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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Zimmermann, Ernst: Typisches und neues in der Raumkunst: auf der III. deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0360

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Typisches und Neues in der Raumkunst.

PROF. WILH. KREIS—DRESDEN.

Bibliothek-Raum, Wände und Decke in Esclienholz.

Ausf der Tischler-Arbeiten: Tischlermeister Hellwig—Meissen. Fusshoden: Sachs.
Steinholz werke iDolomcnt«—Dresden. Kronleuchter von C. R. Richter—Dresden.

stets. Dagegen muß mit um so größerem
Nachdruck auf die Erfindung der Kompo-
sitions-Tapete hingewiesen werden, zu deren
Ausführung sich erfreulicher Weise die Firma
E. Jven & Sohn in Hamburg entschlossen
hat. Diese Kompositions-Tapete bedeutet,
falls sie sich wirklich weiter verbreiten sollte,
auf dem Gebiete der Tapete eine kleine
Revolution: sie hebt ihren eintönigen
Charakter völlig auf. Die Tapete war bisher
immer doch nur das richtige Surrogat einer
Wandbespannung gewesen. Ihre Bahnen
liefen durch, von oben bis unten, schlössen
sich gleichmäßig an, nach rechts wie links,
gleich einer zusammengenähten Stoff-Fläche,
die an ihrem äußersten Ende erst angeheftet zu
werden braucht. Jetzt scheint sich die Tapete
endlich zu besinnen, daß sie geklebt wird, daß
sie ihre Befestigungs - Möglichkeit an jeder
Stelle der Wand hat. Sie wird in der Kom-
positions-Tapete in einzelnen, für sich ge-
musterten Teilen gedruckt, diese einzelnen

Teile dann, rhythmisch aneinander geordnet,
an die Wand geklebt. Dadurch bringt sie
die Tapete der Wandmalerei näher: sie ge-
stattet, lediglich mit der Hilfe von bedrucktem
Papier eine rhythmische Gliederung der Wand,
die Abwechslung und Belebung bedeutet.
Freilich, in der Fland eines Pfuschers, da
mag sie zum törichten Spielzeug werden,
das mehr Unheil als Segen stiftet. Der
wirkliche Künstler jedoch wird in ihr ein
neues Hilfsmittel zu freier, künstlerischer
Gestaltung erblicken, er wird mit ihr machen,
was sich irgendwie mit ihr machen läßt.
In diesem Falle hat Behrens die Wand des
Zimmers durch aufgeklebte, ornamentierte
Borten in einzelne Felder zerlegt. Er hat
auf diese Weise lediglich mittelst Papier
Wirkungen erreicht, wie andere Künstler,
z. B. Niemeyer in seinen Zimmern durch
Holzleisten oder Litzen. Er hat sie erreicht,
ohne dem Stoff d. h. dem Papier Zwang
anzutun und hätte gewiß in gleicher Weise

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