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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Schölermann, Wilhelm: Missstände und Missverhältnisse im Kunst-Leben Schleswig-Holsteins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0307

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Mißstände und Mißverhältnisse im Kunstleben Schleswig-Holsteins.

BERNHARD WENIG—HANAU.

Wohnzimmer in vorstehendem Kamin-Partie.

Ausführung;: Julius Glückert—Danustadt.

wäre. Die Tatsachen beweisen das Gegenteil.
Von jeher hat eine rege Beteiligung der
städtischen und ländlichen Bevölkerungs-
schichten am heimatlichen Kunstgewerbe
stattgefunden, an der Eichenholzschnitzerei,
der Weberei und Teppichwirkerei, Kunst-
töp/erei u. Fayence-Industrie / Die übergroße
Anhäufung kunstgewerblicher Schätze in
bäuerlichem Besitze zeugt gleichfalls für den
starken formbildenden Drang unserer Rasse.
Nach Zahl und Wert hat Schleswig-Holstein
immer ein verhältnismäßig hohes Kontingent
künstlerischer Kinzelkräfte gestellt und stellt
sie noch heute. Man braucht nicht bis
Achmed Carstens oder Jürgens Ovens,
Brüggemann oder Gudewerth zurückzugehen,
sondern sich in der Gegenwart der Namen
Brütt, Olde, Dettmann, Christiansen, Eck-
mann, Westphalen, Storch, Kallmorgen,
Johansen, Jessen u. a. m. zu erinnern. Land
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und Leute Schleswig-Holsteins sind leistungs-
fähig und geeignet, Vorbild und Stützpunkt
für eine autochthone Kunst zu bilden, denn
kein anderer Landstrich in Deutschland ist
reicher und dabei verhältnismäßig unver-
brauchter an malerischer Vielgestaltigkcit,
als unsere Doppelprovinz an zwei Meerufern,
die zugleich teilnimmt an der weichen, tonigen
Natur der Nordsee wie an der klaren,
buntfarbigen der Ostsee.

Wird es in Schleswig-Holstein allmählich
besser werden ? Dann wollen wir uns freuen,
dal) es noch nicht zu spät ist. Denn künst-
lerische Volkskultur und Volksgedeihen sind
untrennbar verbunden, in Wohl und Wehe.
Es kann und darf unsere verantwortlichen
und mit verantwortlichen Kreisen der Provinz
nicht länger gleichgültig bleiben, ob wir
durch die hier gekennzeichneten Mißstände
und Mißverhältnisse zwischen Kunstangebot
 
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