Neue Porzellane der Königlichen Porzellan-Mamt/akiur zu Meißen.
OTTO PILZ-LOSCHWITZ.
»Lama-Gruppe«. Porzellan.
Ausführung;: Kg;l. Porzellan-Manufaktur—Meissen.
strich wiedergeben; das kennzeichnend
Weiche der Befiederung und Behaarung
muß man vielmehr ausschließlich durch Form
und Farbe im Verein mit Material-Eigen-
schaften (runde Kanten, Glasurwirkungen)
herausbringen.
Form und Farbe des Porzellans unter-
stehen nur Gesetzen, die aus dem Stoffe und
seiner Verarbeitung entspringen. Aus der
Herstellungsweise, insbesondere aus dem
Formen, Bossieren und Brennen ergibt sich
die Forderung nach geschlossenen Gebilden.
Sie müssen mit bewegten Flächen arbeiten
und sich jeder Einzelheit enthalten, die im
Brande reißen oder krumm laufen könnte. —
Porzellan ist für die Wiedergabe mensch-
licher und tierischer Gestalten in kleinem
Maßstabe weit mehr geeignet als Bronze
oder gar Marmor. Das Biegsame und
Schmiegsame, die Beweglichkeit und Reg-
samkeit, die jedem lebenden Tier- und
Menschenkörper innewohnen, kurz gesagt,
das, was uns den Körper als lebend er-
712
scheinen läßt, es findet im Kleinkunst-
werke des Porzellans seinen beredten Aus-
druck. Allen diesen Eigenschaften und
Grundlehren werden die Meißener, man ver-
gleiche die Abbildungen, vollkommen ge-
recht. Nicht minder den Forderungen, die
das Malen mit Scharffeuerfarben stellt. Es
versteht sich von selbst, daß eine Manufak-
tur, die sich wie die Meißener auf eine so
lange Überlieferung und so ausgezeichnetes
Können ihrer heutigen Kräfte stützt, in ihrer
Palette neben den bekannten Scharffeuer-
farben auch solche aufzuweisen vermag,
z. B. ein Rot, die andere Manufakturen
nicht besitzen. Die Meißener Künstler ver-
wenden sie alle mit vollstem Verständnis.
Scharffeuerfarben gelangen noch im dünnsten
Auftrage zur Wirkung, weil die Glasur sie
viel klarer und intensiver herauskommen
läßt. Darum dürfen sie niemals dick auf-
getragen werden, sondern sie müssen wie
ein Hauch dem Scherben aufliegen; sie
müssen, weil sie selbst ein Teil des Scherbens
OTTO PILZ-LOSCHWITZ.
»Lama-Gruppe«. Porzellan.
Ausführung;: Kg;l. Porzellan-Manufaktur—Meissen.
strich wiedergeben; das kennzeichnend
Weiche der Befiederung und Behaarung
muß man vielmehr ausschließlich durch Form
und Farbe im Verein mit Material-Eigen-
schaften (runde Kanten, Glasurwirkungen)
herausbringen.
Form und Farbe des Porzellans unter-
stehen nur Gesetzen, die aus dem Stoffe und
seiner Verarbeitung entspringen. Aus der
Herstellungsweise, insbesondere aus dem
Formen, Bossieren und Brennen ergibt sich
die Forderung nach geschlossenen Gebilden.
Sie müssen mit bewegten Flächen arbeiten
und sich jeder Einzelheit enthalten, die im
Brande reißen oder krumm laufen könnte. —
Porzellan ist für die Wiedergabe mensch-
licher und tierischer Gestalten in kleinem
Maßstabe weit mehr geeignet als Bronze
oder gar Marmor. Das Biegsame und
Schmiegsame, die Beweglichkeit und Reg-
samkeit, die jedem lebenden Tier- und
Menschenkörper innewohnen, kurz gesagt,
das, was uns den Körper als lebend er-
712
scheinen läßt, es findet im Kleinkunst-
werke des Porzellans seinen beredten Aus-
druck. Allen diesen Eigenschaften und
Grundlehren werden die Meißener, man ver-
gleiche die Abbildungen, vollkommen ge-
recht. Nicht minder den Forderungen, die
das Malen mit Scharffeuerfarben stellt. Es
versteht sich von selbst, daß eine Manufak-
tur, die sich wie die Meißener auf eine so
lange Überlieferung und so ausgezeichnetes
Können ihrer heutigen Kräfte stützt, in ihrer
Palette neben den bekannten Scharffeuer-
farben auch solche aufzuweisen vermag,
z. B. ein Rot, die andere Manufakturen
nicht besitzen. Die Meißener Künstler ver-
wenden sie alle mit vollstem Verständnis.
Scharffeuerfarben gelangen noch im dünnsten
Auftrage zur Wirkung, weil die Glasur sie
viel klarer und intensiver herauskommen
läßt. Darum dürfen sie niemals dick auf-
getragen werden, sondern sie müssen wie
ein Hauch dem Scherben aufliegen; sie
müssen, weil sie selbst ein Teil des Scherbens