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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Zimmermann, Ernst: Kirchliche Kunst auf der III. deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0334

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Kirchliche Kunst auf der III. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung.

KARL NEUHAUS—DRESDEN.

Grabmal in Muschelkalk.

Unter ersteren sind die prächtigen Apostel-
figuren des Münchner Huber in der katho-
lischen Kirche zu nennen, unter letzteren
die des Dresdner Roeßler (vergl. Heft X,
Abb. S. 610) in der protestantischen. Zahl-
reiche Bildhauer-Arbeiten schmücken die
Wände, voran die tief empfundene Werke des
kürzlich so früh verstorbenen Dresdner Bild-
hauers Hudler, ein treffliches Epitaphium
von E. Pfeifer in München und vor allem
die für Holz berechneten, kleinen Apostel-
figuren des Münchner Bildhauers Heilmeyer,
die ihre Züge z. T. unmittelbar dem kirch-
lichen Leben unserer Zeit entnommen zu
haben scheinen. Wichtiger jedoch ist, was
sich hier an Kirchengerät darbietet. Denn
wenn irgend etwas unter den kirchlichen
Dingen der Reform bedürftig ist, so ist
es dieses, in katholischen wie in protestan-
tischen Ländern. In ersterer Beziehung sind
hier zu nennen die künstlerischen Wachs-
arbeiten der Hof-Wachswarenfabrik Eben-
boeck in München, die in der katholischen
Kirche bekanntlich eine so große Rolle

spielen, als Wachskerzen wie als Votivbilder.
Es ist hier alles getan, um diese Gegen-
stände künstlerisch, wie volkstümlich zu ge-
stalten. Im Kultgerät dagegen walten die
alten Formen stark vor. Solidität der
Arbeit ist hier, was sie »modern« macht.
Auf protestantischer Seite ist die bedeu-
tendste Tat unzweifelhaft die künstlerisch-
volkstümliche Ausgestaltung des Gesang-
buches durch die Pastoral - Konferenz in
Straßburg — schon äußerlich kann es da-
durch den Menschen wieder ans Herz wachsen
— weiter die Ausgestaltung des Einzel-
kelches für das Abendmahl, den die hygie-
nischen Überzeugungen unserer Zeit immer
gebieterischer verlangen.

Doch noch ein Gebiet unseres inneren
Lebens und Empfindens, das zwar nicht un-
mittelbar zum religiösen gehört, durch dieses
aber erst seine volle Weihe empfängt, ist
hier gleichfalls in versuchter künstlerischer
Wiederaufbelebung vertreten: die Friedhofs-
kunst, die Kunst des Grabdenkmals. Was
diese früher für die Entwicklung der Ge-

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