nebensächlich erscheinen.
Einfach und klar wirkende Durchbildung in
gediegenem Material mit wenig Verzierung
erscheint also hier nicht nur um der Er-
sparnis willen, sondern aus reinen Schön-
heitsrücksichten erlaubt und wünschenswert.
Hier haben wir eine Gelegenheit zu zeigen,
daß wir die unterste Stufe ästhetischer Un-
bildung überwunden haben, die da meint,
ein Bauwerk, an dem »nicht viel dran« sei
(nämlich angeklebter Putzzierrat), könne nicht
schön sein!
Noch eins bleibt ernstlich zu erwägen:
Wer soll unsere Kunsthalle bauen? Wir
besitzen ältere einheimische Architekten von
gediegener Erfahrung, neben jüngeren und
begabten Leuten, welche an einer derartigen
Aufgabe ihre Leistungsfähigkeit zeigen und
sich sicher bewähren würden. Ich möchte
PROFESSOR PAUL SCHULTZK-NAUMBURG—SAALECK.
Junggesellen - Wohnung.
Ausgeführt von den Saalecker Werkstätten.
und Schausäle, die nur vom Korridor zu-
gänglich, untereinander nicht weiter ver-
bunden zu sein brauchen. So wären die
Beschauer vor unnötiger gegenseitiger Ab-
lenkung gesichert und würden sich eher daran
gewöhnen, nur eines Saales wegen zu kommen,
und zu gehen, ohne den üblichen Rundgang
zu machen. Die Fenster sollen sich nicht
nach der Fassade, sondern die Fassade soll
sich nach den Fenstern richten, in jedem
logischen Bau, der praktischen Anforde-
rungen mehr dient, als Prunkzwecken. Denn
die Lage des projektierten Gebäudes auf
erhöhtem Terrain, seine nächste baumreiche
Umgebung im Garten des Villenbaugrunds
und der Düsternbrooker Allee, deren tiefer-
liegender Weg immer nur eine steile und
mehrfach unterbrochene Ansicht der Front
gestattet, lassen äußere Prachlentfaltung
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ohnehin nutzlos oder nebensächlich erscheinen.
Einfach und klar wirkende Durchbildung in
gediegenem Material mit wenig Verzierung
erscheint also hier nicht nur um der Er-
sparnis willen, sondern aus reinen Schön-
heitsrücksichten erlaubt und wünschenswert.
Hier haben wir eine Gelegenheit zu zeigen,
daß wir die unterste Stufe ästhetischer Un-
bildung überwunden haben, die da meint,
ein Bauwerk, an dem »nicht viel dran« sei
(nämlich angeklebter Putzzierrat), könne nicht
schön sein!
Noch eins bleibt ernstlich zu erwägen:
Wer soll unsere Kunsthalle bauen? Wir
besitzen ältere einheimische Architekten von
gediegener Erfahrung, neben jüngeren und
begabten Leuten, welche an einer derartigen
Aufgabe ihre Leistungsfähigkeit zeigen und
sich sicher bewähren würden. Ich möchte